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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Das konnte er nicht überleben.
Aber das will er ja auch nicht
, dachte Jonan verbittert. Er hasste es, einen guten Mann gegen diese Ungeheuer zu verlieren, selbst wenn dieser aus freien Stücken das Ende suchte.
    »Flieht, verdammt«, keuchte Denier. »Ich halte sie auf. Noch bin ich nicht besiegt.«
    Als wollten sie seiner Aussage spotten, sprangen drei Wegelagerer linker Hand aus dem Wald.
    Mit einem Knurren versuchte Denier, sein Gewehr in Anschlag zu bringen. Doch aus der Hütte peitschten bereits Schüsse. Einer der Männer wurde mitten in die Brust getroffen und landete keuchend im Unterholz. Ein zweiter riss plötzlich die Hände vors Gesicht und schrie wie am Spieß. Der Dritte warf sich in Deckung.
    Im nächsten Moment erreichten sie die Hütte, und Pitlit zog die Tür auf. »Kommt schnell rein«, rief er.
    Elje huschte an ihm vorbei, dann zog Jonan Denier über die Schwelle. Hinter ihnen schlug Pitlit die Tür wieder zu und schob den Tisch davor. Das würde ihre Angreifer bestenfalls Sekunden aufhalten.
    »Der Revolver ist leer«, verkündete Carya. »Und hier kommen sie schon. Immer noch fünf. Wie viele von denen gibt es eigentlich?«
    »Zu viele«, keuchte Denier. In seiner Stimme schwang der Schmerz mit, den die Bauchwunde ihm verursachte. Er deutete auf sein Bett. »Dorthin. Hilf mir, Jonan.« Mühsam rappelte er sich auf und schleppte sich zur Lagerstätte.
    »Jonan, wir müssen hier weg«, drängte Carya. »Ich kann nur noch mit Steinen werfen.«
    »Warte, ich habe noch Kugeln«, sagte Pitlit und rannte zu ihr hinüber. Carya warf die Trommel aus, und fieberhaft fingen beide an, die Waffe nachzuladen.
    »Aufklappen«, befahl Denier schwach und gestikulierte vage in Richtung des Bettes.
    Jonan bückte sich und hob die Felle und Wolldecken hoch. Darunter kam ein Bettkasten zum Vorschein. Als er ihn öffnete, weiteten sich seine Augen. Er warf Denier einen Blick zu.
    Der erwiderte ihn grimmig.
    Jonan nickte stumm. Er verstand, was der Einsiedler vorhatte. »Wie kommen wir hier raus?«, fragte er. »Es gibt hoffentlich einen Hinterausgang.«
    »Die Wand dort hinter dem Regal besteht nur aus lockerem Baumaterial«, antwortete Denier. »Ihr könnt sie aufbrechen.«
    Es knallte laut, als Carya erneut und mit tödlicher Präzision zur Verteidigung ihrer letzten Zuflucht ansetzte.
    Jonan wartete nicht darauf, dass ihr ein zweites Mal die Munition ausging, sondern packte das Regal und warf es kurzerhand um. Scheppernd und krachend fielen Töpfe und Geschirr zu Boden. »Pitlit, hilf mir mit der Wand. Elje, hol unsere zwei Taschen und zieh deinen Rucksack an.«
    Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. Dann blickte sie zu ihrem Vater hinüber. Der nickte. »Elje, es muss sein. Du weißt, dass wir darüber gesprochen haben. Der Tag X. Heute ist er gekommen. Lauf, und dreh dich nicht mehr um, hörst du?«
    Elje presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Tränen traten ihr in die Augen. Sie rannte zu ihrem Vater und ergriff seine Hand.
    »Nein, Elje, bitte tu das nicht«, flehte er sie an. »Mach es mir nicht noch schwerer. Sei tapfer. Und geh, hörst du?« Die letzten Worte schrie Denier beinahe. Es war der Schrei einer gequälten Seele. »Geh!«
    »Und wieder leer«, verkündete Carya. »Drei Gegner übrig. Tut mir leid, die sind echt flink.«
    Etwas krachte gegen die Tür und der Tisch rückte nach hinten.
    Jonan trat Äste und lose Erde beiseite. In der hinteren Wand der Hütte entstand ein Loch. Direkt daneben stand das Motorrad unter der Plane. Pitlit schlüpfte nach draußen.
    »Jonan, wir müssen nicht fliehen«, sagte Carya hinter ihm.
    »Was?« Entgeistert drehte er sich um.
    In ihren Augen lag ein unheilvoller Glanz. »Ich kann sie töten. Lass sie kommen.«
    Draußen vor der Hütte wurde ein animalisches Heulen laut, ein lang gezogener Laut, der durch Mark und Bein ging. Aus dem Wald wurde er vielstimmig beantwortet.
    »Diesmal nicht, Carya«, sagte Jonan. »Überlass sie Denier.« Er wandte sich Elje zu und streckte die Hand aus. »Komm.«
    Ein letztes Mal sah das Mädchen seinen Vater an. Der stieß sie mit dem Gewehrkolben von sich. »Na los.« Sein grimmiges Gesicht war hart wie Stein, aber in seinen Augenwinkeln glitzerte es verräterisch.
    Da gab sich Elje einen Ruck und huschte ohne ein weiteres Wort durch das Loch zu Pitlit, der schon die Tarndecke beiseitegezogen und ihr Fluchtfahrzeug freigelegt hatte. Carya folgte als Nächstes, Pitlits Revolver und Jonans Sturmgewehr im

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