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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Auf dem einzigen Hinweisschild, das sie fanden, stand etwas, das wie
Chalon
aussah. Der Rest war nicht mehr lesbar. Als sie etwas näher kamen, sahen sie, dass einige der Gebäude fast vollständig von grünem Efeu oder einer anderen Kletterpflanze überwuchert waren. Der Ort wirkte verlassen.
    Aber nur, weil wir keine Menschenseele hören oder sehen, muss das nicht heißen, dass hier niemand haust
, ermahnte sich Carya. Das Ödland um Arcadion oder die Trümmerzone von Paris sahen auch nicht nach Landstrichen aus, in denen Menschen wohnten.
    »Ich schlage vor, hier übernachten wir«, wandte sich Jonan an Carya, Pitlit und Elje. Er sah wieder etwas blass aus, und sein leicht verkniffener Gesichtsausdruck verriet Carya, dass er unter Schmerzen litt. Der Tag war lang und anstrengend gewesen. Eigentlich zu anstrengend für jemanden mit Jonans Verletzungen.
    Wir hätten zumindest den Beiwagen des Motorrads behalten sollen
, ging es ihr durch den Kopf.
Dann hätte Jonan sich zwischendurch ein wenig ausruhen können, während Pitlit und ich ihn gezogen hätten.
Diese Erkenntnis kam ein wenig spät. Aber Carya nahm sich vor, Jonan in den nächsten Tagen dazu zu zwingen, sich zu schonen und es langsamer angehen zu lassen. Ansonsten mochte sich all die Pflege von Denier als umsonst erweisen.
Natürlich setzt das voraus, dass wir nicht wieder in irgendeinen Schlamassel geraten.
    »Hm? Was sagt ihr?«, hakte Jonan nach. »Schlagen wir hier unser Lager auf?«
    Elje sah Pitlit an, und als der nickte, nickte sie auch. Der Straßenjunge ließ den Blick schweifen, dann hellte sich seine Miene auf. »Und ich weiß auch schon, wo«, verkündete er und deutete mit dem Arm auf einen Ort jenseits der Straße.
    Als Carya in die angezeigte Richtung blickte, sah sie ein buntes Schild auf einem hohen Mast stehen. »Was ist das?«, fragte sie.
    »So ein Symbol habe ich auch schon mal im Ödland gesehen«, antwortete Pitlit. »Es gehört zu einem riesigen Einkaufsmarkt. Folgt mir. Ich zeige es euch.« Auf unerwartete Weise beschwingt, lief er voraus, quer über die mehrspurige Handelsstraße hinweg.
    Carya und die anderen marschierten ihm nach.
    Pitlit kletterte über die Fahrbahnbegrenzung und deutete aufgeregt den Abhang hinunter, der dahinter lag. »Dort unten ist er. Ich wusste es.«
    Was er meinte, war ein riesiger, schmutzig weißer Kasten, der ein flaches Dach aufwies, auf dem Gras und sogar einige Sträucher wuchsen. Über der breiten Eingangstür hing ein großes Logo aus Glas oder einem ähnlichen Material, das allerdings von Vandalen eingeschlagen worden war, sodass man nur noch blaue und gelbe Bruchstücke davon erkennen konnte. Vor dem Bauwerk erstreckte sich ein ausgedehnter Bereich, wo man Motorwagen abstellen konnte. Bereits rund um den Lufthafen südlich von Paris war Carya aufgefallen, wie viele Plätze die Menschen früher gebraucht hatten, um ihre Motorwagen zu parken. Es musste unglaublich viele dieser Fahrzeuge gegeben haben.
    »Da unten«, verkündete Pitlit. »Das ist der perfekte Schlafplatz. Wer weiß, was in dem Laden noch alles zu finden ist.«
    »In diesem Fall sollten wir besonders vorsichtig sein«, entgegnete Jonan. »Orte, die irgendwie reizvoll sind, neigen dazu, nicht unbewohnt zu sein. Und unsere Kampfkraft ist im Augenblick furchtbar eingeschränkt.«
    Elje zupfte Carya am Ärmel. Dann deutete sie auf sich, ihre Augen und das Gebäude.
    »Du willst vorausgehen und die Lage auskundschaften?«, fragte Carya.
    Das Mädchen nickte.
    »Ich weiß nicht, ob das …« Sie hielt gerade noch inne, bevor sie »dein Vater so gut gefunden hätte« sagen konnte. Gleichzeitig überdachte sie ihren Einwand noch einmal. Ihr altes Ich sträubte sich dagegen, ein achtjähriges Mädchen eine so gefährliche Aufgabe übernehmen zu lassen. Doch die Attentäterin in ihr erkannte Elje als das, was sie war. Klein, schlank und durch Jahre in der Wildnis im Schleichen geübt. Es wäre dumm gewesen, diese Fähigkeit nicht zu nutzen. »Na schön. Wir warten hier oben.«
    Pitlit schnaufte. »Leute, das können wir uns sparen. Da unten lebt niemand – zumindest keine Bande oder so etwas.«
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Carya wissen.
    »Wenn dort eine Bande leben würde, hätte sie den Eingang gesichert. Schau dir die offene Tür doch an. Da ist keine Barriere und nichts. Und warum stehen die Autowracks noch überall über den Parkplatz verstreut? Die würden einen prima Schutzwall abgeben. Außerdem ist in so einem Fall

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