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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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tot, und wenn die Sauerei noch so groß ist.«
    »Commander Sassinak«, sagte sie. »Flottencaptain des schweren Kreuzers Zaid-Dayan, der im Orbit …«
    »Und ich bin Luisa Paradens Friseur! Laßt euch was Besseres einfallen, sonst …«
    »Aber sie ist es wirklich«, schaltete sich Aygar ein. Die andere Frau kniff die Augen zusammen, als sie seinen fremdartigen Akzent hörte. »Sie hat mich …«
    Sassinak hatte eine Hand am Lukenrand. Eine ferne Erschütterung vibrierte in ihren Fingerspitzen.
    »Ruhig«, sagte sie. Nicht laut, aber mit Nachdruck.
    Alle verharrten. Die Stille schien zu erbeben.
    »Sie kommen. Ich spüre Schwingungen.« Derjenige, der gesprochen hatte, knurrte einen unterdrücken Fluch, dann sagte er: »Also los! Beeilt euch! Wir klären das später.«
    Sie folgten dem Tunnel, einer nackten, kühlen Röhre aus einem graugrünen Metall, das mit etwas Elastischem ausgelegt war. Darunter, dachte Sassinak, mußte sich das verbergen, wofür der Tunnel eigentlich bestimmt war. Sie war sich bewußt, daß ihr ein Mann mit einem Gewehr folgte, daß Aygars zunehmende Verwirrung ihn an den Rand der Panik brachte und daß ihre Beine schmerzten.
    Nach kurzer Zeit hätte sie schon nicht mehr zurückgefunden. Sie bewegten sich zu schnell, kamen an zu vielen Schächten und Tunneln vorbei, als daß sie Gelegenheit gehabt hätte, sich zu orientieren. Sie fragte sich, ob es Aygar besser erging. Seine Jagderfahrung war ihm vielleicht eine Hilfe. Ihre Ohren klingelten einmal, und dann noch einmal, woraus sie schloß, daß sie sich inzwischen tief unter der Planetenoberfläche befanden. Genau dort, wo sie nun wirklich nicht sein wollte. Aber sie lebte noch. Daran mußte sie sich erinnern; sie und Aygar hätten längst tot sein können.
    Schließlich blieben ihre Häscher stehen. Sie hatten eine gut beleuchtete, scheunenartige Kammer erreicht, die sich in einen der kleineren Tunnel öffnete. Auf einer Seite standen Tonnen und Lattenkisten bis an die niedrige Decke gestapelt. Wo der Boden freiblieb, hatte man mit zerfetzten Decken und Teppichstapeln Schlafstellen eingerichtet. Zerbeulte Plastikcontainer enthielten Wasser und Nahrung. Einige zusammengekauerte Gestalten schliefen, anderen hockten in kleinen Gruppen zusammen, ein paar gingen rastlos auf und ab. Das Stimmengewirr verstummte, und Sassinak sah blasse Gesichter, die sich ihr zuwandten, starr vor Angst und Zorn.
    »Wir haben zwei von oben mitgebracht«, sagte der Anführer ihrer Gruppe. »Einer behauptet, ein Flottencaptain zu sein.«
    Das gehässige Lachen, in das die anderen ausbrachen, klang eher angestrengt als belustigt.
    »Dieser dicke Brocken da?« fragte jemand.
    »Nein. Die … die Dame.« Sassinak hatte das Wort noch nie als eine Beleidigung gehört, aber es war nicht zu überhören, wie es gemeint war. »Die Pollys waren hinter ihnen her, und sie haben nicht einmal gewußt, was die orangefarbenen Uniformen bedeuten.«
    Ein stämmiger Mann, der für seinen Knochenbau zu wenig Fleisch auf den Rippen hatte, zuckte die Achseln und trat vor. »Eine Außenweltlerin könnte es auch nicht wissen. Vielleicht ist sie …«
    »Eine Außenweltlerin? Kann schon sein. Aber von der Flotte? Flottenmitglieder treiben sich nicht in der Kanalisation rum. Sie lassen doch nicht ihre luxuriösen Schiffe im Stich und machen sich die Füße schmutzig. Sie fliegen frei und sauber durch den Weltraum und lassen uns in der Sklaverei verrotten. Das ist die Flotte!« Der Anführer spuckte Lunzie vor die Füße und grinste sie an.
    »Ich glaube, ich weiß soviel über Sklaverei wie die meisten von euch«, sagte Sassinak ruhig.
    »Weil ihr angeblich Sklavenhändler jagt, euch aber von Parchandri bestechen laßt?« Das kam von einem anderen, einem dürren, gebeugten kleinen Mann, dessen Gesicht mit Narben übersät war.
    »Nein, weil ich selbst Sklavin gewesen bin«, sagte Sassinak. Fassungslosigkeit trat in die angespannten Gesichter. Jetzt hörten sie alle aufmerksam zu. Sassinak ging davon aus, daß sie nur eine Chance hatte. Sie sah den Anwesenden nacheinander in die Augen und nickte, weil sie sich ihrer Aufmerksamkeit sicher sein konnte. »Ja, es stimmt. Als ich ein Kind war, wurde die Kolonie überfallen, in der ich lebte. Ich habe meine Eltern sterben sehen. Ich habe die Leiche meiner Schwester in den Armen gehalten. Ich habe meinen kleinen Bruder nie wiedergesehen. Sie haben ihn zurückgelassen. Er war zu jung …« Ihr Stimme zitterte, selbst jetzt noch, sogar hier. Sie zwang

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