Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
sagen was, aber er sagte, er wollte es Ihnen erzählen, damit Sie Bias verstehen.«
    Lunzie freute sich nicht besonders auf diese Erklärung. Wenn Bias gewisse Probleme hatte, konnte sie damit leben; man brauchte sie nicht zum Mitgefühl animieren. Aber sie vermutete, daß es schwierig sein würde, Tailler aus dem Weg zu gehen. Sie konnte es immerhin versuchen.
    »Ich esse heute mit Zebara zu Abend«, sagte sie. »Bias wird einfach damit leben müssen.«
    Jarl sah ihr tief in die Augen. »Nicht daß ich Bias’ Meinung wäre, aber halten Sie das für klug? Sie wissen doch Bescheid.«
    »Ich weiß, was Sie gesagt haben, aber ich weiß auch, was Zebara vor über vierzig Jahren für mich getan hat. Dafür stoße ich Bias gern vor den Kopf und gehe jedes Risiko ein, das Sie fürchten.«
    »Ich habe den Sicherheitsdienst nirgendwo gemocht, ganz gleich, ob’s der interne, der externe oder der militärische ist. Es hat noch keinen gegeben, der sich nicht als die private Interessenvertretung von irgendjemand herausgestellt hat. Sie hatten selbst schon einmal ein unangenehmes Erlebnis mit Schwerweltlern. Sie haben eine nahe Verwandte in der Flotte. Genug Gründe, um etwas gegen Sie zu haben.«
    »Nicht für Zebara!« Lunzie hoffte, daß sie überzeugt klang. Tief in ihrem Innern hegte sie genau diese Befürchtung.
    »Seien Sie einfach vorsichtig«, sagte Jarl. »Ich will nicht Ihretwegen meinen Hals riskieren müssen. Und ich will nicht zu Hause jede Menge unangenehmer Fragen beantworten, wenn Sie verschwinden.«
    Lunzie lachte fast, dann merkte sie, daß er ganz aufrichtig war. Er hatte ihr den mäßigen Respekt entgegengebracht, den er ihr als Kollege schuldig war, aber empfand keine besondere Freundschaft für sie (oder sonst irgendwen) und würde sich nicht aufraffen, ihr zu helfen, wenn sie in Schwierigkeiten geriet. Sie konnte sich schnell von einer Kollegin in ein großes Ärgernis verwandeln, was nach seiner Wertordnung ausreichen würde, um sie von der Liste seiner Bekannten zu streichen.
    Ihre Beklemmungen wurden noch dadurch verstärkt, daß Tailler sie tatsächlich noch erwischte, bevor sie das Zentrum verließ, und darauf bestand, ihr ausführlich von dem Vorfall zu berichten, der Bias so empfindlich gegenüber › Beziehungen zwischen Forschungspersonal und Einheimischen gemacht hatte. Eine schmutzige kleine Geschichte, dachte Lunzie; nichts Spektakuläres und gewiß keine Rechtfertigung für seine anhaltende Skepsis. Er mußte schon recht prüde gewesen sein, bevor der Zwischenfall ihm einen Vorwand geliefert hatte, in Prüderie zu schwelgen.

sechstes kapitel
     
    Dupaynil hastete durch die verkratzten, widerhallenden Korridore der Transferstation zum Steuerzentrum, wo der Captain der Klaue ihn mit der Aufforderung begrüßte, daß er ›Beine machen‹ und sich in die Andockbucht des Begleitschiffs begeben sollte, und hatte erst Gelegenheit, über seinen Einsatz nachzudenken, als er sicher festgeschnallt in der winzigen Reservekabine des Begleitschiffs lag. Er war seit Jahren auf keinem kleineren Schiff als einem leichten Kreuzer geflogen, und noch nie in einem Schiff der Eskortklasse. Nach der Zaid-Dayan kam ihm das Ding unglaublich klein vor. Wahrscheinlich mußte er für die Dauer der Reise in dieser winzigen Kammer ausharren, in der kaum genug Platz war, um sich hinzulegen. Er hörte ein lautes Klirren, als etwas gegen den Rumpf stieß, dann zündeten die Insystemtriebwerke des Begleitschiffs und drückten ihn seitlich in sein Geschirr. Das kleine Schiff verfügte über eine Art künstlicher Schwerkraft, die aber bei weitem nicht an das Hauptdeck der Zaid-Dayan heranreichte, wo man das Gefühl hatte, auf einem Planeten zustehen.
    Die glühenden Zahlen auf dem Display unter der Decke verrieten ihm, daß zwei Standardstunden vergangen waren, als er plötzlich ein seltsames Stechen spürte und begriff, daß das Schiff auf die FTL-Turbinen umgeschaltet hatte. Obwohl er eine Grundausbildung in Astronavigation absolviert hatte, war er nicht daran gewöhnt, und er hatte nur eine vage Vorstellung davon, was ein FTL-Flug wirklich bedeutete. Oder wo sich das Schiff im Moment, konventionell ausgedrückt, eigentlich befand. Er betrachtete es so, als habe er den Kreuzer mit seiner inzwischen vertrauten Mannschaft und seinem höchst attraktiven Captain irgendwo hinter sich zurückgelassen. Seinem sehr wütenden und höchst attraktiven Captain. Er wünschte, sie hätte seinen Motiven nicht so offenkundig mißtraut. Sie

Weitere Kostenlose Bücher