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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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aber ohne einen Ton von sich zu geben, auf essbare und giftige hinzuweisen versuchte.
    »Wo wollt ihr hin?«, fragte der Straßenjunge, als er sie vorbeigehen sah.
    »Denier will uns die Fallen zeigen, die er um die Hütte angelegt hat«, sagte Carya. Sie erwartete halb, dass Pitlit aufspringen würde, weil er mitkommen wollte. Doch zu ihrer Überraschung winkte er nur desinteressiert ab. »Na dann. Kenne ich schon.«
    Neben Carya hob Jonan die Augenbrauen. »Pitlit?«
    Elje schnaufte empört und boxte dem Jungen gegen den Oberarm.
    »Ups«, murmelte Pitlit.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Denier. »Er soll ja nicht in eine Sprengfalle tappen.«
    »Sprengfalle?« Nun richtete sich Jonans Erstaunen auf den Einsiedler.
    Denier zuckte mit den Achseln. »Dachtest du, ich hätte Gruben ausgehoben, in deren Boden angespitzte Pfähle stecken?«
    »Wenn man es so betrachtet …«
    Zu dritt liefen sie einmal in einem weiten Kreis um die Hütte herum, und Carya erkannte, dass diese besser geschützt war, als sie zunächst angenommen hatte. Dornengestrüpp, das geradezu unnatürlich dicht war, schützte Deniers Bleibe im Süden. Im Norden lag uralter Stacheldraht, scheinbar achtlos weggeworfen, aber doch sehr strategisch platziert. Im Osten und Westen dagegen zogen sich überall hauchfeine Schnüre zwischen den Bäumen hindurch, oft durch Blattwerk oder Ranken getarnt, die zu einigen gut verteilten Nestern führten, in denen Metallkugeln lagen, die Jonan als Granaten identifizierte. Darüber hinaus waren gespannte Äste an den Schnüren befestigt, die beim Auslösen der Falle emporschnellten und dabei selbst gebastelte Schellen auslösten, die ein warnendes Klappern von sich gaben.
    »Na schön«, sagte Jonan schließlich. »Ich will Ihnen zugestehen, dass sich vermutlich niemand unbemerkt an diese Hütte heranschleichen kann – zumindest wenn er die Fallen nicht kennt. So weit, so gut. Aber wenn die Fallen ausgelöst werden, ist der Feind schon so nah, dass eine Flucht kaum möglich sein wird. Zumal sich diese Wegelagerer schneller und geschickter durchs Unterholz bewegen als Carya, Pitlit und vor allem ich.«
    »Auch daran habe ich gedacht«, sagte Denier. »Kommt.«
    Er führte sie hinter die Hütte, wo ein großer Busch wuchs. Erst als er ihn zur Seite zog, erkannte Carya, dass es sich dabei um eine gut getarnte Plane handelte. Darunter kam zu ihrem Erstaunen ein Motorrad mit Beiwagen zum Vorschein. Beides erweckte den Eindruck, schon mehrere Jahre unbenutzt herumzustehen, aber soweit Carya das beurteilen konnte, war die Maschine in ordentlichem Zustand.
    »Meine letzte Verbindung zur Zivilisation, der ich damals entflohen bin, wenn man so will«, verriet Denier. »Ich habe es für den Notfall in Schuss gehalten. Die Tankfüllung sollte noch für hundert Kilometer gut sein. Ausreichend, um damit von hier wegzukommen. Ihr müsst nur etwa fünfhundert Meter durch den Wald nach Norden fahren, dann erreicht ihr eine Landstraße. Wenn ihr euch dort nach rechts wendet, kommt ihr nach wenigen Kilometern zurück auf die große Handelsstraße. Von dort aus könnt ihr entscheiden, wohin ihr fahren möchtet.«
    »Wie kommen wir durch die Fallen?«, wollte Jonan wissen.
    »Folgt einem schmalen Korridor, den ich freigelassen habe. Er wird durch Hügel markiert, die an Ameisenhaufen erinnern – damit niemand Verdacht schöpft. Es sind vier Stück, jeweils in Sichtweite zueinander. Haltet genau auf sie zu, und beim vierten Haufen habt ihr die Gefahrenzone hinter euch. Kriegt ihr das hin?«
    Jonan nickte. »Das ist nicht mein erstes Motorrad.«
    »Gut.« Denier zog die Plane wieder zu. »Ich packe euch nachher auch noch zwei Taschen, eine mit Proviant, eine mit Ausrüstung. Sie liegen unter der Treppe. Versucht sie mitzunehmen, wenn ihr könnt. Sie dürften eure Weiterreise erleichtern.«
    »Vielen Dank. Sagen Sie, besitzen Sie zufällig Munition für unsere Waffen?«
    »Nicht für dein Sturmgewehr. Aber für den Revolver des Jungen dürfte ich noch ein halbes Päckchen Kugeln haben. Ich hatte mal einen ähnlichen.«
    »Vielleicht können Sie es in die Tasche packen.«
    »Das mache ich.« Denier breitete die Arme aus und schloss mit einer Geste die ganze Umgebung ein. »Seid ihr nun zufrieden?«
    »Die Lage gefällt mir schon besser als heute Morgen«, antwortete Jonan. »Trotzdem hätte ich es für klüger gehalten, wenn wir alle von hier verschwinden würden.«
    Die Miene ihres Gastgebers verdüsterte sich. »Ich gehe nirgendwo

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