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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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beiden Männer, an denen Elektroschockstäbe und Handschellen hingen. »Jetzt werft mir die Schockstäbe zu, und wenn ihr nicht wollt, dass ich sie an euch einsetze, kettet ihr euch mit den Handschellen aneinander und danach an diese Wurzel.« Sie deutete mit der einen Pistole auf eine aus dem Erdreich ragende Wurzel, die zu dem Baum im Rücken der Gardisten gehörte.
    Zähneknirschend leisteten die beiden ihren Befehlen Folge. Carya nahm auch die Schockstäbe an sich und schob sie in die Tasche ihres Overalls. Danach legte sie ein paar Schritte Distanz zwischen ihre Gegner und sich. Rasch blickte sie sich im Wald um. Von der Hütte kommend schwärmten weitere Gardisten in den Wald aus. Unmittelbare Gefahr drohte von ihnen aber nicht.
    Aus den Augenwinkeln gewahrte Carya eine Bewegung. Sie fuhr herum. Gleich darauf entspannte sie sich, als sie Emm erkannte, die offenbar zurückgekommen war, weil sie Caryas Stimme gehört hatte. »Hier, nimm die«, sagte Carya und warf Emm eine der Pistolen zu. Die Invitro-Frau griff ins Leere und musste die Waffe vom Waldboden aufheben. Carya begriff, dass sie die Dunkelheit im Wald unterschätzt hatte. Nicht jeder hatte so scharfe Sinne wie sie seit ihrer Behandlung durch Ziyi.
    Sie schnappte sich noch eine der Taschenlampen der Gardisten, dann rannte sie zu Emm hinüber. »Los, weg hier, bevor die Verstärkung eintrifft und …«
    Ein gewaltiger Donnerschlag unterbrach sie, der aus Richtung der Hütte der Widerständler durch den Wald hallte. Das Aufjaulen von Rotoren war zu hören. Ein Bersten und Krachen folgte, und eine zweite Explosion ertönte. Die Zerstörung des Geheimverstecks, die Emm per Zeitzünder ausgelöst hatte, war dem Rotorschweber der Zonengarde zum Verhängnis geworden.
    Es herrschte Totenstille unter den Bäumen, während das Echo der Explosion verhallte. Im nächsten Moment setzten Hilferufe und aufgeregtes Schreien ein. Wo die Hütte im Wald gestanden hatte, ragten nur noch Trümmer auf, die von den Flammen des brennenden Schweberwracks erhellt wurden.
    Carya berührte Emm am Arm. »Verschwinden wir, solange die beschäftigt sind«, sagte sie. Seite an Seite liefen sie durch den Wald, wobei Carya Emm die Führung überließ, da diese sich trotz der Finsternis in der Gegend besser auskannte.
    Sie hatten vielleicht zweihundert Meter zurückgelegt, und wie es schien, waren alle Verfolger nach der Explosion der Hütte zurückgeblieben, als sie plötzlich leise gerufen wurden. »Carya, he, hierher.«
    Carya richtete ihre Aufmerksamkeit und den Strahl der Taschenlampe auf die Stelle. In einer Senke hinter einigen Sträuchern hockten Pitlit und Ferrer. Der Straßenjunge winkte sie hektisch näher. »Kommt rüber.«
    Eilig gesellten sie sich zu den beiden und glitten hinter dem Strauchwerk in Deckung. Pitlit wirkte unversehrt, aber Ferrer hielt sich den Knöchel und machte eine verbissene Miene. »Habt ihr eine Ahnung, ob die anderen entkommen sind?«, wollte er wissen.
    Emm schüttelte den Kopf. »Ich habe Ziyi schreien hören, weiß aber nicht, was mit ihr passiert ist. Ich habe mich nicht umgedreht, sondern bin einfach nur gerannt. Telep habe ich, wenn ich nicht irre, in südliche Richtung fliehen sehen, aber er wurde sicher genauso verfolgt wie ich. Keine Ahnung, ob er entkommen ist. Jedenfalls wäre ich ohne Caryas Eingreifen jetzt nicht hier, sondern säße verhaftet in einem Wagen der Zonengarde oder läge erschossen drüben zwischen den Bäumen.«
    »Bei der Hütte wurde noch gekämpft, bis sie in die Luft geflogen ist«, fügte Carya hinzu. »Danach …« Sie brach ab.
    Ferrer machte ein betretenes Gesicht. »Ja, ich fürchte, die Sprengladung ist etwas zu heftig ausgefallen. Ich bin Experte für Feinelektronik, nicht für Explosivstoffe.« Er stockte. Etwas leiser fügte er hinzu: »Ich hoffe, keiner von unseren Leuten ist dabei ums Leben gekommen.«
    »Wie sieht es eigentlich mit dir und deinem Knöchel aus?«, wollte Emm wissen.
    Ihr Gefährte machte eine wegwerfende Bewegung. »Ach, das ist nichts. Ich bin nur im Dunkeln an einer Wurzel hängen geblieben. Danach war an eine weitere Flucht nicht mehr zu denken. Gebrochen ist aber nichts. Der Knöchel ist bloß verstaucht – wenn überhaupt. Wahrscheinlich werde ich schon morgen nichts mehr davon merken.«
    »Ich habe gesehen, wie er vor mir umgeknickt ist«, warf Pitlit ein. »Deshalb haben wir uns gemeinsam hier versteckt.«
    »Und was machen wir jetzt?«, wollte Carya wissen. »Wie es aussieht, wurde

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