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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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lange, und die ersten Priester erschienen im Park und mit ihnen die beiden Gehilfen des Arztes, Turi und Dedi.
    »Wurde ein Bote zu Paheri geschickt?«, blaffte Ipuwer, und Turi bejahte. »Hauptsache, der Mann beeilt sich und trödelt nicht herum.«
    »Aber, Herr«, wagte Turi das Wort an den Schatzmeister zu richten, während er neben Amunhotep niederkniete und vorsichtig dessen Kopf abtastete, »in der Zwischenzeit kann sich doch der Herr Netnebu schon um den Oberpriester kümmern. Oder du, Gebieter, du warst doch früher ein Priester in den Diensten der Göttin Sechmet.« Er sah von dem leblosen Körper hoch zu Ipuwer.
    »Natürlich werde ich mich um ihn kümmern«, fuhr Ipuwer den leibeigenen Nubier barsch an. »Bringt Amunhotep erst einmal ins Haus des Lebens und weckt Netnebu, falls er nicht schon wach geworden ist!«
    Ipuwer vernahm noch die verstörten Stimmen der Priester und Bediensteten, die durch die aufkommende Unruhe im Tempelbezirk schlaftrunken aus ihren Unterkünften kamen, dann war er in seinem Haus verschwunden, um seine Arzttasche zu holen. Viel konnte er sowieso nicht ausrichten. Amunhotep hatte eine schwere Kopfwunde, und Paheri war der einzige Priester im Tempel, der sich mit Schädelverletzungen auskannte. Es gab einige Patienten, die seinen Eingriff überlebt hatten, aber sein nächster würde tragisch enden.
    Zufrieden grinste Ipuwer. Seine Zukunft als Tempelvorsteher war in greifbare Nähe gerückt. Er nahm die kleine lederne Tasche und ging hinüber zum Lebenshaus.
     
    * * *
     
    Als Paheri erschien, hatte man den Schwerverletzten bereits auf einer Trage in einen der Behandlungsräume gebracht, wo die Ärzte die schwierigen Fälle versorgten. Netnebu und Ipuwer hatten sich in der Zwischenzeit Amunhoteps Verletzungen angesehen und waren sich einig gewesen, dass nur Paheri helfen konnte. Also hatten sie alles vorbereitet, damit der mit Schädelöffnungen und Kopfverletzungen vertraute Heilkundige sofort mit seiner Behandlung beginnen konnte.
    Der Oberste Arzt kam in den Raum gestürzt, und Ipuwer nahm ihn beim Arm. Er führte ihn in eines der angrenzenden Zimmer und schloss die Tür, damit sie unbelauscht miteinander reden konnten.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich Paheri atemlos.
    »Man hat den Oberpriester überfallen und brutal niedergeschlagen«, antwortete Ipuwer völlig ruhig.
    »Was, Amunhotep?«
    »Ja, wen denn sonst!«
    »Und weiß man schon ...« Dem Obersten Arzt blieb die Frage im Halse stecken. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte er sein Gegenüber an. »Du hast versucht, Amunhotep zu töten?«, flüsterte er.
    »Unsinn, Paheri, nicht ich. Dedi war es, und nun reiß dich zusammen und tu, was du tun musst.« Ipuwer starrte den Heilkundigen aus böse funkelnden Augen an. »Gib ihm den letzten Rest!«
    »Nein!«, schrie Paheri auf, und Ipuwer presste ihm seine Handfläche auf den Mund.
    »Schweig oder es werden alle erfahren, was das Geheimnis deines Wohlstandes ist.« Die Stimme des Schatzmeisters klang drohend. »Vergiss nicht, Paheri, du hast mir dein Wort gegeben!«
    Verzweifelt rang Paheri nach Luft.
    »Es war nie die Rede davon gewesen, dass wir Amunhotep töten werden«, beschwerte er sich, und Ipuwer lachte boshaft auf.
    »Was hast du denn geglaubt, wie wir Amunhotep von seinem Posten vertreiben? Dachtest du, er würde irgendwann freiwillig das Feld räumen?«
    »Nein, sicher nicht. Trotzdem, das kannst du nicht von mir verlangen. Ich bin Arzt, ich rette Leben, ich zerstöre es nicht. Das, was du von mir verlangst, widerspricht dem Schwur, den ich geleistet habe. Es ist wider jegliche Moral.«
    Paheri hatte sich wieder gefasst und sah Ipuwer entschlossen in die Augen.
    »Dann werden wir beide sterben, und Dedi auch.«
    »Das ist mir egal. Ich werde nicht gegen meine ärztliche Pflicht verstoßen. Lass mich vorbei!«
    Paheri wollte Ipuwer zur Seite drängen, aber dieser baute sich breitbeinig vor ihm auf.
    »
Aber ich werde nicht gegen meine ärztliche Pflicht verstoßen
«, äffte er Paheri nach. »Was glaubst du denn, was du getan hast, als es darum ging, dich zu bereichern?« Der Schatzmeister lachte höhnisch. »Ich glaube kaum, dass du so naiv bist, Paheri. Also geh und tue deine Pflicht!«
    »Das werde ich auch machen, Ipuwer.« Das Gesicht des Arztes hatte sich dem des Schatzmeisters bis auf wenige Fingerbreiten genähert. »Und ich werde alles unternehmen, um Amunhoteps Leben zu retten.« Er stieß Ipuwer zur Seite und trat auf die Tür zu,

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