Das geraubte Paradies
sich der Großinquisitor.
»Wir könnten versuchen, mit einer Hundertschaft Freiwilliger direkt über die Berge zu gehen«, schlug Iudicaton vor. »Es gibt dort keine Wege, aber es sollte uns, entsprechend ausgerüstet, trotzdem gelingen, innerhalb von ein paar Tagen ins Tal vorzudringen.«
»Vielleicht sollten wir sogar mehrere dieser Gruppen links und rechts des Passes durch die Wildnis schicken«, überlegte der Mondkaiser. »Dann ist die Aussicht auf Erfolg größer.«
Alecander wirkte nicht vollkommen überzeugt. »Es darf nur nicht passieren, dass die Wacht davon Wind bekommt, denn wenn ihre Flugpatrouillen erst einmal die umliegenden Berge absuchen, sitzen unsere Männer da oben in der Falle. Am Berg sind sie ein leichtes Ziel. Dennoch halte ich das gegenwärtig für den besten Plan.« Er warf einen Blick auf die stilisierte Landschaft des Planungstisches. »Drei oder vier Tage … Ich schätze, so lange werden die Einheiten brauchen, um die Berge zu überwinden.«
Aus dem Helm des Paladins drang auf einmal ein leises Rufsignal. »Ah, das sind sicher meine Verbündeten aus dem Tal. Sie wollten sich mit uns in Verbindung setzen.«
»Etwas spät«, stellte Aidalon fest.
»Ja, das sehen sie genauso. Aber hören wir, was sie zu sagen haben.«
»Magier an Ritter. Magier an Ritter. Kannst du mich hören?«
»Laut und deutlich, Ferrer«
, antwortete Julion Alecander.
»Warte einen Moment, ich gebe dir die Frequenz für das Funkgerät des Hauptquartiers. Dann können der Kaiser, Paladin Iudicaton und Großinquisitor Aidalon mithören.«
»Oh … äh … na gut.« Ferrer schrieb sich die Angaben auf und stellte das Kontrollpult entsprechend ein. Er warf Carya, Pitlit und Emm einen unsicheren Blick über die Schulter zu. »Am anderen Ende der Leitung hat sich die ganze Herrlichkeit der umgebenden Reiche versammelt. Möchte nicht jemand anders das Reden übernehmen?«
Pitlit stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Der Mondkaiser und der Großinquisitor sind hier. Das ist ja ein Ding! Soll ich mit ihnen reden? Diesem Fiesling Aidalon hätte ich schon einiges zu erzählen.« Er grinste.
»Lieber nicht«, sagte Carya. »Wir haben bereits genug Probleme.«
»Ich mache es«, mischte sich Emm ein. »Für irgendwas muss ich hier ja schließlich auch gut sein.« Sie übernahm Ferrers Platz und öffnete die Verbindung. »Jul…«, setzte sie an, schien sich dann aber daran zu erinnern, in welch hoher Begleitung Alecander sich befand und begann erneut: »Paladin Alecander. Hier spricht Emm. Es tut gut, wieder Kontakt zu Euch zu haben. Ich grüße auch Eure Verbündeten. Es ist uns eine Ehre, an Eurer Seite zu kämpfen.«
Im Hintergrund war eine mürrische Stimme zu vernehmen, die ihren Zweifel daran zu äußern schien, dass sie bislang viel gekämpft hatten. Carya war sich ziemlich sicher, dass sie Aidalon gehörte.
»Die Ehre liegt ganz bei uns«,
erwiderte Alecander förmlich und übertönte damit das Murren in der zweiten Reihe.
»Ist Ihre Seite der Leitung sicher?«
Ferrer hob einen Daumen. »Für wen hält der mich?«, murmelte er.
»Ja, die Verschlüsselung ist aktiv«, gab Emm weiter.
»Gut, bei uns auch. Wir können offen reden. Also: Wie ist die Lage im Tal? Können Sie uns einen Überblick geben, Emm?«
Obwohl sich die beiden für gewöhnlich sicher vertraulicher ansprachen, ging der Paladin auf die höfliche Umgangsform ein.
Emm informierte Alecander und die anderen über die gegenwärtige Situation, so wie sie sie von ihrer Position in der Kommunikationsanlage aus überblickten. Dass sie diese erobert hatten, nahmen die Männer am anderen Ende der Leitung mit Genugtuung zur Kenntnis.
»Wenn aller Funkverkehr unterbunden wird, haben unsere eigenen Pläne größere Aussichten auf Erfolg«
, sagte Alecander.
»Haltet die Anlage so lange wie möglich und unterbindet jede feindliche Kommunikation.«
»Verstanden«, sagte Emm.
»Erzähl ihnen von der Bombe«, raunte Carya ihr zu.
»Bombe?«
, echote der Paladin.
Die junge Invitro berichtete davon, wie sie die Ratssitzung der Erdenwacht abgehört hatten und dass Oberst Dymond die Ratsmitglieder überzeugt hatte, die
Hephaistos-V
startklar zu machen, um sich der angreifenden Armee mit einem kraftvollen Schlag zu entledigen.
»Wann?«
, fragte Alecander, und in seiner Stimme lag auf einmal hörbare Sorge.
»Wie bald können sie die Rakete einsatzbereit bekommen?«
»Wir haben das Gespräch vor zwei Tagen abgehört«, antwortete Emm. »Da hieß es,
Weitere Kostenlose Bücher