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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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arbeiten. Ich gedenke nämlich, mich hier in Theben niederzulassen.«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Amunmose den Syrer an und schluckte hörbar. »Meinst du das im Ernst?« Ibiranu bejahte, und zaghaft fügte der Schmerbäuchige hinzu: »Aber du hast keine krummen Dinger vor wie Senbi?«
    »Wie kommst du denn auf so etwas?« Verwundert sah der Händler ihn an.   »Bisher war ich immer ein gesetzestreuer Mann. Ich bin nur durch diesen Senbi in ein Gerichtsverfahren verwickelt worden.«
    Unschlüssig zog Amunmose die Augenbrauen in die Höhe. »Gesetzestreuer Mann«, murmelte er verdrießlich, »das kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Augenblicklich begann ihm sein Rücken zu schmerzen, und er stöhnte leise vor sich hin.
     
    * * *
     
    Einen Tag später erschien um die Mittagsstunde endlich ein Schreiber des Wesirs, um Ibiranu mitzuteilen, dass Nehi ihn sehen wollte.
    Der Syrer zog sich sein bestes Gewand an und folgte dem Mann, doch schon nach kurzer Zeit kam er aus den Amtsräumen des mächtigsten Manns nach dem Pharao wieder heraus und war einer Ohnmacht nahe.
    Nehi hatte ihm als Strafe auferlegt, drei Schiffsladungen mit kostbarem Holz zu liefern, ohne dafür bezahlt zu werden – eine davon mit Bauholz an den Tempel des Osiris in Abydos, die anderen beiden mit edlen Hölzern für Fahnenmaste, Särge und Möbel an den Tempel des Amun in Theben.
    Der Händler war ruiniert. Wie sollte er diesen Verlust je wieder wettmachen?
    Wütend eilte er in den Hafen, um seinem Kapitän den Auslaufbefehl zu erteilen. Danach begab er sich ins Gasthaus, raffte seine Habe zusammen und hatte nur noch den einen Wunsch, Theben so schnell wie möglich zu verlassen.

ZWÖLF
     
     
     
     
     
     
     
    Itiamun, dessen Rufname fortan Ramses lautete, befand sich an Bord der königlichen Barke, hielt seine geliebte Gemahlin im Arm und sah das fruchtbare Land an sich vorübergleiten. Die Bauern auf den Feldern hielten in ihrer Arbeit inne, wenn sie der königlichen Flotte ansichtig wurden. Sie winkten fröhlich zu ihnen rüber und priesen laut den Namen des Königs und seiner Königin.
    »Sie lieben dich, Majestät«, sagte Isis und drückte sich zärtlich an seinen Körper.
    Ramses hatte den Arm um ihre schlanke Taille gelegt und zog sie dichter zu sich heran. Es war schön, sich einfach nur treiben zu lassen, neben sich die Frau, die man liebte, und um sich herum die Menschen, die einem nahe standen.
    »Du hast recht, meine Schwester«, entgegnete er. »Sie lieben aber auch dich, denn du bist der Brunnen, aus dem der König seine Kraft schöpfen wird. Nur mit dir zusammen wird es mir möglich sein, dieses Land zu regieren.« Er küsste sie zärtlich auf den Mund, und sie schloss hingebungsvoll die Augen.
    »Wird dieses unbeschwerte Glück ewig andauern?«, fragte sie, nachdem er ihre sinnlichen Lippen wieder freigegeben hatte.
    »Ich würde es mir wünschen, Isis, aber du weißt genau wie ich, dass das nicht möglich sein wird. Ich bin der Pharao und habe mich um das Land zu kümmern, das mir von den Göttern gegeben wurde. Ich bin nicht mehr mein eigener Herr. All mein Tun und Handeln muss im Einklang mit der Maat stehen für das Glück der Menschen und das Weiterbestehen des Schwarzen und des Roten Landes.«
    »Ja, mein Gemahl, ich weiß, aber es fällt mir schwer, mich daran zu gewöhnen.«
    Isis sah Ramses von der Seite an und bewunderte ihn. Er schien das ihm zugeteilte Los mit all seinen Vor- und Nachteilen klaglos hinzunehmen. Auch sie war eine Tochter des Großen Horus ’ , Osiris Ramses VI., und von Kindesbeinen an mit der absoluten Macht des Pharaos in Berührung gekommen. Ihr Vater selbst hatte sie zur Gottesgemahlin des Amun ernannt, wodurch sie allen Priesterinnen des Landes vorstand. Trotzdem fiel es ihr schwer, sich in ihre Rolle einzufinden. Ramses wusste das, doch er machte ihr daraus keinen Vorwurf. Er vertraute darauf, dass sie schon bald ihre Aufgabe erfüllen würde, und Nubchesbed half ihr dabei.
    »Da, sieh, ein Falke!« Ramses’ Hand zeigte zum Himmel.
    Isis wandte den Blick von ihm und schaute ebenfalls hoch zum tiefblauen Firmament, wo sich der Große Gott Horus in seiner Falkengestalt mit weit ausgebreiteten Schwingen vom Wind tragen ließ.
    »Das ist ein gutes Zeichen«, meinte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Der Falke kreiste noch eine Weile über der königlichen Flotte und flog dann fort, während Ramses’ seinen Gedanken nachhing.
    Seit alters her war es üblich, dass ein neuer

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