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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Jonan in dem schwachen Versuch, sie aufzuheitern.
    »Ich fürchte, du musst dich damit abfinden, dass aus mir keine Prinzessin mehr wird wie aus meiner Nachfolgerin.« Sie spielte damit auf Aurelie an, die Versprochene des Prinzen Alexandre, die Caryas Ersatz am Hof des Mondkaisers sein sollte, sich für die Erdenwacht aber leider als psychisch labiler Fehlschlag erwiesen hatte.
    »Keine Sorge«, sagte Jonan. »Mit einer Prinzessin wüsste ich gar nichts anzufangen.«
    »He!«, schrie Pitlit unvermittelt und unterbrach damit ihr liebevolles Geplänkel. »Was machen die denn da?« Er deutete hinunter zur Handelsstraße.
    Jonan richtete seine Aufmerksamkeit auf den Kampfschauplatz zu seinen Füßen. Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass Mustard sich für eine neue Strategie entschieden hatte. Der Karawanenführer war zurück auf seine Lastkutsche gesprungen und schlug mit den Zügeln auf die Rücken der vier schwarzbraunen Kaltblüter ein, die sein Gefährt zogen. »Heya!«, schrie er. »Los! Heya!«
    Mit einem Rucken setzte sich die Kutsche in Bewegung. Stampfend brachen die schweren Pferde durch die Lücke in der Baumstammbarriere auf der Straße. Dann gewann das Gefährt langsam an Geschwindigkeit. Die übrigen Wagen folgten ihm. Offenbar hatte man beschlossen, das eigene Heil in der Flucht zu suchen. Die Wegelagerer heulten frustriert auf und versuchten, auf die Wagen zu springen, um diese anzuhalten. Schüsse peitschten, während die Händler sich ihrerseits bemühten, sie genau daran zu hindern.
    »Nein! Halt! Wartet auf uns!« Pitlit sprang auf und fuchtelte wild mit den Armen.
    Keiner der Flüchtenden achtete auf die im Gebüsch am Straßenrand Hockenden.
    Carya griff Jonan unter die Arme. »Komm. Steh auf. Wir müssen los.«
    Mühsam rappelte Jonan sich auf. Er machte zwei Schritte und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Seine Seite brannte wie Feuer. »Ich schaffe es nicht«, presste er hervor. »Lauft ihr.«
    »Nein«, widersprach Carya. »Ich lasse dich doch nicht im Stich.«
    Vor ihnen, keine zwei Dutzend Meter entfernt, ratterten die Lastkutschen eine nach der anderen durch die Bresche. Die Kutscher peitschten auf ihre Pferde ein, ihre Mitreisenden schossen, bis die Magazine ihrer Waffen leer waren.
    »Seyfried! Dursema!«, schrie Pitlit.
    Zu Jonans Erstaunen hörte Dursema, der die letzte Lastkutsche zwischen den Baumstämmen hindurchlenkte, tatsächlich Pitlits Rufen. Er wandte den Kopf und sah zu ihnen hinüber. Sein Gesicht war eine grimmige, blutüberströmte Fratze. Er winkte ihnen zu. »Lauft!«, brüllte er. »Kommt her.«
    »Jonan ist verletzt!«, gab Pitlit zurück. »Hilf uns!«
    Ein stummes, bedauerndes Kopfschütteln war die Antwort. Der wortkarge Albioner ließ die Zügel auf die Rücken seiner Pferde klatschen und folgte den anderen.
    »Elender Verräter!«, regte sich der Straßenjunge auf. »Feigling! Scheißkerl. Dieb!« Er wandte sich Jonan und Carya zu. »Unsere Sachen sind noch in der Kutsche. Und Dursema haut einfach ab!«
    »Pitlit, sei still«, sagte Jonan gepresst. »Du verrätst uns noch.« Ihm war auch klar, was die Flucht der Karawane für sie bedeutete. Ihre Wolldecken, die Munition, das Erste-Hilfe-Set, die verbliebenen Silbermünzen, die ihnen der Mondkaiser geschenkt hatte, und – am allerschlimmsten! – der Navigator verschwanden soeben auf Nimmerwiedersehen die Handelsstraße hinunter. Jonan hätte sich am liebsten geohrfeigt, dass er den Beutel in der Kutsche zurückgelassen hatte, statt ihn auf dem Rücken zu tragen, auch wenn er bloß wenige Schritte neben der Karawane hergegangen war.
    Im Moment jedoch hatten sie weitaus drängendere Probleme. Jonans Blick huschte besorgt zu den Wegelagerern. Sie hatten empfindliche Verluste erlitten. Überall lagen Körper auf der Straße. Einige trugen die Kleider der Händler – Jonan glaubte den spindeldürren Giraud zu erkennen –, die meisten jedoch die laubbehängten Lumpen ihrer Angreifer.
    Dennoch waren nach wie vor genug von ihnen am Leben, um Jonan, Carya und Pitlit gefährlich zu werden. Allein sieben befanden sich noch auf der Straße. Wie viele sich im Gebüsch herumtrieben, vermochte er nicht zu sagen.
Die Bande muss riesig gewesen sein
, ging Jonan auf.
Mindestens zwanzig Leute.
Kein Wunder, dass sie auch vor gefährlicher, aber potenziell fetter Beute nicht zurückgeschreckt waren.
    »Wir müssen hier weg«, murmelte er. »Wir befinden uns in höchster Gefahr.« Er bückte sich, um sein Sturmgewehr

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