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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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mehr hin. Hier habe ich gelebt, hier will ich sterben.«
    Jonan erwiderte den Blick ernst. »Hoffentlich klappt das alles so, wie Sie es sich vorstellen.«
    »Erfüllt ihr nur euren Teil des Plans und rettet Elje«, sagte Denier. »Ich kümmere mich um den Rest.«
    Zwei weitere Tage blieb es verdächtig ruhig um Deniers Hütte. Von den Waldmenschen war keine Spur zu sehen, obwohl sie alle die Augen offen hielten. Carya fragte sich schon, ob die Kämpfe an der Handelsstraße ihre Gegner so geschwächt haben könnten, dass sie auf absehbare Zeit von weiteren gefährlichen Unternehmungen, etwa einem Rachefeldzug gegen einen Exsoldaten mit einem sehr großen Gewehr, absehen würden. Aber Denier zerschlug diese Hoffnungen. »Die lecken bloß ihre Wunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie kommen, um mit mir über die geänderten Umstände unseres Waffenstillstands zu sprechen.« Er betonte das letzte Wort in einer Weise, die deutlich machte, dass sehr viel eher ihre Waffen ›sprechen‹ würden.
    Jonan erholte sich langsam von seinen Verletzungen. Die Schnitte am Ohr und am Handrücken verheilten gut. Allein die gefährlichere Stichwunde am Oberkörper, die genäht worden war, bereitete ihm noch größere Schmerzen, und sie hatte sich auch ein wenig entzündet. Denier säuberte sie noch einmal gründlich und gab anschließend eine Wundsalbe darauf, die so alt und bröcklig war, dass er sie zuvor mit abgekochtem Wasser verdünnen musste. »Denk immer daran«, ermahnte er Jonan. »Es könnte schlimmer sein. Also Kopf hoch und tapfer lächeln.«
    Jonan lächelte tapfer – und am nächsten Morgen erfolgte der Angriff der Waldmenschen!
    Denier war gerade zu einem Patrouillengang durch die umliegenden Waldstriche aufgebrochen, und Carya half Jonan, sein mittlerweile gewaschenes und geflicktes Hemd anzuziehen, damit er sich draußen ein wenig in die Sonne setzen konnte, als sie unvermittelt Schüsse im Wald hörten. Carya erkannte das Geräusch sofort wieder.
    Umgehend war sie auf den Beinen. »Das ist Deniers Gewehr!«
    »Stimmt«, pflichtete Jonan ihr bei. »Das klingt nicht gut.« Er erhob sich und griff nach seiner Jacke, die neben dem Bett lag. Rasch streifte er sie über, wobei er schmerzerfüllt das Gesicht verzog. »Carya, mein Gewehr.«
    »Ich hab es schon«, verkündete Pitlit, nur um gleich darauf ein Keuchen auszustoßen. »Uff, ist das Ding schwer.« Leicht verkrampft hievte er die Waffe quer durch die Hütte.
    Carya schnitt ihm den Weg ab und griff danach. »Ich nehme das«, bestimmte sie und ergriff das Templersturmgewehr, wobei sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Mühe ihr das bereitete.
    Offenbar hatte Jonan dazugelernt, denn er fing keine Diskussion deswegen an. Vielleicht war er aber auch klug genug, zu erkennen, dass er, der nicht einmal schmerzfrei ein Hemd anziehen konnte, kaum in der Verfassung war, um mit einem Sturmgewehr herumzuhantieren, ganz gleich, wie gut es gegen Rückstoß gedämpft sein mochte.
    Er nickte also bloß stumm und eilte zur Tür der Hütte, wo bereits Elje stand und furchtsam nach draußen lugte.
    Keine zehn Sekunden später tauchte Denier zwischen den Bäumen auf. Er hielt seine doppelläufige Flinte quer vor die Brust gepresst und stürmte ihnen mit verbissener Miene entgegen. »Sie kommen!«, brüllte er.

Kapitel 7
    Im Wald hinter Denier gab es einen gewaltigen Knall, gefolgt von einem lauten Aufschrei. Offenbar war einer seiner Verfolger in eine der vorbereiteten Fallen gerannt. Jonan hoffte, dass sie das ein wenig ausbremste.
    »Pitlit«, sagte Carya, »hol die beiden Taschen unter der Treppe hervor. Hast du deinen Revolver nachgeladen, wie Jonan es dir geraten hat?«
    »Klar, ich bin doch nicht blöd«, antwortete der Straßenjunge, während er der Aufforderung Folge leistete.
    »Also gut«, sagte Jonan. »Dann wird es Zeit, dass wir von hier verschwinden. Carya, Pitlit, Elje, kommt.« Er durchquerte das Zimmer, um durch die Tür nach draußen zu verschwinden.
    In diesem Augenblick stieß das Mädchen ein ersticktes Quietschen aus. Carya erkannte im gleichen Moment, was es zu bedeuten hatte. Am Waldrand hinter Denier war ein halbes Dutzend der verwildert aussehenden, mit Blättertarn behängten Wegelagerer aufgetaucht. Vier von ihnen trugen bloß Knüppel und Äxte, die anderen beiden jedoch hatten alte Pistolen in der Hand, mit denen sie Denier hinterherschossen. Jaulend peitschten die Kugeln über die kleine Anhöhe, auf der sich die Hütte befand,

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