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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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teuer.«
    »Können wir nicht irgendwie dafür sorgen, dass die Kameras und Funkgeräte der Erdenwacht ausfallen?«, mischte sich Pitlit ein, der bis jetzt auf einem alten Sofa lümmelnd schweigend zugehört hatte.
    »Was?«, fragte Emm verblüfft.
    »Na ja, wir können ihre Kampfmaschinen nicht mehr aufhalten, so viel ist klar. Aber wir könnten sie genauso hilflos machen wie uns, indem wir ihren Funk stören. Sie scheinen sich doch ziemlich auf Kameras und Peilsender und so ein Zeug zu verlassen.«
    Ferrer blinzelte, als er sich die Idee durch den Kopf gehen ließ. Ein eigentümlicher Glanz trat in seine Augen, und er setzte sich auf. »Ihre Kommunikation stören. Das ist gar nicht so dumm. Auf einem der Berggipfel drüben im Osten des Tals gibt es diese Anlage, ziemlich groß, nicht zu verfehlen. Über die läuft praktisch die gesamte drahtlose Kommunikation der Erdenwacht.«
    »Ich glaube, die haben Pitlit und mich bei unserem sehr kurzen Ausflug in den Industriebezirk gesehen«, sagte Carya.
    »Höchstwahrscheinlich«, bestätigte Ferrer mit einem Seitenblick. »Also, wenn es uns gelingen würde, dort hineinzukommen und den Großrechner zu zerstören, wäre das komplette Funknetz lahmgelegt. Keine Funkgeräte, keine Steuerung der Spionagedrohnen, keine Bildübertragung von den Überwachungskameras. Gut, es gibt Möglichkeiten, sich zu behelfen, aber bis sie die eingerichtet haben, wären sie praktisch blind und taub. Das könnte Julion und den anderen den nötigen Vorteil verschaffen, den sie brauchen, um trotz stehender Verteidigungslinie durchzubrechen. Ganz abgesehen davon gelingt es uns vor Ort vielleicht, eine Verbindung zu unseren Mitstreitern herzustellen und sie vor dem Geschehen hier zu warnen.« Er wirkte auf einmal ganz aufgeregt, beinahe euphorisch. »Emm, was hältst du davon?«
    »Also, ich bin dabei«, rief Pitlit und sprang vom Sofa. »Alles ist besser, als hier Staub anzusetzen.«
    Carya nickte. Sie empfand genauso. Sie musste einfach etwas tun, um gegen das schlechte Gewissen anzukämpfen, das sie plagte, weil sie nun schon zum zweiten Mal unbeabsichtigt Unheil über eine Gruppe guter Menschen gebracht hatte. Deren Wunsch nach einem freien Tal sollte Wirklichkeit werden. Dafür würde sie sorgen, wenn es nur irgendwie in ihrer Macht stand.
    »Machen wir es!«, sagte Emm entschlossen. »Für Curzo, Ziyi und die anderen!«
    Sie warteten, bis es draußen richtig dunkel geworden war. Dann verließen sie ihr Versteck, schlossen einen Wagen am anderen Ende der Wohnsiedlung kurz und fuhren auf abgelegenen Straßen ostwärts das Tal hinunter. Carya saß am Steuer, denn dank ihrer schärferen Sinne konnte sie den Wagen über weite Strecken mit abgeblendeten Scheinwerfern fahren, wodurch sie praktisch unsichtbar wurden, ein eiförmiges Phantom, das auf engen Pfaden am Rand der Erdenwacht-Siedlung dahinhuschte.
    Ihre Fahrt dauerte eine knappe Stunde, dann sahen sie zur Linken die Anlage oben auf der Spitze der Bergkette auftauchen. Strahler, die entlang des Hauptgebäudes angebracht waren, tauchten die Szenerie in orangefarbenes Licht. Die großen weißen Sendeempfangsschüsseln ragten in den dunklen Nachthimmel auf.
    Carya parkte den Wagen auf einem Kiesweg neben einem alten, leer stehenden Wohnhaus, von denen es hier, am Rand des Industriebezirks, einige gab. Sie schienen noch aus der Zeit zu stammen, bevor die Erdenwacht die Herrschaft übernommen hatte. Einige Hundert Meter die Hauptstraße hinunter begannen die riesigen Produktionshallen, in denen auch zu später Stunde noch gearbeitet wurde, wie an den erhellten Straßen zwischen den Gebäuden, dem dumpfen, stetigen Summen und Dröhnen von Maschinen sowie den dünnen Rauchfäden, die aus den Schornsteinen aufstiegen, zu erkennen war.
    In einem weiten Bogen, der sie am bewaldeten Hang oberhalb des Industriebezirks entlangführte, näherten sie sich der Kommunikationseinrichtung auf dem Gipfel. Ihr Plan war relativ simpel: Mit einer Zange aus dem Werkzeugkeller von Emms Versteck würden sie sich durch den Zaun schneiden, der das Gelände umgab, um sich anschließend von hinten dem Hauptgebäude zu nähern, das letzten Endes nicht mehr war als ein zweigeschossiger, weitgehend fensterloser Flachbau, in dem die Kommunikation gesteuert wurde. Ferrer würde die Hintertür knacken, danach würde Carya die Vorhut übernehmen, um mögliche Wachen in den Gängen mit einem der Schockstäbe auszuschalten, die sie den Zonengardisten abgenommen hatte. Den anderen

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