Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
konnte, befand sich innerhalb dieser Mauern, die von einem Garten mit vielen Bäumen umgeben waren, ein Heim für Mönche und ihre vom rechten Weg abgekommenen Schützlinge.
    Jonan, sein Vater und die zwei Wächter stiegen aus dem Wagen. »Abt Barba, wie zuvorkommend von Euch, dass Ihr uns persönlich begrüßt«, sagte Lucian Estarto und wechselte einen Händedruck mit dem Mann.
    »Das versteht sich von selbst«, antwortete der Abt salbungsvoll lächelnd, wenngleich seine freundlichen Worte ein wenig durch die harten Linien seines schmalen Gesichts untergraben wurden. »Einen Gast wie Euren Sohn haben wir selten, Stadtrat Estarto. Da ist es mir wichtig, dass er sich bei uns wie zu Hause fühlt. Willkommen, mein Sohn. Wir freuen uns darauf, dir in den kommenden Monaten den Weg zurück zum Licht Gottes zu weisen.« Er reichte auch Jonan die Hand.
    Jonan lächelte pflichtschuldig. »Ich kann es kaum erwarten.«
    Gemeinsam gingen sie ins Innere und durch die Gänge des Hauses bis zum Nordflügel, der durch eine Gittertür versperrt war. Ein Mönch saß neben der Tür und las in einer der Schriften des Lux Dei. Als er den Abt nahen sah, sprang er auf, zog einen Schlüssel unter seiner Kutte hervor und öffnete die Tür. »Abt Barba«, begrüßte er den Vorsteher und neigte das kahle Haupt.
    »Bruder Raimondo«, gab dieser zurück.
    Sie gingen den Korridor entlang und bogen in einen Seitengang ein. »Hier ist deine Zelle, der Raum, in dem du die Nacht und die Stunden der stillen Einkehr verbringen wirst«, sagte Barba. Er öffnete eine der Holztüren, die sich zu beiden Seiten des Gangs erstreckten, und machte einen Schritt zur Seite, um Jonan den Vortritt zu überlassen.
    Jonan ging hinein und sah sich um.
Na großartig
, dachte er. Es störte ihn nicht, dass die Kammer kaum mehr als zehn Quadratmeter maß. Auch die spartanische Möblierung, die aus einem schmalen Bett, einem kleinen Studierpult, einem hart aussehenden Stuhl und einem Schrank bestand, ergänzt durch eine Nische mit einem Waschtisch und einer einfachen Toilette, berührte ihn kaum. Was ihm zu denken gab, war der Umstand, dass der Raum nur ein kleines Fenster besaß, das obendrein durch ein stabil aussehendes, ins äußere Mauerwerk eingelassenes Gitterkreuz versperrt war. Hierdurch zu entkommen stellte ein Ding der Unmöglichkeit dar. Blieb also nur die Tür, die ebenfalls unerfreulich massiv wirkte und von außen mit einem breiten Riegel versehen war. Ein Türschloss, das man vielleicht knacken konnte, gab es nicht. Das Haus der Erleuchtung mochte kein Gefängnis sein, aber seine Sicherheitsmaßnahmen waren besser, als Jonan es erwartet hätte.
Jetzt habe ich ein Problem.
    Er zwang ein Lächeln auf seine Lippen und drehte sich zu seinen Begleitern um. »Ich danke Euch, Abt Barba. Ich werde mich bestimmt gut einleben.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Sein Gegenüber neigte mit wohlwollender Milde den Kopf.
    »Dann wäre ja alles geklärt«, sagte Jonans Vater. »Ich werde einen der Diener bitten, dir im Laufe des Tages noch ein paar persönliche Gegenstände zu bringen, Kleidung und derlei.«
    »Das wird nicht nötig sein«, widersprach Barba. »Das Haus wird Euren Sohn mit allem versorgen, was er in den ersten Wochen benötigt. Je weniger Ablenkung er hat, und sei es in Form von persönlichem Hab und Gut, desto besser. Wenn er die erste Phase seiner Läuterung durchlaufen hat, steht es ihm natürlich frei, seine Zelle mit einigen Erinnerungsstücken zu dekorieren.«
    »Wie Ihr es für richtig haltet. Ich beuge mich hier voll und ganz Eurer Expertise«, antwortete Lucian Estarto. Er trat vor und legte Jonan in einer väterlichen Geste die Hände auf die Schultern. »Ich wünsche dir alles Gute, mein Sohn. Denk über meine Worte und deine Taten nach und darüber, wie deine Zukunft aussehen könnte. Ich werde dich besuchen, wann immer es mir möglich und erlaubt sein wird.«
    »Danke, Vater«, sagte Jonan. »Ich hoffe, ich finde einen Weg aus meinem Dilemma und die kommenden Tage werden besser, als es die vergangenen waren.« Dass er sich darunter etwas völlig anderes vorstellte als sein Vater, erwähnte er nicht.
    Lucian Estarto brummte zufrieden. »Das wünsche ich dir.« Er klopfte Jonan ein letztes Mal auf die Schultern, dann wandte er sich ab und trat auf den Gang zurück.
    »Ein Mönch wird dir gleich noch ein paar Sachen bringen«, informierte Barba Jonan. »Passende Kleidung, Bettwäsche und ein Handtuch. Außerdem wird er dich mit den Regeln des

Weitere Kostenlose Bücher