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Das Geschenk der Sterne

Das Geschenk der Sterne

Titel: Das Geschenk der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kruppa
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zwar keine Maschinen, aber sie beruhen auch auf einer List«, entgegnete Tschuang Tse. »Auch
das Anlegen eines Brunnens ist eine durch berechnendes Denken entstandene Überlistung der Natur. Wenn du dir Sorgen um die Einfalt deines Herzens machst, dürftest du diesen Brunnen nicht benutzen. Du wirst dein Herz nicht in Gefahr bringen, wenn du einen Ziehbrunnen einsetzt. Maschinen sind nicht gefährlich, sofern man achtsam und umsichtig mit ihnen umgeht, sofern man sie bedient, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. Sie können eine Erleichterung des täglichen Lebens sein. Mit Hilfe eines Ziehbrunnens würdest du viel Zeit und Kraft sparen, die du im Garten der Muße verbringen könntest, wo die schönsten Blumen der Freude und Weisheit wachsen.«
    Der alte Gärtner blickte den Weisen mit gerunzelter Stirn an, hinter der man seinen Geist förmlich arbeiten sah. Mehrmals setzte er zu einer Antwort an, doch mehr als ein nachdenkliches Brummen kam nicht aus seinem Mund.
    Schließlich sagte er: »Deine Gedanken haben mich verwirrt. So habe ich die Dinge noch nicht betrachtet. Ich werde darüber nachdenken.«

WÜTENDE JÄGER

    Ihr weiterer Weg nach Norden führte die Flüchtlinge durch eine von grauen, schroffen Hügeln beherrschte, unbesiedelte Gegend, deren Unwirtlichkeit durch fast vertrocknete Gebüsche und vereinzelte Bäume nur wenig gemildert wurde.
    »Dies muß das Gebiet der Hundert Kahlen Hügel sein«, sagte Min Teng zu seinen Begleitern. »Angeblich gibt es hier böse Geister und Dämonen, die nachts ihr Unwesen treiben.«
    Yu Lin verzog den Mund. »Ein bißchen unheimlich ist diese Gegend schon. Nachts würde ich hier nicht gern allein sein.«
    Tschuang Tse lachte. »Es gibt keine bösen Geister, weder hier noch anderswo. Dämonen befinden sich nur im Inneren gewisser Menschen.«

    Yu Lin setzte zu einer Erwiderung an, als drei wenig vertrauenerweckende, mit Schwertern bewaffnete Reiter plötzlich hinter einem Hügel hervorkamen und sich ihnen in den Weg stellten. Die Flüchtlinge hielten ihre Pferde in einem Abstand von zehn Schritten vor ihnen an.
    »Was wollt ihr von uns?« rief Min Teng ihnen entgegen und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes.
    »Warum so unfreundlich?« entgegnete der Anführer der Männer, ein hinterlistig wirkender Mann um die vierzig, dessen Stirn von einer langen Narbe gezeichnet war. »Wir möchten euch nur um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Der da wäre?«
    Der Wortführer grinste und entblößte ein Gebiß, dem mehrere Zähne fehlten. »Bitte steigt von euren Pferden, denn wir hätten sie gern. Dafür werden wir euch euer Leben lassen. Ich finde, dies ist ein gutes Angebot, das ihr sicherlich nicht ausschlagen werdet.«
    »Und wenn wir es trotzdem ausschlagen?« fragte Tschuang Tse.
    »Dann werden wir euch leider töten müssen«, erwiderte der Anführer der Wegelagerer mit einer übertriebenen Geste des Bedauerns.
    »Warum habt ihr es nicht längst getan? Ihr wirkt nicht so, als würdet ihr das Leben anderer Menschen achten! Euer Zögern hat also einen anderen Grund.«
    Die Worte Tschuang Tses schienen den Anführer zu
verwirren, denn er suchte die Blicke der anderen beiden Männer.
    »Du redest Unsinn, alter Mann!« rief er.
    »Wo bleibt deine Höflichkeit?« versetzte Tschuang Tse. »Was du Unsinn nennst, ist nichts weiter als die Wahrnehmung eurer Furcht.«
    Der Anführer lachte spöttisch auf. »Furcht? Wovor sollten wir uns fürchten? Vor einem unbewaffneten Alten, einer wehrlosen Frau und einem jungen Mann, der ein Schwert hat – was nicht heißt, daß er damit auch umgehen kann.«
    »Er kann damit besser umgehen als jeder von euch«, entgegnete Yu Lin und zog mit einer schnellen Bewegung einen Dolch unter ihrer Bluse hervor. »Und ich kann hiermit gut umgehen. Mein Vater hat mir beigebracht, diesen Dolch gezielt zu werfen, um mich gegen Schurken wie euch verteidigen zu können. Er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis seines Unterrichts.«
    »Wenn ihr uns angreift, wird nicht nur unser, sondern auch euer Blut fließen. Mindestens zwei von euch werden ihr Leben verlieren«, stellte Min Teng fest. »Davor habt ihr Angst, sonst würdet ihr nicht versuchen, uns Angst einzujagen!«
    »Und deshalb möchten wir euch nun um einen kleinen Gefallen bitten«, ergänzte Tschuang Tse. »Bitte macht den Weg frei!«
    Die Wegelagerer flüsterten aufgeregt miteinander, wobei es schien, daß sie die Lage der Dinge unterschiedlich beurteilten, sich aber schließlich der

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