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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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des gepanzerten Transporters startete und das Gaspedal durchtrat. Kies knirschte unter den Reifen des massigen Fahrzeugs, als es einen regelrechten Satz nach vorne machte und auf den Ausgang des Heerlagers zufuhr.
    »Hoffen wir, dass wir auch diesmal Erfolg haben werden«, sagte Jonan zu dem bulligen Mann mit dem raspelkurzen Haar. »Jedenfalls steht einiges mehr auf dem Spiel als beim letzten Mal.«
    Rochefort nickte grimmig. »Wie heißt es so schön: Man wächst mit seinen Aufgaben.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, die sie durch den menschenleeren Norden von Bourg-Saint-Maurice führte, um dann nach Südwesten abzuschwenken, hinein in die Wildnis der Berge.
    Jonan blickte in den Rückspiegel. Hinten im Wagen hockte Elje, angegurtet auf einem Sitz, der viel zu groß für sie war. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
    Das Mädchen reckte einen Daumen in die Höhe.
    Sie befanden sich kurz vor dem Ortsausgang und unweit der Abzweigung, die hinauf auf den Pass führte, als Rochefort auf einmal heftig bremsen musste. Vor ihnen auf der Straße stand ein arcadischer Lastwagen quer. »Was zum Teufel machen die da?«, knurrte Rochefort.
    »Gute Frage«, sagte Jonan. »Warten Sie, ich kläre das.« Er öffnete die Tür und stieg aus. »He, was ist denn los?«, rief er, als er näher heranging. In der Ferne grollten die Geschütze wie der Donner eines nahenden Unwetters.
    Ein Soldat in arcadischer Uniform kam um den Lastwagen herum. Er hatte seine Jacke aufgeknöpft, und sein Gesicht war hochrot. »Ich bin durch ein verdammtes Schlagloch gefahren, und dabei ist mir ein Reifen kaputtgegangen. Können Sie mir helfen, ihn zu wechseln?«
    Jonan seufzte innerlich. »Tut mir leid, wir haben es eilig. Aber wir helfen Ihnen, den Wagen an den Straßenrand zu schieben. Es kommt sicher demnächst wieder jemand vorbei.« Er drehte sich zu Rochefort um und winkte ihm.
    Der Capitaine stieg aus dem Wagen.
    »Radpanne«, informierte ihn Jonan. »Wir müssen …«
    In diesem Augenblick gab es einen trockenen Knall, gefolgt von einem schwachen Pfeifen. Der Kopf des francianischen Elitegardisten wurde zur Seite gerissen, und seine rechte Schläfe explodierte in einem Regen aus Blut, Hirnmasse und Knochensplittern. Lautlos sackte er neben dem Wagen zu Boden.
    »Rochefort!«, schrie Jonan entsetzt, bevor er sich hinter dem Lastwagen in Deckung warf. Er rollte ab, kam wieder auf die Beine und zog seinen Revolver. Ein schmerzhaftes Stechen ging durch seine verletzte Hüfte, und Jonan verzog das Gesicht. Gleich darauf erstarrte seine Miene, als er sah, wie ein schwarz gepanzerter Tribunalpalastgardist um den beschädigten Lastwagen herumgestapft kam. Der Rüstung zufolge handelte es sich um Burlone. Jonans ehemaliger Kamerad hob sein Templersturmgewehr. »Waffe fallen lassen, Estarto«, dröhnte es aus seinem Helm.
    »Verdammt, Burlone, was soll das? Seid ihr irre geworden?«
    »Klappe halten und Waffe fallen lassen. Gib mir keinen Grund, dir ein Loch in den Arm zu schießen. Oder, halt, warte, gib mir bitte doch einen. Ich würde dir liebend gerne ein Loch in den Arm schießen, Verräterschwein.«
    Jonan ließ den Revolver los. Es hatte keinen Zweck, gegen Burlone zu kämpfen. Die Templerrüstung ließ sich mit Jonans einfachem Armeerevolver nicht durchschlagen. Klappernd fiel die Waffe auf den geschundenen Asphalt.
Elje, bitte bleib im Wagen und komm jetzt nicht raus,
dachte er. Laut sagte er: »Würdest du mir mal erklären, was das soll? Ich bin auf einer lebenswichtigen Mission. Der Mondkaiser persönlich hat mich ausgesandt. Es geht um Sieg oder Niederlage in diesem verdammten Feldzug.«
    Ein paar Meter entfernt tauchten zwei weitere Gestalten zwischen den Häuserruinen auf. Es handelte sich um DeVito und Ramin. Mit einem kalten, zufriedenen Lächeln nahm Caryas früherer Templerjugendführer sein Scharfschützengewehr hoch. Gleichzeitig erklang eine Stimme hinter dem Wagen, die Jonan einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. »Ganz recht: Es geht um Sieg oder Niederlage. Ich persönlich möchte auf Sieg setzen, und zwar auf meinen eigenen.«
    Ein Unheil verheißendes Lächeln lag auf den falkenartigen Zügen von Großinquisitor Aidalon, als er um den Lastwagen herumhumpelte, sich auf seinen Stock stützte und Jonan aus sicherer Entfernung anfunkelte.
    »Aidalon!«, entfuhr es Jonan. »Seid Ihr vollkommen dem Wahnsinn verfallen? Arcadische Soldaten sterben in diesem Augenblick oben auf dem Pass. Warum zum

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