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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ersten Stock. Vor einer Tür am Gangende stand ein weiterer Elitegardist. In seiner blausilbernen Kampfpanzerung füllte er fast den ganzen Korridor aus. Als der Adjutant sich näherte, trat er ein wenig zur Seite. Die Holzbohlen unter seinen Füßen knarrten bedenklich.
    Jonans Führer klopfte, trat ein und wechselte ein paar kurze Worte mit jemandem im Inneren. Anschließend bedeutete er Jonan einzutreten, und nachdem dieser der Aufforderung Folge geleistet hatte, schloss der Mann die Tür wieder hinter ihm.
    Der Raum mochte ursprünglich ein großes Schlafzimmer gewesen sein, aber die Diener des Mondkaisers hatten alle Möbel entfernt und durch selbst mitgebrachte ersetzt. Sogar auf einem Kriegszug ließ sich der Kaiser einen Hauch von Prunk nicht nehmen. Im vorderen Bereich des Raums standen ein paar kostbar wirkende Polsterstühle. An der hinteren Wand, eingerahmt durch blausilberne Vorhänge und unter einem großen Wappen aufgestellt, befand sich auf einem niedrigen Podest ein breiter Sessel. Ein vielarmiger, silberner Kerzenständer sorgte für Licht.
    Der Mondkaiser stand am Fenster und blickte hinaus auf das Treiben vor dem Gebäude. Als er Jonan hereinkommen hörte, drehte er sich um. »Templer Estarto, sehr schön.«
    »Eure Majestät.« Jonan verbeugte sich. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Sie können dem Angebot zustimmen, meiner Armee beizutreten«, sagte der Kaiser ohne Umschweife.
    Verblüfft starrte Jonan ihn an. »Ich … Das ist ein äußerst großzügiges Angebot, insbesondere, da Ihr vermutlich wisst, unter welchen Umständen ich aus den Reihen des Templerordens ausgeschieden bin. Wie komme ich zu der Ehre?«
    »Tatsächlich sind diese Umstände ein nicht geringer Grund für mein Angebot«, gab der Mondkaiser zurück. »Sie sind ein Mann mit Anstand und Gewissen. Solche Männer kann ich gebrauchen.« Die silbern geschminkte Mundpartie unter seiner fast das ganze Gesicht verhüllenden Maske zuckte in der Andeutung eines Lächelns. »Außerdem wäre es mir ein persönliches Vergnügen, Sie dem Zugriff von Großinquisitor Aidalon zu entziehen.«
    »Das würde auch mir gefallen, aber ich müsste vorher mit Paladin Alecander sprechen, dem ich im Augenblick zumindest halb offiziell verpflichtet bin.«
    »Diese Mühe können Sie sich sparen. Er war es, der mich bat, Ihnen die Möglichkeit zu gewähren, Ihre Fähigkeiten erneut nutzbringend einsetzen zu können, ohne dass die Bürde, als Verräter Ihrer Kameraden dazustehen, auf Ihnen lastet.«
    Das machte Jonan sprachlos. Er hatte keine Ahnung, womit er die Fürsprache solch mächtiger Männer verdient hatte, aber er war dafür so dankbar, dass er es kaum in Worte kleiden konnte. »In diesem Fall stehe ich Euch zu Diensten, Majestät«, verkündete er und verbeugte sich noch einmal. »Mit einer Einschränkung.«
    Einige Sekunden lang musterte der Mondkaiser Jonan mit seinen unheimlich sezierenden Augen. »Richtig, ich erinnere mich. Sie lieben es, Ihr Glück zu strapazieren.«
    »Ich muss es, verzeiht mir, Eure Majestät«, erwiderte Jonan. »Gerne ziehe ich mit Euch gegen die Erdenwacht und kämpfe, bis wir den Sieg errungen haben. Danach allerdings muss ich nach meinen Freunden suchen, Carya und Pitlit. Sie sind im Tal der Wacht verschollen. Ich kann sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Vor allem Carya nicht.«
    Der Mondkaiser neigte den Kopf. »Das sollen Sie auch nicht. Keine Sorge, wir werden Ihre Herzensdame finden,
Chevalier
Estarto.«
    Draußen auf dem Flur wurden schwere Schritte laut, und es klopfte an der Tür.
    »Ja?«
    Die Tür wurde geöffnet, und Paladin Alecander steckte den Kopf herein. Seine Miene war ernst. »Verzeiht die Störung, Eure Majestät. Aber wir haben immer noch keine Nachricht aus dem Tal. Meine Leute dort melden sich einfach nicht. Wir bekommen nicht einmal Kontakt zu ihrem Kommunikationssystem.«
    Der Mondkaiser neigte fragend den Kopf. »Für gewöhnlich waren sie sehr zuverlässig, nicht wahr?«
    »Absolut«, bestätigte Alecander. »Daher befürchte ich das Schlimmste.«
    Nachdenklich ging der Kaiser ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. »Wie beurteilt Ihr die Lage, Paladin?«, fragte er.
    »Meines Erachtens bleibt uns keine Wahl, als weiterzumachen, vielleicht sogar unsere Vorbereitungen zu beschleunigen. Wenn wir uns jetzt zurückziehen, werden wir nie wieder die Gelegenheit bekommen, die Erdenwacht anzugreifen, da bin ich mir sicher.«
    »Dem stimme ich zu.« Der Mondkaiser hob den Kopf. Das Licht der

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