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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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stellen uns. Wenn wir fliehen, lass das Gewehr fallen oder gib es her. Wir haben keine Zeit zum Streiten.«
    Jonan warf einen raschen Blick über die Schulter. Im Dickicht hinter ihnen konnte er Bewegung wahrnehmen, aber wie viele Verfolger es genau waren, vermochte er nicht zu sagen. »Auch wieder wahr«, gab er zurück, blieb stehen und wuchtete den Lauf des Gewehrs auf den quer liegenden Baumstamm. »Rennt weiter. Ich halte sie auf.«
    »Das Thema hatten wir doch schon, du sturer Blödmann!« Caryas Augen blitzten wütend. »Wir bleiben zusammen, komme, was wolle.«
    Zwischen den Bäumen peitschte ein Schuss, und Holz splitterte von einem nahen Stamm. Instinktiv duckten sich alle drei. »Na schön, du hast recht«, sagte Jonan. »In Deckung. Sonst kriegen wir noch eine Kugel in den Rücken.«
    Sie sanken zu Boden und krochen in den Sichtschutz des quer liegenden Stammes. »Da kommen sie«, warnte Pitlit und deutete auf eine Stelle zwischen den Bäumen, wo drei Gestalten sichtbar wurden. Ihre braune Kleidung und das Blattwerk, das sie sich übergehängt hatten, ließen sie beinahe mit der Umgebung verschmelzen. Zum Glück war es helllichter Tag. In der Dämmerung hätte Jonan ungern gegen diese Gegner gekämpft.
    Eigentlich kämpfte er auch
jetzt
ungern gegen sie. Ihre Bewegungen waren flink und zielsicher. Ganz offensichtlich nannten sie diesen Wald ihr Zuhause.
Na, großartig!
»Warte, bis sie heran sind«, schärfte er Pitlit ein. »Uns geht die Munition aus. Jede Kugel zählt.«
    »Ist gut«, antwortete der Straßenjunge angespannt. Das hier war nicht seine Welt, das sah man ihm an. Es gab zu viele Bäume und zu wenig Häuserruinen.
    Plötzlich waren ihre Gegner fort. Es schien, als hätte sie der Erdboden verschluckt. Keine Bewegung war mehr auszumachen. »Verdammt, wo sind die hin?«, flüsterte Jonan. »Habt ihr was gesehen?«
    Carya schüttelte den Kopf. »Ich kann es dir auch nicht sagen. Eben noch waren sie zwischen dem Buschwerk – und dann auf einmal weg.«
    Unvermittelt herrschte unheilvolle Stille um sie herum. Irgendwo schlug ein Specht gegen einen Baumstamm. Ein paar Vögel zwitscherten. Sanfter Wind fuhr durch die Kronen der Bäume und brachte die Blätter zum Säuseln. Von den Wegelagerern war nichts zu sehen oder zu hören.
    »Sie müssen angehalten haben«, flüsterte Pitlit, »weil sie gemerkt haben, dass wir nicht länger fliehen.«
    »Und jetzt?«, raunte Carya. »Ob sie versuchen, sich anzuschleichen und uns zu überraschen?«
    Jonan legte stumm einen Finger an die Lippen. Angestrengt lauschte er in den Wald hinein. In diesem Augenblick wünschte er sich seine Templerrüstung. In den Helm war eine Wärmebildoptik eingebaut, die ihm wahrscheinlich den Aufenthaltsort ihrer Verfolger enthüllt hätte. Mit dem Restlichtverstärker seines Gewehrs konnte er momentan leider wenig anfangen.
    Verflucht, die sind gut
, ging es ihm durch den Kopf.
Vielleicht sind es ehemalige Soldaten. Oder sie leben einfach schon so lange im Wald, dass sie praktisch eins mit ihm geworden sind.
    Nervös ließ er den Blick über das Unterholz schweifen. Es war keineswegs besonders dicht. Einen aufrecht gehenden Mann hätte man schnell bemerkt. Aber vermutlich hielten sich die Wegelagerer in Bodennähe, genau wie sie.
    Zu ihrer Linken knackte ein Zweig. Adrenalin schoss durch Jonans Körper. Er vergaß den Schmerz, der in seiner rechten Körperhälfte brannte, und wuchtete das Sturmgewehr herum. Aus einer Senke wenige Meter neben ihnen sprang ein Mann. Er war schnell, aber trotzdem ein klein wenig zu langsam. Jonan jagte ihm einen Feuerstoß entgegen. Die Wucht der Kugeln holte den Mann von den Beinen.
    »Vorsicht!«, rief Carya neben ihm. Pitlits Revolver krachte.
    Schwungvoll riss Jonan sein Gewehr herum. Ein zweiter Mann war aufgetaucht, dann kamen noch ein dritter und eine Frau in Sicht. Es war, als hätte der Waldboden sie ausgespuckt.
    In der Hand der Frau lag eine Pistole, ein altes Modell und nicht sonderlich gut gepflegt, aber trotzdem todbringend. Bevor Jonan seine eigene Waffe in Anschlag bringen konnte, drückte sie ab. Der Schuss peitschte hell durch den Wald, und Jonan zuckte zusammen, als er Schmerzen an der linken Wange verspürte. Aber das Geschoss hatte ihn um Haaresbreite verfehlt und war stattdessen in den Baumstamm eingeschlagen, an dem er lehnte.
    Er erwiderte das Feuer, hielt den Abzug gedrückt und schwenkte den Lauf von links nach rechts. Die Frau und ihr Nachbar brachen zuckend zusammen. Der

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