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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dem Platz mit fassungslos aufgerissenen Augen nach oben geblickt hatte, sah, wie die mächtige Erdkugel, das Symbol der Erdenwacht, aus der Verankerung gerissen wurde. Scheinbar unendlich langsam kippte sie nach hinten, bevor sie dröhnend auf das Dach des Gebäudes prallte, das glücklicherweise stabil genug zu sein schien, um ihr Gewicht auszuhalten. Zerschmettert und verbogen blieb der Globus dort liegen.
    Ein Moment atemloser Stille legte sich über den Platz. Dann sprang Emm auf die Stufen, hob ihre Flüstertüte und rief: »Die Herrschaft der Erdenwacht ist gebrochen!«
    Eine Sekunde später erhob sich lauter Jubel, ein Rauschen, wie das Meer, das gegen einen Fels an der Küste brandete.
    Auf einem Balkon zwanzig Meter über dem Eingangsportal erschien eine Gruppe von Personen. Eine weiße Flagge wurde von der Brüstung herabgerollt. »Die Erdenwacht kapituliert«, hallte eine elektronisch verstärkte Frauenstimme, wahrscheinlich die von Rätin Guiluri, über den Platz.
    Erneuter, noch stärkerer Jubel brandete auf.
    »Der Rat ist zusammengekommen und hat beschlossen, dass es nicht länger vertretbar ist, Widerstand zu leisten. Es würde nur das Blutvergießen verlängern, ohne dass dadurch etwas gewonnen wäre. Außerdem erkennt der Rat an, dass es an der Zeit zu sein scheint, Dinge zu ändern, wenn sich nicht nur drei Völker der Erde, sondern auch unsere eigenen Invitros gegen uns wenden. Vielleicht ist der Tag gekommen, an dem wir unsere Aufgabe beenden und das Schicksal der Welt wieder in die Hände der Menschen legen sollten, die darin leben.«
    Andächtige Stille legte sich über den Vorplatz. Alle lauschten gebannt den Worten der Rätin. Jonan zog Carya zu sich auf den gepanzerten Wagen. Er legte den Arm um sie und lächelte. »Sieht so aus, als hätten wir es geschafft«, sagte er leise.
    »Ja, sieht so aus«, erwiderte sie glücklich.
    »In diesem Augenblick befindet sich ein Unterhändler auf dem Weg zum Westpass. Er wird unsere Kapitulation überbringen. Unsere Bedingung ist bloß, dass die Menschen und ihr Besitz in diesem Tal verschont bleiben. Im Gegenzug erklären wir uns einverstanden, unser Wissen allen Völkern der Erde zugänglich zu machen und all unsere Kräfte darauf zu verwenden, die Lage in den Ländern, in denen gegenwärtig Not herrscht, zu verbessern. Wir sind bereit zum Gespräch auf Augenhöhe, auf dass nicht nur die Erdenwacht, sondern zukünftig alle an der großen Aufgabe mitarbeiten können, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wir …«
    »Nein!«, brüllte unvermittelt eine Stimme unten am Eingang. »Nein, das darf nicht wahr sein!« Im Haupteingang erschien die schwarze Gestalt von Oberst Dymond, gefolgt von seinem Schatten, Viktor Eins. Der Anführer der Zonengarde wirkte außer sich vor Wut. »Mein ganzes Leben habe ich der Sicherheit dieses Tals gewidmet. Gekämpft und gelitten habe ich, um die Sache der Erdenwacht zu beschützen.« Er hob den Kopf und blickte anklagend zum Balkon über ihm hoch. »Sie wissen, was ich und meine Männer auf uns genommen haben, um das Geheimnis dieses Tals und unsere große Mission zu bewahren. Und jetzt ergeben Sie sich diesem Haufen von Barbaren und Sklaven?« Er wandte sich der Menge zu und spie ihr seinen Zorn entgegen. »Wir kapitulieren vor diesem Haufen Aufständischer? Das kann nicht sein. Das muss nicht sein! Wir können noch gewinnen. Und das werden wir.« Dymond hob eine Hand, in der ein kleiner, schwarzer Kasten lag.
    »Verdammt, was hat der Irre vor?«, murmelte Jonan.
    Carya begriff einen Moment schneller als er. »Nein!«, schrie sie und trat auf dem gepanzerten Wagen nach vorne. »Halten Sie ihn auf! Er will die …«
    »Viktor!«, befahl Dymond nur.
    Der Proto-Invitro, die einzige Person in diesem Tal, die wahrscheinlich noch schneller war als Carya, riss den Arm hoch. In seiner Hand lag eine glänzende Pistole.
    »Nein!«, brüllte Jonan.
    Der Invitro feuerte. Der Schuss peitschte unnatürlich laut über den stillen Vorplatz.
    Carya zuckte zusammen, als die Kugel in ihren Körper einschlug. »… Rakete zünden«, vollendete sie ihren Satz leise. Sie drehte sich zu Jonan um. Unglauben und Entsetzen lagen auf seiner Miene. Ein Gefühl unbeschreiblicher Angst überkam sie, das sogar noch stärker war als der Schmerz, der sich in ihren Eingeweiden ausbreitete. »Jonan …«, flüsterte sie erstickt und streckte den Arm nach ihm aus. Die Welt begann zur Seite zu kippen. Wie in Zeitlupe nahm sie wahr, dass die

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