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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Senbis in Byblos durch den Hafenmeister am Auslaufen zu hindern, sodass die Ware verspätet in Kemi eingetroffen war und damit den Ablauf auf der Baustelle des Amun-Tempels verzögert hatte. Ibiranu hingegen war dreist genug gewesen, im rechten Augenblick mit der gewünschten Menge Holz auf seinen Schiffen in Theben einzulaufen und sich als Retter in der Not zu erwiesen. Senbi war daraufhin vom Wesir streng getadelt worden; Ibiranu hingegen hatte man mit der weiteren Belieferung der Tempel in und um Theben beauftragt.
    »Herr!« Einer der Aufseher trat auf ihn zu. »Da ist ein Edelmann, der dich zu sprechen wünscht.« Seine Hand wies auf einen untersetzten, gut gekleideten Mann Mitte dreißig, indem Ibiranu den thebanischen Kaufmann Senbi erkannte, der ihm freundlich zulächelte.
    »
Ein Edelmann?
« Verächtlich spie der Holzhändler aus. »Sage ihm, dass ich keine Lust habe, mich mit ihm zu unterhalten, nicht heute und nicht zu irgendeiner anderen Zeit.«
    »Und wenn er sich nicht abweisen lässt?«, wagte der Aufseher zu fragen.
    »Dann nimm deinen Stock und prügle ihn von hier fort. Und nun mach schon. Der Anblick dieses Mannes beleidigt meine Augen.«
    Der Aufseher gehorchte, wenn auch widerstrebend.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Ibiranu, wie der Mann zu Senbi ging, um ihm die Botschaft auszurichten, die diesem nicht zu gefallen schien. Er wollte den Aufseher zur Seite drängen, um sich Ibiranu zu nähern, aber der Mann ließ das nicht zu. Die beiden diskutierten einen kurzen Moment, und dann griff Ibiranu ein. Er hielt acht Hafenarbeiter an, die gerade wieder an Bord gehen wollten, um den nächsten Baumstamm auszuladen.
    »Männer, wollt ihr euch etwas dazuverdienen?«, fragte er sie, und die Augen der hageren Gestalten leuchteten begierig auf. »Gut!« Ibiranu schmunzelte listig und wies auf den thebanischen Kaufmann. »Seht ihr diesen Mann dort? Haltet ihn mir vom Hals.«
    Zuerst waren die Arbeiter etwas verwirrt, doch sehr schnell siegte die Aussicht auf einen zusätzlichen Nebenverdienst. Warum sich diesen entgehen lassen, zumal sich ihnen die Gelegenheit bot, ihr Mütchen an einem dieser reichen Kaufleute zu kühlen, für die sie sich tagein und tagaus für einen Hungerlohn schinden mussten? Und dieser dort galt als besonders knauserig.
    Sie wollten nach ein paar Knüppeln greifen, aber Ibiranu verbot es ihnen. Es erschien ihm unklug, Senbi verprügeln zu lassen. Immerhin war Senbi ein angesehener Mann und würde nicht zögern, Ibiranu wegen Körperverletzung anzuzeigen. Damit wäre er seinen Vertrag über die Holzlieferungen wieder los, und Senbi würde letztlich triumphieren.
    »Scheucht ihn einfach nur fort, aber krümmt ihm dabei kein Haar.«
    Enttäuscht ließen die Arbeiter die Knüppel wieder fallen und eilten zu den beiden streitenden Männern.
    Als Senbi die Meute rauflustiger Kerle auf sich zukommen sah, riss er entsetzt die Augen auf.
    »Na, Senbi, schlotterst du schon am ganzen Körper?«, rief Ibiranu ihm hämisch zu und weidete sich an diesem Anblick. »Lass dich hier nie wieder sehen. Es wird dir nie gelingen, mich umzustimmen. Du wirst erst deinen Fuß in das holzhandelnde Gewerbe setzen, wenn ich nicht mehr lebe. Und nun verschwinde von hier, sonst erlaube ich meinen Leuten, dich wie einen räudigen Hund fortzuprügeln.«
    Erneut lachte er höhnisch und sah belustigt zu, wie Senbi unter dem Gelächter der Hafenarbeiter schleunigst das Weite suchte.
     
    * * *
     
    Wütend eilte der Kaufmann nach Hause und stürmte in seine prachtvoll eingerichtete Haupthalle, wo er sich erschöpft auf einen bequemen Stuhl mit gerader Rückenlehne und Füßen in Form von Löwentatzen fallen ließ, der selbst dem Pharao Ehre gemacht hätte.
    »Wasch mir die Füße und massiere sie mir«, fuhr er die in einer Ecke kauernde Dienerin barsch an, die sofort ängstlich zusammenfuhr.
    Gehorsam eilte sie davon und kam kurz darauf mit einer großen Schale mit warmem Wasser zurück, in das sie teure Essenzen aus den Ostländern zur Entspannung und zum Parfümieren der Füße gegeben hatte. Sie stellte die Schale vor ihrem Gebieter ab und kniete nieder, um ihm die kostbaren Ledersandalen auszuziehen. Anschließend schob sie die Schale näher heran, damit Senbi seine Füße hineinstellen konnte. Verstohlen blickte sie währenddessen auf, um seine Stimmung abzuschätzen. Senbis Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
    »Was glotzt du so?«, fuhr er sie an, und schuldbewusst senkte Satra wieder ihren Blick.
    Sie

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