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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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heftiger Donnerschlag sie zusammenzucken ließ. Die Plane der Lastkutsche klatschte laut gegen den Rahmen, dann setzte ein Trommeln ein, das von plötzlichem heftigen Regen kündete. Das Unwetter war nun genau über ihnen. Hoffentlich schlug kein Blitz in ihre kleine Karawane ein.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Carya, dass in die Plane am hinteren Ende der Ladefläche Bewegung kam. Jemand machte sich daran zu schaffen. Im nächsten Moment wurde ein Teil beiseitegeschlagen. Kalter, von Regen geschwängerter Wind fuhr ins Innere und ließ Carya frösteln.
    Dann tauchte das Gesicht von Pitlit auf. Triefnass stemmte sich der Straßenjunge auf die Ladefläche, bevor er die flatternde Plane einfing und rasch wieder schloss. »Puh, was für ein Mistwetter«, schimpfte er. »Es gießt, als würde die Welt untergehen. Ich war nur einen kurzen Moment im Regen – und jetzt schau mich an.« Er sah an sich hinunter auf seine durchnässte Jacke und Hose und schüttelte sich. »Ekelhaft.«
    Wie zur Antwort ertönte draußen in der Finsternis ein mehrfacher Donnerschlag. Es klang wie das höhnische Gelächter irgendeines Gewittergottes über den Wolken.
    »Wo ist Jonan?«, wollte Carya wissen, während sie etwas zur Seite rückte, um Pitlit Platz zu machen.
    Der Straßenjunge schob sich an ihr vorbei und zwängte sich in den vorderen Bereich der Ladefläche, wo zwischen den aufgestapelten Kisten ihre Wolldecken lagen. Er nahm eine und schlang sie sich um die schmalen Schultern. »Er sitzt in einer der Fahrerkabinen und hält dort Wache«, sagte er.
    »Mustard behauptete eben gerade, ihr hättet mit Miral eure Waffen gereinigt.«
    »Haben wir auch. Aber dann kam das Gewitter, und Jonan hat entschieden, seine Wache jetzt schon anzutreten statt erst in einer Stunde. Na ja, und ich bin hier rübergeflitzt.«
    Carya runzelte die Stirn. Jonan hatte sich erboten, Mustards Männern dabei zu helfen, die Karawane zu beschützen. Dazu zählten auch regelmäßige Nachtwachen, eine Aufgabe, um die Carya ihn nicht beneidete. Doch er hatte erst die vorgestrige Nacht auf einsamem Posten verbracht. Eigentlich sollte er frühestens morgen wieder dran sein. Genau das sagte sie Pitlit auch.
    »Ianni hat vorhin gekotzt«, erklärte dieser daraufhin. »Keine Ahnung, was mit ihm los ist. Jedenfalls geht es ihm nicht gut, und Jonan hat seine Wache übernommen.«
    Der hagere, bebrillte Iannides war einer der Leute, die Mustard irgendwo auf seinen Reisen aufgelesen hatte und die ihn seitdem begleiteten. Er wirkte, schon seit Carya ihn kennengelernt hatte, kränklich. Sie fragte sich, ob er unter einer der schleichenden Krankheiten litt, die man sich einhandelte, wenn man zu lange in Todeszonen unterwegs war.
    Seufzend nickte sie. »Na schön. Dann schaue ich später mal bei Jonan vorbei. Vielleicht bringe ich ihm einen Tee. Bei dem Wetter freut er sich bestimmt über jede Möglichkeit, sich aufzuwärmen.«
    »Also mich kriegen keine zehn Pferde mehr vor die Tür«, verkündete Pitlit kategorisch. »Aber mach nur. Er sitzt in Mirals Lastkutsche, am linken Ende des Lagers. Du kannst ihn gar nicht verpassen.«
    »Ich warte noch, bis der Regen ein wenig nachlässt«, sagte Carya und deutete auf die Plane über ihnen, von der ein Geräusch zu ihnen herunterdrang, als würden tausend riesige Ameisen darüber hinwegkrabbeln. »Außerdem will ich das hier noch fertig machen.«
    Neugierig reckte Pitlit den Kopf und schielte zu dem Blatt Papier hinüber, das vor ihr lag. »Was ist das? Schreibst du etwa einen Brief?«
    Carya nickte. »Ja, an meine Eltern.«
    »Was soll das denn bringen?«, erkundigte sich Pitlit. »Du weißt doch gar nicht, wo sie leben.«
    »Sie wollten nach Bolonara.«
    »Und vielleicht sind sie nie dort angekommen. Oder schon wieder weitergereist. Genauso gut könnte ich Suri einen Brief schreiben und dem Postboten als Adresse ›Mutantensiedlung, an einem See, östlich der Berge‹ nennen.«
    Unschlüssig blickte Carya auf den Briefbogen. Ihr Verstand sah ein, dass der Straßenjunge wahrscheinlich recht hatte. Vermutlich war die Vorstellung naiv, den Umschlag an der nächstbesten Herberge abzugeben und darauf zu hoffen, dass ein Bote ihre Eltern in Bolonara fand – oder wo immer sonst sie jetzt lebten. Doch irgendwie war es ihr ein Bedürfnis gewesen, ihrer Mutter und ihrem Vater zu erzählen, was sie erlebt und durchlitten hatte. Ihr Herz wollte folglich solche Einwände, so berechtigt sie auch sein mochten, nicht hören.
    Carya schob den

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