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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Trümmerfeld hinauf. »Er hat es so gewollt. Er war schwer krank, weißt du. Lange hätte er ohnehin nicht mehr gelebt. Es gab keine Rettung für ihn. Deshalb wollte er abgehen wie ein echter Soldat. Im Kampf für etwas Gutes. Für dich – und für uns.«
    Das Mädchen nickte erneut. Sie deutete auf ihre Augen und Ohren. Natürlich hatte sie es gewusst. Sie war schließlich bloß stumm, aber nicht blind und taub.
    Jonan neigte verständnisvoll den Kopf. Dann richtete er den Blick auf den kaum erkennbaren Pfad vor ihnen. Seine Seite schmerzte, aber er beachtete sie nicht weiter. Die Wunde würde heilen. Jetzt hieß es nach vorne blicken. »Machen wir uns wieder auf den Weg.«
    Unbehelligt erreichten sie den nördlichen Waldrand, und wie von Denier beschrieben, verlief dort eine Straße von Ost nach West. Entgegen der Weisung des Einsiedlers wandte Jonan ihr Motorrad jedoch nicht nach rechts, sondern nach links. Er wollte es nicht riskieren, in eine Richtung zu fahren, in der sich erwiesenermaßen auch Waldmenschen herumtrieben.
    »Wir fahren bis zur nächsten Straße, die nach Süden führt und schlagen ein paar Kilometer weiter südlich zurück den Bogen zur Handelsstraße«, entschied er und hoffte, dass ihnen dieser Umweg ohne Kartenmaterial auch glückte. Er vermisste den Navigator schmerzlich, denn mehr als eine grobe Himmelsrichtung – nach Südosten in Richtung Berge – besaßen sie nun nicht mehr, um ihr Ziel zu erreichen.
    Eine Straße nach Süden fanden sie nicht, dafür aber eine Eisenbahnschneise, die sich beinahe schnurgerade durch die Landschaft zog. Die beiden parallel verlaufenden Gleisstränge waren verrostet und von Unkraut überwuchert, aber trotzdem sah es so aus, als ließe sich auf dem Schotterbett leidlich gut fahren.
    Sie stiegen ab, und mit etwas Mühe gelang es ihnen, ihr Fahrzeug den von Gestrüpp übersäten Abhang hinunter zu den Schienen zu schieben. Eine Stunde lang folgten sie den Gleisen, bevor Jonan es für angebracht hielt, ihr Fahrzeug bei einer der in unregelmäßigen Abständen die Bahnschneise überspannenden Brücken wieder zurück auf die Straße zu bringen, um nach Osten weiterzufahren – in der Hoffnung, die Handelsstraße wiederzufinden.
    Wie sie feststellen mussten, hatten sie sich erstaunlich weit von dieser entfernt, sodass es sie weitere zwei Stunden kostete, um dorthin zurückzukehren. Eine Weile schlängelte sich die Straße durch hügeliges Gebiet, dann schlug sie einen weiten Bogen um eine Ruinenstadt, und schließlich teilte sie sich gleich in vier Richtungen auf. Zu ihrem Glück entdeckten sie ein völlig verwittertes, einstmals möglicherweise blaues Straßenschild, auf dem unter anderem das Wort
Genève
stand.
    »Von dieser Stadt habe ich schon einmal gehört«, verkündete Jonan. »Sie grenzt unmittelbar an die Schwarze Zone. Wir sind auf dem richtigen Weg.«
    Sie folgten der Weisung des Schilds und fuhren Richtung Süden. Etwa fünfzehn Kilometer weiter fing der Motor ihrer Maschine an zu stottern, und kurz darauf blieb das Motorrad stehen. Jonan überprüfte die Tankanzeige und zuckte ergeben mit den Achseln. »Das war’s. Wir haben keinen Tropfen Treibstoff mehr.«
    »Was machen wir mit dem Motorrad?«, fragte Pitlit, nachdem sie abgestiegen waren. »Nehmen wir es mit?«
    »Wenn du es schieben möchtest«, antwortete Jonan. Natürlich tat es ihm leid, das Gefährt einfach am Straßenrand stehen zu lassen. Aber ohne Treibstoff nutzte es ihnen wenig, und wer wusste schon, wann sie mal auf einen Schmuggler oder Schwarzmarkthändler trafen, der zu völlig überteuerten Preisen ein paar Liter zu verkaufen bereit war.
    »Eigentlich nicht«, gestand Pitlit. Also schulterte Elje ihren Rucksack, Pitlit und Jonan nahmen jeweils eine der von Denier gepackten Taschen und Carya Jonans Templersturmgewehr, das eindeutig am schwersten war, aber für Jonan mit seiner Verletzung im Moment nicht zu tragen. Danach zogen sie zu Fuß weiter.
    Eigentlich war Jonan recht dankbar dafür, dass sich ihr Reisetempo dadurch wieder verlangsamte. Sie würden noch früh genug die Schwarze Zone erreichen. Ein paar Tage später dort einzutreffen würde ihm gestatten, wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Ob das bei ihrem Versuch, sich mit der Erdenwacht anzulegen, letztendlich einen Unterschied machte, wusste er allerdings selbst nicht.

Kapitel 8
    Als es Abend wurde an diesem Tag, erreichten sie eine wei- tere Stadt. Schon von Ferne sahen sie die mehrstöckigen Häuser aufragen.

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