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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nächstbester Gelegenheit besorgen wir dir neue Kleidung – euch beiden.« Er warf Pitlit einen kurzen Blick zu. »Bloß zur Sicherheit. Wer weiß, welches Ungeziefer euch noch im Hemd hängt.«
    Mit stummer Faszination betrachtete Jonan die Ameise, die über seinen Handrücken wanderte. Er saß an einem Tisch im Schankraum einer ehemaligen Herberge, die von dienstbaren francianischen Geistern unweit des auf der Wiese aufgeschlagenen Zelts des Mondkaisers hergerichtet worden war, um als Aufenthaltsbereich für die Gäste zu dienen, und wartete darauf, dass ihre Delegation ins arcadische Lager zurückkehrte. Wo die Ameise plötzlich herkam, vermochte er nicht zu sagen. Vermutlich hatte sich das winzige Insekt in einer Spalte des Holztischs verborgen, als die Diener des Kaisers den Raum geputzt hatten.
    Der Plan der Verschwörer stand nun, und der König von Austrogermania hatte sich bereits mit seinen Offizieren wieder verabschiedet, um im Schutze der hereingebrochenen Nacht mit einem schnellen Motorwagen in aller Heimlichkeit zu seinen Truppen im Norden zurückzukehren. Maximilian war sozusagen ihr Ass im Ärmel, denn dass man sich mit zwei Heeren vor der Haustür der Erdenwacht einfinden konnte, ohne dass diese davon Wind bekam, daran glaubte nicht einmal Großinquisitor Aidalon, der von Militärstrategie sonst wenig Ahnung hatte.
    Die Ameise ertastete sich ihren Weg zwischen Jonans Fingerknöcheln hindurch. Sie schien unsicher zu sein, wie sie in diese Lage geraten war, und bestrebt, Jonans Hand möglichst schnell wieder zu verlassen. Er fragte sich, ob ihr bewusst war, dass er genau wusste, wo sie sich aufhielt, und dass er sie wie ein Gott aus der Höhe beobachtete. Natürlich konnte sie ihn jederzeit beißen, und es würde auch eine Weile schmerzen und jucken. Andererseits lag es in Jonans Macht, sie mit einem schnellen Schlag zu zerquetschen, bevor sie überhaupt wusste, wie ihr geschah.
    Jonans Finger schienen dem Insekt nicht geheuer zu sein. Es drehte sich um und zog sich eilig über den Handrücken zurück, auf der Suche nach einer Möglichkeit, Jonans warme Haut, die offenbar instinktiv alle Alarmglocken im beschränkten Geist der Ameise schrillen ließ, zu verlassen.
    Wir können nicht zurück,
dachte Jonan.
Wir müssen die Hand beißen und hoffen, dass der Biss stark genug ist, um den Körper zu Fall zu bringen, bevor er mit der anderen Hand zuschlägt.
Eigentlich gefiel ihm diese Analogie überhaupt nicht, denn sie wurde von seinen Befürchtungen genährt, dass sich der Mondkaiser, Paladin Alecander und Maximilian von Austrogermania trotz ihres eindrucksvollen Aufgebots an Männern und Kriegsmaschinen mit einem Gegner anlegten, der ihnen weit überlegen war.
    Jonan hob die andere Hand und schnippte die Ameise mit Daumen und Zeigefinger davon. Er wollte nicht länger darüber nachdenken.
    Der Vorhang wurde beiseitegeschlagen, und ein Adjutant in der Uniform der francianischen Armee trat ein. »Monsieur Estarto?«
    »Ja?« Jonan erhob sich.
    »Der Kaiser wünscht Sie zu sprechen.«
    Er versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, ein Ansinnen, das, wie er fürchtete, grandios scheiterte. »Mich?«, fragte er.
    »Jawohl, Monsieur«, bestätigte der Adjutant.
    »Gut … dann … ich stehe ihm jederzeit zur Verfügung.«
    »Folgen Sie mir bitte.«
    Der Soldat geleitete ihn aus dem Raum und einige Meter die Straße hinunter zu einem zweistöckigen Wohnhaus, über dessen Eingangstür das Banner des Mondkaisers hing. Das Zelt, in dem die denkwürdige Begegnung der Herrscher dreier Reiche stattgefunden hatte, wurde bereits wieder abgebaut. In der Zwischenzeit diente dieses Gebäude als zeitweiliger Kommandoposten.
    Sie passierten den vierköpfigen Wachtrupp aus Elitegardisten und betraten das Haus. In einem Raum direkt neben dem Eingang war die Zentrale eingerichtet worden. Paladin Alecander und General Palladio hielten sich dort auf, zusammen mit einigen Stabsoffizieren aus Francia. Sie alle warteten auf einen Funkspruch von ihren Verbündeten aus dem Tal der Erdenwacht, der bestätigte, dass die Operation wie geplant anlaufen würde.
    »Estarto?«, fragte Alecander, als Jonan in Sicht kam.
    »Ich habe eine Audienz bei Seiner Majestät«, beantwortete Jonan die unausgesprochene Frage.
    General Palladio hob überrascht die Augenbrauen. Alecander dagegen nickte bloß. »Dann lassen Sie den Kaiser nicht warten.«
    »Hier entlang«, sagte der Adjutant und führte Jonan die Treppe hinauf in den

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