Das Gesamtwerk
von Schwestern
schimmern. Und einzelne Worte fallen
wie Regentropfen: … Gestern …
und: … meine Frau …
und seltsam hallen
sie nach wie Gedichte
und man denkt eine ganze Geschichte
aus ihnen zusammen.
Ein einsamer Schritt verweht noch im Norden,
die Straßen sind still,
und der Lärm ist müde geworden,
weil die Stadt nun schlafen will.
Nachts
Meine Seele ist wie eine Straßenlaterne.
Wenn es Nacht wird und die Sterne
aufgehn, beginnt sie zu sein.
Mit zitterndem Schein
tastet sie durchs Dunkel,
verliebt wie die Katzen
auf nächtlichen Dächern, mit grünem Gefunkel
in den Augen. Menschen und Spatzen
schlafen.
Nur die Schiffe schwanken im Hafen.
Hebt der Mond sich über den Rand
von einem Kirchendache,
ist in meinen Augen
knisternd ein Streichholz aufgeflammt,
und ich lache.
Regen rinnt –
bei mir sind
nur mein Schatten und der Wind.
Und meine Hände haben noch den Duft
von irgendeinem schönen Kind.
Die Nacht
Und wieder geht die dunkelblaue Frau,
die blasse Schwester der Betrunkenen und Dichter,
durch die verstummten, nebeligen Straßen.
Es schwankt im Schlendrian das Nachtgelichter:
Die Mädchen, die für Stunden heilig sind,
glühn sündhaft aus dem Häuserschatten,
bis sie der kühle Morgenwind verscheucht.
Laternen fühlen sich von den Bezechten
verzweifelt und berauscht umarmt –
der Dichter aber flüstert seinen großen Monolog:
Nimm, dunkelblaue Frau, die ohne Ruhe sind,
in deinen gnadenreichen Schoß!
Liebeslied
Weil nun die Nacht kommt,
bleib ich bei dir.
Was ich dir sein kann,
gebe ich dir!
Frage mich niemals:
woher und wohin –
nimm meine Liebe,
nimm mich ganz hin!
Sei eine Nacht lang
zärtlich zu mir.
Denn eine Nacht nur
bleib ich bei dir.
Liebesgedicht
Du warst die Blume Makellos
und ich war wild und wach.
Als deine Iris überfloß,
da gabst du gebend nach.
Ich war die Blume Schmerzenlos
in deinem lichten Duft.
Wir schenkten uns aus Grenzenlos,
aus Erde, Leid und Gruft.
Da wuchs die Blume Morgenrot
an unserer Nächte Saum.
Wir litten eine süße Not
um einen süßen Traum.
Abschied
Laß mir deinen Rosenmund
noch für einen Kuß.
Draußen weiß ein ferner Hund,
daß ich weiter muß.
Laß mir deinen hellen Schoß
noch für ein Gebet.
Mach mich aller Schmerzen los!
– horch, der Seewind weht.
Laß mir noch dein weiches Haar
schnell für diesen Traum:
Daß dein Lieben Liebe war –
laß mir diesen Traum!
Südfrüchte
Die Kokosnuß, einst affenkühn umklettert,
die maskenstarre, borstenzöpfige,
sehnt sich nach ihren meerumblauten Inseln,
von hellem Vogelschrei umschmettert.
Dem Sphinxenkopf der Ananas,
von Dunkelhäutigen gepflückt,
wächst ein Gebüsch wie grünes Gras –
von fremden Rhythmen jäh entzückt.
Die bernsteinfarbenen Bananen,
die säbelbeinigen, sie träumen
nun im Verein mit Feigen, deren Ahnen
des Orients geheimnisreiche Wüsten säumen.
Die kleinen Monde praller Apfelsinen,
sie lauschen dem Geschwätze schlanker Datteln:
Von Haremstänzerinnen mit Brokatpantinen
auf weißen Dromedaren, die sie silbern satteln.
In diese Heimwehträume der Exoten
platzt plötzlich ganz gewöhnlich und frivol
das plumpe Lachen über freche Zoten
von einem simplen Wirsingkohl!
An Dich
Ich gebe Dir mein dunkles Herz –
Du gibst Dein helles mir zurück.
Ich geb Dir Leid und geb Dir Schmerz –
Du gibst mir Glück.
Ich liebe Dich und tu Dir weh
mit jedem Blick.
Du aber gibst das Leid
als Lust zurück.
Ich gebe Dir nur Halbes hin
von meinem flüchtigen Geschick.
Du gibst wie eine Königin
und schenkst Dich ganz zurück.
Abend
Ein Pendel schwingt.
Die Lampe blinkt.
Im feuchten Meerwind singt
verliebt ein Nachtinsekt.
Von keinem Laut erschreckt
singt auch mein Herz.
Das ist unser Manifest
Essays, Rezensionen, Fragmente, Vermischtes
Helmuth Gmelins 50. Geburtstag
Goethe hatte einmal den Auftrag, sich im Süden Deutschlands eine große Gesteinssammlung anzusehen: Die Gmelinsche Mineraliensammlung. Begreiflicherweise, geriet die Hausfrau darüber so in Aufregung, daß sie dem hohen Gast den ganzen Kaffee über die Hose goß. Von diesen Gmelins stammt Helmuth Gmelin vom Staatlichen Schauspielhaus in Hamburg, der Bruder des feinsinnigen, leider viel zu früh gestorbenen Dichters Otto Gmelin.
Also eine weitverzweigte Gelehrtenfamilie von Wissenschaftlern, Forschern, Physikern, Chemikern und Ärzten bringt als letzten Sproß zwei Künstler hervor? Das ist weniger
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