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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Verfolgung an. Um den Fahrer sollte Emm sich kümmern.
    Zu Caryas Vorteil handelte es sich bei dem Flüchtenden um einen Mann, der anscheinend den Großteil seines Lebens in einem Sessel vor einem Kontrollpult verbracht und dabei kleine Häppchen zu sich genommen hatte. Gegen Carya, die nicht nur genetisch perfekte Voraussetzungen für körperliche Fitness mitbrachte, sondern in den letzten Tagen auch medizinisch versorgt und mit gutem Essen aufgepäppelt worden war, hatte er keine Chance.
    Er kam genau bis zum Eingangstor der Anlage, dorthin, wo die gewundene Bergstraße begann, die hinunter in den Industriebezirk führte. Dann hatte Carya ihn eingeholt, riss ihn zu Boden und betäubte ihn.
    Hinter ihr wurde der Wagen angelassen. Sie wirbelte herum, nur um zu sehen, dass es dem letzten Mann gelungen war, in das Fahrzeug zu steigen und es zu starten. Im Eingang zum Gebäude stand Emm, die Pistole erhoben, aber ihre Hände zitterten und sie schoss nicht. Die Reifen des Wagens quietschten, als der völlig verängstigte Techniker Gas gab. Eine Sekunde lang überlegte Carya, ob sie versuchen sollte, ihn zum Anhalten zu zwingen.
    Sie entschied sich dagegen, sprang zur Seite und ließ ihn entkommen. Die Gefahr wäre zu groß gewesen, dass er bei einem Angriff ihrerseits das Steuer verrissen hätte und mit dem Wagen über die niedrige Steinmauer geschleudert worden wäre, welche die Bergstraße begrenzte. Und seinen Tod wollte sie nicht. Das war es nicht wert. Letzten Endes hatten sie auch erreicht, was sie wollten. Die akute Gefahr war abgewendet. Bis der Bursche mit der Zonengarde zurückkehrte, hatten sie die Kommunikationsanlage längst zerstört und waren auf und davon.
    Im nächsten Moment fiel Carya ein, dass hier ja alle über Funk miteinander in Verbindung standen. So viel Zeit, wie sie gedacht hatte, blieb ihnen also vermutlich doch nicht. »Ferrer!«, rief sie, während sie zum Haus zurückrannte. »Zerstör den Großrechner! Jetzt sofort! Sonst besuchen uns gleich die nächsten ungebetenen Gäste.«
    Als sie an Emm vorbeikam, senkte die junge Invitro beschämt die Pistole. »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich konnte es einfach nicht.«
    Carya nickte verständnisvoll. »Das ist in Ordnung, Emm. Vielleicht ist es sogar besser so.« Sie nahm die Waffe wieder an sich.
    Als sie nach drinnen gingen, vernahmen sie bereits laute Schüsse aus dem Raum, in dem die Rechner standen. Dazwischen war begeistertes Johlen zu hören, das eindeutig Pitlit zuzuschreiben war. Als Carya über die betäubten Männern hinwegstieg, die überall herumlagen, und den Kopf in den Raum steckte, sah sie den Straßenjungen, der zwischen mehreren Reihen silbergrauer Metallschränke umherlief und im bläulichen Licht der Deckenlampen auf die blinkenden Apparate feuerte, die darin untergebracht waren.
    Der Straßenjunge bemerkte Carya und schenkte ihr ein breites Grinsen. »Das wollte ich schon immer mal machen.« Er richtete die Pistole auf den nächstbesten Schrank und drückte ab. Etwas knallte elektrisch, und feiner Rauch stieg aus den Schlitzen des Geräts auf.
    »Ist Ferrer noch oben?«, wollte Carya wissen.
    »Ja, er löscht alle Inhalte der Kontrollpulte oder so. Ich hab’s nicht ganz verstanden.«
    »Bin schon fertig«, verkündete der Invitro-Techniker, während er, seinen Rechner wieder in der Tasche um die Schulter geschlungen, die Treppe herabgeeilt kam.
    »Pitlit, mach Schluss«, drängte Carya ihn. »Wir müssen weg.«
    Ein letztes Mal drückte der Junge ab, doch die Waffe in seiner Hand ließ lediglich ein Klicken hören. »Hm, ist sowieso leer«, verkündete er achselzuckend und warf sie weg. »Ich denke, es reicht.«
    »Ich auch«, sagte Ferrer, der seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. »Eine Sache nur noch.« Er lief zu dem Schrank hinüber, hinter dem Carya Putzzeug vermutet hatte, und zog ihn auf. Tatsächlich fanden sich Lappen, Besen, Werkzeug und andere Utensilien dort. An der Wand hing zusätzlich ein weißer Kasten mit einem Blitzsymbol. Ferrer öffnete ihn und legte alle Schalter darin um. Von einer Sekunde zur nächsten wurde es im Rechnerraum dunkel und auch das Summen der Maschinen endete.
    »So, der Strom ist weg und … Carya, darf ich kurz?« Ferrer deutete auf die Pistole in ihrer Hand. Sie reichte sie ihm, er richtete den Lauf auf den Kasten und drückte mit verkniffener Miene ab. Unter einem lauten Knall zerbarsten die Schalter, und die darunter liegenden elektronischen Eingeweide wurden zerrissen.

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