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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Leben immer wieder zu spüren bekommen – ein Erbe der Dunklen Jahre.
Wie können die Menschen hier im Überfluss leben, wenn die Welt draußen noch immer ums nackte Dasein kämpft?
, fragte Carya sich unwillkürlich.
Könnte die Erdenwacht mit ihrem unglaublichen technischen Wissen nicht vielen Leuten helfen?
    Die Türglocke läutete, und als Carya das Zimmer durchquerte und öffnete, stand Pitlit auf dem Gang, schmutzig, zerzaust und breit grinsend. Ein absurdes Gefühl der Erleichterung überkam Carya. Sie war nicht mehr alleine, auch wenn ihr Begleiter ein junger, vorlauter Straßenbengel war. »He, Carya, hast du mich schon vermisst?«, fragte Pitlit, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    Neckend deutete sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand eine Spanne von einigen Millimetern an. Dann lächelte sie. »Komm rein. Willkommen in unserer gegenwärtigen Bleibe. Geht es dir gut?«
    Der Junge schnitt eine Grimasse, während er eintrat. »Na ja, die haben mir den Revolver geklaut, den Suri mir geschenkt hat. Ich verstehe ja, dass sie mir die Munition abnehmen, aber musste es auch die Waffe sein? Außerdem hat man mir diese tolle Armfessel verpasst, die denen wohl erlaubt, mich zu überwachen, egal, wohin ich gehe.« Er hob den Arm und zeigte Carya ein Armband, das dem ihren exakt glich.
    »Ja, mir geht es wie dir«, sagte Carya und streckte ihrerseits den Arm aus. »Das ist wohl der Preis der Freiheit.«
    »Zugegeben, ist besser, als eingesperrt zu sein.« Pitlit durchquerte das Zimmer und sah sich um. »Nicht schlecht«, musste er eingestehen. »Besser als meine Zelle bisher. Und viel besser als ein Gebüsch unter ein paar Bäumen draußen im Freien.« Er wandte sich Caryas Küchenzeile zu. »Hast du zufällig was zu essen im Haus? Ich bin am Verhungern.«
    Carya schüttelte den Kopf. »Im Augenblick nicht. Doktor Freeman wollte mir etwas schicken, aber ich weiß nicht, wie lange das dauern wird.«
    »Dann lass uns doch mal rausgehen«, schlug Pitlit vor. »Wir sehen uns ein wenig in der Gegend um und schauen, bei wem wir etwas zu beißen ergattern können.«
    »Ist gut«, sagte Carya. Es war keineswegs die schlechteste Idee, sich einen etwas besseren Eindruck von ihrer Umgebung zu verschaffen. Viel mehr blieb ihnen im Moment ohnehin nicht zu tun. »Aber lass uns langsam machen. Ich bin noch nicht so gut zu Fuß.« Sie deutete auf ihr Bein, von dem nach wie vor ein dumpfer Schmerz ausstrahlte, wenn auch weniger als am Vormittag. Die Behandlung hier war erstaunlich wirksam.
    »Möchtest du dich auf mich stützen?«, bot der Junge generös an.
    Carya lächelte. »So schlecht geht es mir nun auch wieder nicht.«
    Sie verließen das riesige, sichelförmig geschwungene Bauwerk und spazierten über den Vorhof zur Straße. Alles war unglaublich weitläufig angelegt, und statt der vielen, oft eng beisammenstehenden Häuser, die Carya aus Arcadion kannte, herrschten vereinzelte, aber dafür eindrucksvoll große Bauten vor. Offenbar waren die Planer dieses Tals der Ansicht gewesen, dass es leichter sei, ein paar riesenhafte Bauten an diesen Ort zu setzen, als jeder Familie ein Eigenheim zu errichten.
    Carya und Pitlit wandten ihre Schritte nach links auf eine Ansammlung von Häusern zu, die aussahen, als gäbe es dort Geschäfte und Lokale. Tatsächlich fanden sie nur einen riesigen Einkaufsmarkt vor, der dem ähnelte, in dem sie auf ihrer Reise von Paris nach Genève übernachtet hatten. Allerdings konnte man sich in diesem nicht frei bewegen, sondern musste seine Bestellung an einem lang gezogenen Tresen abgeben, nachdem man seine Wahl auf Bildschirmen getroffen hatte. Bezahlt wurde scheinbar nicht, doch als Carya und Pitlit sich an einen der Verkäufer wandten, merkten sie schnell, dass auch im Paradies nicht alles kostenlos war. »Nur gegen Bezugsschein«, erklärte ihnen der Verkäufer, ein schlaksiger Mann mit langem Gesicht, freundlich, aber bestimmt.
    »Mist«, murmelte Pitlit, als sie unverrichteter Dinge weitergingen. »Und klauen kann man hier auch nichts, weil sie alle Waren hinter dem Tresen verstecken. Was ist das eigentlich für ein seltsames Verhalten?«
    »Vielleicht müssen die hier auch Lebensmittel rationieren«, überlegte Carya. »Das Tal ist nicht klein, aber es leben doch ziemlich viele Menschen darin.«
    »Wie auch immer.« Missmutig schob der Straßenjunge die Hände in die Hosentaschen. »Sag mal, ist dir eigentlich aufgefallen, dass es eine Menge Leute gibt, die Armbänder wie wir

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