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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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gesetzt. Seine neuen Erkenntnisse juckten ihn geradezu, und er konnte sie keinem anderen mitteilen. Ssli konnten mit Menschen Beziehungen eingehen, die über den reinen Dienst hinausreichten. Auch mit anderen Rassen? Mit Webern? Waren die Ssli vielleicht telepathisch veranlagt? Niemand hatte das vermutet. Dupaynil schaute sich auf der Brücke um und sah nur Gesichter von Menschen, die sich in ihre Arbeit vertieft hatten. Er räusperte sich, und der Captain blickte auf.
    »Haben Sie … äh … irgendwelche Weber an Bord?«
    Er sah ihn seltsam an. »Weber? Nein, warum?« Bevor er antworten konnte, hob Ollery einen Zeigefinger. »Ach ja! Ich weiß, Sie haben unter Sassinak gedient. Sie hat an Webern einen Narren gefressen, nicht? Man erzählt, es hat schon auf der Akademie angefangen. Sie war in einen Weber verliebt oder so. Stimmt das?« Ollery hatte diesen wiehernden Ton in der Stimme, den man bei allen hörte, die ihren Vorgesetzten immer nur das Schlechteste wünschten.
    Dupaynil unterdrückte einen Wutanfall. Als Offizier des Sicherheitsdienstes hörte er sich Klatsch von Berufs wegen an. Müßigen Klatsch, gehässigen Klatsch, pikanten Klatsch, langweiligen Klatsch. Gewöhnlich fand er ihn dumm und manchmal abstoßend; ein notwendiger, aber unangenehmer Aspekt seiner Karriere. Aber auf Sassinak bezogen, machte ihn dieses Gerede rasend.
    »Soviel ich weiß«, sagte er so gelassen, wie er konnte, »wurde diese Geschichte von einem Kadetten in Umlauf gebracht, den man ausschloß, weil er weibliche Kadetten bestohlen und belästigt hatte.« Er kannte die Wahrheit. Er hatte die Dateien eingesehen. »Commander Sassinak«, er betonte absichtlich den Dienstgrad und amüsierte sich über Ollerys blasses Gesicht, »beschränkt ihr Geschlechtsleben auf ihre Privatkabine, wo es hingehört und wo ich es auch lassen werde.«
    Ein gedämpftes Lachen hinter ihm deutete an, daß jemand der Ansicht war, der Captain habe seine Kompetenzen überschritten oder Dupaynils Verteidigung beruhe auf eigenen Erfahrungen. Er beließ es dabei und hoffte, daß niemand nachfragen würde.
    Auf der Brücke wurde es still. Er grübelte weiter. Telepathische Weber und ein Schiffscaptain, der sich manchmal auf diese Weise mit ihnen verständigen konnte. Er hatte die Berichte über Sassinaks ersten Einsatz gelesen. Ein Ssli, der … Plötzlich fiel ihm etwas ein, das auf dem Flug vor seiner Versetzung auf die Zaid-Dayan geschehen war. Sassinak hatte darüber in ihrer Aussage vor dem Untersuchungsausschuß berichtet. Ihr Ssli, eben jener Ssli, hatte für einen Moment die Kontrolle über das Schiff übernommen und es für Sekunden in den FTL-Raum versetzt. Eine Maßnahme, die sie als ›beispiellos‹, aber auch ›als den einzigen Grund, warum ich heute hier stehe‹ bezeichnet hatte.
    Er hatte allmählich den Verdacht, daß die Flotte viel zu wenig über die Fähigkeiten der Ssli wußte. Aber er hatte im Moment keine Möglichkeiten, mehr herauszufinden, deshalb konzentrierte er sich auf Sassinaks Person. Wenn er darüber nachdachte, fand er ihr Handeln nachvollziehbar. Er hätte sich in den Hintern treten können, weil er nicht begriffen hatte, daß sie gegen jede Bedrohung, die sie wahrnahm, schnell und entschlossen vorgehen würde. Sie hatte ihn nie gern an Bord gehabt. Sie hatte ihm nie wirklich vertraut. Deshalb hatte sie natürlich reagiert, als sie herausfand, daß er eine geheime Nachricht an sie gelesen hatte. Ihre Lebensgeschichte deutete darauf hin, daß sie ein Talent dafür hatte, Gefahren sofort zu erkennen und auf eine unvorhersehbare, effektive Weise darauf zu reagieren.
    Also saß er hier fest und war von jeglicher Kommunikation abgeschnitten, bis das Begleitschiff sein Ziel erreichte. Er konnte weder die Gültigkeit seiner Befehle überprüfen (auch wenn er keinen Zweifel mehr hatte, von wem sie stammten), noch konnte er jemandem mitteilen, was er herausgefunden hatte. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, daß Sassinak vielleicht mehr im Sinn gehabt hatte, als ihn vom Schiff zu schaffen, bevor er ›etwas anstellen‹ konnte. Vielleicht hatte sie andere Pläne. Vielleicht würde sie die Zaid-Dayan nicht brav in die Föderationszentrale bringen, entwaffnen und ihre Shuttles lahmlegen.
    Für einen Moment mußte er Panik niederkämpfen. Sie konnte schlechterdings alles tun. Dann beruhigte er sich wieder. Die Frau war brillant, aber nicht verrückt. Sie war nicht zimperlich, wenn sie sich verteidigte, und reagierte auf Gefahren, aber sie war

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