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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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letzte Gegner warf sich mit einem Wutschrei auf Carya und riss sie mit sich zu Boden.
    Hinter ihnen war nun deutliches Bersten im Unterholz zu hören. »Da kommen noch mehr!«, rief Pitlit.
    »Licht Gottes, wie viele von denen gibt es denn noch?«, entfuhr es Jonan frustriert. »Gib mir Deckung, Pitlit.« Er rollte sich herum und hievte sich auf die Knie. Zwei Meter weiter rang Carya mit ihrem Gegner. Sie mochte sich schnell und elegant bewegen, wenn sie in einem Kampf die Initiative hatte, doch unter einem doppelt so schweren Mann begraben und auf dem feuchten Erdboden liegend halfen ihr auch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten wenig weiter.
    Sie schrie und wand sich, aber der Mann hatte sie am Hals gepackt und drückte ihren Kopf auf den Boden. Ihr rechter Arm beschrieb einen Bogen, und mit spitzen Fingerknöcheln schlug sie ihm gegen die Augen. Der Mann zischte wütend, ließ aber nicht locker. Stattdessen versuchte er, ihr mit der Stirn einen Hieb ins Gesicht zu versetzen, doch Carya zog ruckartig den Kopf zur Seite, und er traf sie nur an der Schläfe.
    Dann war Jonan heran, hob sein Gewehr und ließ es, den Kolben voran, auf den Hinterkopf des Mannes krachen. Mehr als zehn Kilogramm Metall zerschmetterten den Schädelknochen im ersten Anlauf. Der Mann zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen, bevor er auf Carya hinabsackte.
    Die Welt um Jonan begann unangenehm zu schwanken. Helles Blut besudelte das Laub unter ihm. Die Anstrengung war einfach zu viel. Es ging nicht mehr länger.
    Die Zeit dehnte sich auf absurde Weise. Seltsam entrückt nahm Jonan wahr, dass Pitlit den Mund wie zum Schrei geöffnet hatte. Aus der Mündung seines silbernen Revolvers fauchten Flammen, während er seine letzten Kugeln verschoss, um noch unsichtbare Gegner auf Abstand zu halten. Dann zog Pitlits Finger ein letztes Mal den Abzug durch, und der Hahn schnellte klickend ins Leere.
    Im nächsten Augenblick tauchten zwei neue Gegner hinter dem Baumstamm auf. Beide trugen Messer und kurze Äxte in den Händen, und ihre Mienen waren Fratzen wie aus einem Albtraum.
    Wir gehen hier drauf
, erkannte Jonan.
Das war’s. Es ist vorbei.
    Da donnerte in seinem Rücken auf einmal ein Schuss wie ein Kanonenschlag.

Kapitel 5
    Der erste der beiden Wegelagerer wurde regelrecht von den Füßen gerissen. Es donnerte ein zweites Mal, und sein Gefährte wirbelte herum und brach zusammen.
    Um Luft ringend drehte Carya den Kopf, um einen Blick auf den Neuankömmling zu erhaschen. Rote Flecken tanzten durch ihr Sichtfeld, trotzdem entdeckte sie ihn. Er stand auf einer kleinen Anhöhe zwischen zwei Bäumen und hielt das größte Gewehr in der Hand, das sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Es mochte nicht ganz so klobig sein wie Jonans Waffe. Dafür besaß es einen Doppellauf von spektakulären Ausmaßen, wie Carya erkannte, als sich ihr Blick langsam klärte.
    Der Mann selbst war von sehniger, hochgewachsener Gestalt. Er trug graubraune Kleidung aus Leder und festem Stoff. Sein Gesicht lag im Schatten der Kapuze seiner Jacke verborgen. Reglos wartete er einige Augenblicke ab, während dem Rascheln nach zu urteilen, das in Caryas Rücken leiser wurde, die letzten Wegelagerer das Weite suchten, endlich überzeugt, dass weder Beute noch Rache Grund genug waren, um noch mehr Tote zu riskieren.
    Nachdem es in dem Waldstück ruhig geworden war, schulterte der Fremde das Gewehr und kam mit langen Schritten näher. Blinzelnd rappelte Carya sich auf, wobei sie sich auf den umgestürzten Baumstamm stützte, um nicht wieder umzukippen. Ihre Kehle brannte, ihr Kopf schmerzte und sie verspürte ein unangenehmes Schwindelgefühl.
    Neben ihr kam Pitlit auf die Beine, der den ganzen Zusammenstoß mit den Wegelagerern weitgehend unbeschadet überstanden hatte. »Wer sind Sie?«, fragte der Straßenjunge auf Francianisch.
    Der Mann musterte die drei kurz, bevor er neben Jonan auf die Knie sank und ihn rasch zu untersuchen begann. »Mein Name ist Denier«, antwortete er, ohne aufzublicken. »Ich lebe hier.«
    »Allein? Hier draußen im Wald?«, mischte sich nun auch Carya ein.
    Denier bedachte sie mit einem kurzen, prüfenden Seitenblick. Sein Gesicht unter der Kapuze war bärtig und wettergegerbt, und in seinen Augen lag der tiefe Ernst eines Mannes, der in seinem Leben schon viel durchgemacht hatte. »Nicht allein«, erwiderte er. »Mit meiner Tochter.« Denier deutete auf Jonan. »Er ist verletzt. Wir müssen ihn versorgen. Außerdem kommen die Waldmenschen vielleicht

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