Das Generationenschiff
der Flotte und der Föderation loyal gesonnen und würde keine Dummheiten anstellen, zum Beispiel die Föderationszentrale bombardieren. Er hoffte es zumindest.
»Panis, übernehmen Sie das Steuer.« Ollery stieß sich von der Konsole ab, sah Dupaynil herausfordernd an und streckte sich.
»Sir.« Panis, sein Stellvertreter, hatte sich zum Hauptsteuerpult geschlichen. Auch er warf Dupaynil einen Blick zu, bevor er wieder auf den Bildschirm schaute.
»Ich drehe eine Runde«, sagte Ollery. »Wollen Sie mitkommen, Major?« Er meinte eine Inspektionsrunde durch die langen Zugangsröhren.
Dupaynil schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht, danke. Ich wollte gerade …« Was? fragte er sich. Auf der winzigen Brücke konnte er nichts anderes tun, als auf Panis’ Hinterkopf oder auf den Stiernacken des Waffenoffiziers zu starren. Ein aufgeklappter Flachbildschirm verdeckte sein Gesicht, während er behutsam an den Waffensystemen hantierte. Zumindest vermutete Dupaynil, daß der winzige Joystick und das kleine Ding, das wie ein silberner Zahnstocher aussah, zu den Waffensystemen gehörten. Vielleicht machte er auch nur ein Spiel.
»Es wird Sie ermüden«, warnte Ollery. Dann war er durch eine der schmalen Luken verschwunden.
Ein langes Schweigen trat ein. Dupaynil bemerkte die abgenutzten Stellen an Ollerys Sitz, die verblaßten blauen Einbände der Flottenhandbücher, die als Nachschlagewerke auf einem Regal unter der Konsole des stellvertretenden Commanders standen. Schließlich sah der Jig Panis ihn über die Schulter an und lächelte scheu.
»Der Captain ist ein wenig nervös«, sagte er leise. »Wir haben das Nachschubdepot einen Tag früher erreicht.«
»Bericht von Ollery: Lebenserhaltungssysteme, Sektion 43, Rieselturm Nr. 2 läuft nur mit halber Kapazität.«
»Ist protokolliert, Sir.« Panis gab den Bericht ein, drückte mit dem Daumen auf einen Knopf und beauftragte ›Spezi Zigran‹ damit, den fraglichen Rieselturm zu überprüfen. Dann wandte er sich wieder Dupaynil zu. »Wir hatten seit einiger Zeit keinen Urlaub mehr«, erklärte er. »Der Captain meinte, wir könnten ein paar Tage freinehmen, um uns zu erholen, bevor wir uns auf die Inspektion vorbereiten.«
Dupaynil nickte. »Ach so … dann hat meine Mission Ihnen wohl die Party verdorben, was?«
»Ja. Zur selben Zeit sollte die Playtak anlegen.«
Mit einem lauten Klicken klappte der Waffenoffizier den Flachbildschirm zu. Dupaynil bemerkte, wie er den jungen Offizier ansah. Er hatte schon oft erlebt, wie ältere Unteroffiziere höheren Dienstgraden bis hin zum Admiral diesen warnenden ›Sie reden zuviel!‹-Blick zuwarfen.
Panis wurde rot und konzentrierte sich auf seine Konsole. Duaypnil fragte nicht weiter; er hatte genug gehört, um zu wissen, warum Ollery so feindselig war. Vermutlich war der Captain der Playtak mit Ollery befreundet, und sie hatten sich zum Feiern in diesem Nachschubdepot verabredet. Was ganz und gar den Vorschriften widersprach, denn Dupaynil hatte keinen Zweifel, daß sie ihre Befehle etwas großzügig ausgelegt hatten, damit sie zur gleichen Zeit vor Ort waren. Es mochte ganz harmlos sein, nur ein Treffen alter Freunde, aber es konnte auch mehr dahinterstecken. Schmuggel, Spionage, wer wußte es schon? Und er war ihnen in die Quere gekommen und hatte sie gezwungen, vorzeitig abzufliegen.
»Wie schade«, sagte er beiläufig. »Meine Idee war’s nicht. Aber die Flotte ist die Flotte, und Befehle sind Befehle.«
»Richtig, Sir.« Panis blickte nicht auf. Dupaynil sah zu dem Waffenoffizier hinüber, dessen mürrisches Gesicht sich nicht aufheiterte, auch wenn es keine offene Feindseligkeit ausdrückte.
»Arbeiten Sie für den Sicherheitsdienst, Sir?« fragte er.
»Richtig. Ich bin Major Dupaynil.«
»Und wir bringen Sie in den Seti-Raum?«
»Richtig.« Er fragte sich, woher der Mann das wußte. Ollery mußte Bescheid wissen, aber hatte er nicht begriffen, daß diese Befehle geheim waren? Natürlich waren sie nicht wirklich geheim, weil es sich um gefälschte Befehle handelte, aber … Er schob den Gedanken beiseite. Es war zu kompliziert, um darüber nachzudenken.
»Bäh. Verdammte Mistviecher.« Der Waffenoffizier legte das zahnstocherartige Werkzeug, das er benutzt hatte, in einen Werkzeugkoffer zurück und ließ sich zurücksinken. »Ich habe immer das Gefühl, daß sie unbedingt Ärger haben wollen.«
Dupaynil hatte von dem Waffenoffizier denselben Eindruck. Diese vernarbten Knöchel hatten sicher mehr als einen
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