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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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in Theben, die gegen eine gute Entlohnung seine Wünsche erfüllen würden. Es durfte nur nicht sein Name fallen. Für den zweiten Teil der Unternehmung, nämlich Ibiranu das Gift zu verabreichen, benötigte er eine verlässliche Person, der er vertrauen konnte. Vielleicht eine Frau, die sich dem Syrer nähern konnte.
    Satra!, schoss es ihm in den Sinn. Aber durfte er ihr ein solches Vorhaben anvertrauen? Würde sie ihn nicht an seinen Rivalen verraten? Zudem war sie durch ihre für eine Frau sehr ungewöhnliche Größe, ihre helle Hautfarbe und ihr rotes, lockiges Haar nicht gerade unauffällig. Andererseits war sie fast niemandem bekannt. Kaum einer wusste, dass sie zu seinem Haushalt gehörte.
    Als vor einem halben Jahr seine beiden Gehilfen Abischemu und Raija von einer Handelsreise aus dem Süden zurückgekehrt waren, hatten sie die dreiundzwanzigjährige Fremde mitgebracht. Sie hatten sie in Nubien völlig nackt und ohne Begleitung am Ufer des Nil aufgegriffen, sie gefesselt und einfach auf das Handelsschiff geschleppt.
    Senbi waren fast die Augen aus den Höhlen gequollen, als er Satra zum ersten Mal gesehen hatte. Sie überragte ihn um gut einen halben Kopf. Ihre schlanke Gestalt und die rötlich behaarte Scham hatten ihn sofort begierig auf sie gemacht. Doch schon damals war in ihm auch der Gedanke gereift, sie nicht nur gefügig zu machen, sondern sie auch gegebenenfalls gegen seinen Rivalen Ibiranu einzusetzen. Das war auch der Grund gewesen, warum er sie s eit jenem Tag in seinen privaten Gemächern gefangen hielt, abgeschirmt vor den Blicken seiner restlichen Dienerschaft. Einzig Abischemu und Raja sowie seinem Haushofmeister und zwei weiteren Dienern war Satra bekannt.
    Konnte er es wirklich wagen, ihr eine solche Aufgabe anzuvertrauen?
    Senbi war sich nicht sicher.
    Immerhin hatte Satra nicht gerade freundlich behandelt. Er hatte sie mehr als einmal auspeitschen lassen, wenn sie ihm nicht nach seinen Wünschen zu Willen gewesen war. Zudem hatte sie sich auch Abischemu und Raija hingeben müssen, die nicht zimperlich mit ihr umgesprungen waren.
    Nachdenklich starrte Senbi vor sich auf den gefliesten Boden zu seinen Füßen.
    »Sie wird gehorchen«, murmelte er vor sich hin. »Ich habe meine Leute im Griff.«
    Zufrieden lächelnd betätigte er den Gong.
     
    * * *
     
    Vorsichtig betastete Satra ihre linke Brust, die durch Senbis Tritt schmerzte.
    Als Barbar hat mich dieser Unmensch bezeichnet, dachte sie empört, während sie auf den Badestein trat und begann, sich mit dem in Kannen befindlichen Wasser zu übergießen. Wer wohl von uns beiden der Barbar ist?, grollte sie weiter, und ihre grünen Augen sprühten Feuer.
    Es kam nur noch selten vor, dass sie sich zu solchen Gedanken hinreißen ließ. Sie wusste, dass man in ihrem Gesicht wie in einer Schriftrolle lesen und ihren jeweiligen Gemütszustand erkennen konnte, und es hatte jedes Mal nichts weiter gebracht außer Prügel. Und davon hatte sie in den vergangenen sechs Monaten fast täglich welche bekommen. Aber nicht nur sie.
    Das Haus des edlen Herrn Senbi war eine Welt für sich. Herrschten im gesamten Land die Göttin Maat und der Pharao über Mensch und Vieh, so gelang es beiden nicht, die dicken hohen Mauern dieses Anwesens zu durchdringen und ihre Bewohner vor Unrecht zu bewahren. Auch die anderen Diener bekamen ständig Senbis Macht und die seiner beiden Handlanger zu spüren. Bis auf Senbis Haushofmeister waren die übrigen Angestellten nichts weiter als rechtlose, geknechtete Menschen, die man ungestraft quälen und ihrer Menschenwürde berauben durfte.
    Satra suchte nach dem passenden Wort, doch in der Sprache Kemis gab es dieses nicht, sehr wohl aber in ihrer: Sklaven!
    Kriegsgefangene wurden in den Beiden Ländern zu Zwangsarbeit verurteilt, es gab Unfreie und Leibeigene. Diese Menschen hatten aber Rechte und konnten sie vor einem Gericht einklagen. Zudem forderte der strenge Sittenkodex, dass man diese Kreaturen menschlich behandelte, doch diese Aufforderung schien Senbi nicht geläufig zu sein.
    Das Essen war miserabel, und richtig satt war sie noch niemals geworden. Senbi lebte in größtem Luxus; bei seiner Dienerschaft knauserte er an jeder Ecke. Wie es den anderen Angestellten außerhalb des Hauses erging, wusste Satra nicht. Sie hatte nur zu den zwei Hausdienern Kontakt, denen es erlaubt war, Senbis Privaträume zu betreten.
    Sie seufzte und griff nach einer weiteren Wasserkanne.
    Wie hatte sie sich auf diese Reise ins Land der

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