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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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den letzten Löffel Brei hinunter und spülte mit einem Schluck Wasser nach. Ringsum nahmen die zerlumpten Gestalten Platz und entspannten sich, blieben aber wachsam.
    »Was ist, wenn man nach uns sucht?« fragte sie. »Sollten wir nicht besser …?«
    Er tat das Problem mit einem Wink ab.
    »Natürlich suchen sie nach euch, aber sie haben noch keinen unserer Sensoren ausgelöst. Und wir haben Kundschafter draußen. Also keine Sorge.«
    Sassinak faßte knapp zusammen, was sich seit dem Empfang von Coromells Nachricht ereignet hatte. Der Bericht geriet ihr etwas verworren, aber sie hielt ihn für unumgänglich. Wenn sie hier unten starb – was sie natürlich nicht vorhatte –, mußte jemand die Wahrheit kennen. Die anderen hörten aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen, bis sie von dem Freudenhaus erzählte.
    »Sie waren bei Vanlis?« Das klang gleichermaßen überrascht wie wütend.
    »Ich habe nicht gewußt, um was es sich handelte«, sagte Sassinak und hoffte, daß es nicht wie eine Kritik klang. »Es war die nächste Tür, und die Frau hat uns geholfen.«
    Sie erzählte, wie die Frau auf Fleurs Namen reagiert hatte. Sie spürte, daß sie die anderen damit in eine prickelnde Spannung versetzte. Aber niemand sagte etwas, deshalb erzählte sie die Geschichte bis zu dem Moment weiter, als ihre jetzigen Gastgeber sie und Aygar ›gefangengenommen‹ hatten.
    »Das hört sich nach jeder Menge Ärger an«, brummte Coris, inzwischen weit weniger hochnäsig.
    »Tut mir leid.«
    Und es tat ihr wirklich leid, obwohl sie sich sehr viel besser fühlte, nachdem das geschmacklose Essen, das Wasser und die kurze Pause ihre Wirkung gezeigt hatten. Sie warf Aygar, der launisch an dem Verband in seinem Gesicht herumzupfte, einen Blick zu. Er schien seinen Schrecken überwunden zu haben.
    »Sie sind wie ein Faden, der Dinge miteinander verwebt, die wir nie zu verbinden gehofft haben«, sagte Jemi leise. Coris’ Frau war eine dünne Blondine. Sie sah älter als Sassinak oder Coris aus, es konnte aber auch an ihrem besorgten Gesichtsausdruck liegen. »Eklariks Laden … Varis Etablissement … Fleur … Samizdat … Wissen Sie, die da oben sind nicht dumm. Wenn sie Zeit zum Nachdenken haben, werden sie die Puzzlesteine schnell zusammenfügen. Ich hoffe, Varis hat Fleur gewarnt. Ansonsten …«
    Sie brauchte den Satz nicht zu beenden. Sassinak schauderte. Sie spürte, daß das anfängliche Interesse dieser Leute in einen Dunst aus Furcht und Feindseligkeit überging. Sassinak hatte ihre kostbare Existenz gefährdet. Es war alles so dumm. Sie hatte doch mit Arger gerechnet, oder? Sie hätte nicht so unvorsichtig sein und sich auf unbekanntes Gelände vorwagen sollen, um einen General zu treffen, dessen Personal darauf beharrte, daß er gerade einen Jagdurlaub machte. Und weil sie eine solche Idiotin gewesen war, würden sie und Aygar sterben, und diese Menschen hier, die schon genug durchlitten hatten, würden auch sterben. Und ihr Schiff? Eine Vision der Zaid-Dayan, die sauber und machtvoll im Orbit ruhte, füllte ihre Augen für einen Moment mit Tränen. Nein!
    Sie würde nicht hier unten sterben. Sie würde es nicht zulassen, daß die Paradens und Parchandris dieses Universums mit ihren schändlichen Plänen durchkamen. Bei Kipling, sie war eine Flottenkommandantin, und es wurde Zeit, daß sie wie eine handelte. Die vertrauten alten Routinen schienen ihren Geist zu beleben, als sie sich ihrer besann, so wie Lampen, die Sektion um Sektion ein dunkles Schiff erhellten. Statusberichte, Ressourcen, Personal, Ausrüstung, militärische Lage …
    Sie merkte nicht, daß sich ihr Rückgrat aufrichtete, bis sie die Wirkung in den Gesichtern der anderen sah. Sie starrten sie an, als stünde sie plötzlich in einem weißen Kampfpanzer statt in einem befleckten zivilen Overall vor ihnen. Ihre Reaktion steigerte ihre Erregung.
    »Also gut«, sagte sie, und ihre selbstsichere Stimme hallte durch die Kammer. »Dann wollen wir mal ihre Leichenhemden flicken.«

fünfzehntes kapitel
     
    Dupaynil starrte auf das Schott gegenüber seiner Koje und fand, daß das Glück reichlich überschätzt wurde. Der für Menschen reservierte Platz an Bord des Großen Glücks beschränkte sich auf diese winzige Kabine unmittelbar neben den Rohrleitungen, gegen die ihm das spartanische Kabuff in der Klaue geradezu wie eine Luxusunterkunft erschien, und eine kleine nackte Kammer, in der er essen, trainieren und sich entspannen konnte, soweit es seine strapazierten

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