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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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geplant, mittels einer vorgetäuschten Kaufabsicht an diejenigen zu gelangen, die mit solch tödlichen Substanzen unerlaubt Handel trieben.
    Thotmose ersuchte beim Oberhauptmann der Medjai um eine Audienz, die jener ihm sofort gewährte. Nachdem er die vom Wesir persönlich unterzeichnete Schriftrolle gelesen hatte, nickte er nur bedächtig und meinte: »Wenn Nehi denkt, dass ein solches Vorgehen nicht gegen die Maat verstößt, erteile auch ich dir natürlich meine Zustimmung.« Er warf dem Obersten Richter einen gnädigen Blick zu, der diesen wütend machte.
    »Ich habe nicht um deine Zustimmung gebeten, sondern wollte dich davon in Kenntnis setzen, damit deine Medjai nicht meinen Mann festnehmen und ihn windelweich prügeln«, zischte er aufgebracht, und überrascht sah der Beamte ihn an.
    »Warum so erregt und unhöflich, Thotmose?« Verständnislos   zog der Vorsteher seine Augenbrauen in die Höhe. »Immerhin bin ich in Theben für Recht und Ordnung zuständig, mein Freund.« Er lächelte den Obersten Richter jovial an, und Thotmose bezwang seine Wut und sagte keinen weiteren Ton.
    Nachdem er den Medjai-Hauptmann verlassen hatte, begab er sich auf direktem Weg zum Hafen, wo ein entfernter Verwandter von ihm als Schreiber des Hafenmeisters tätig war.
    Thotmose sprach mit ihm unter vier Augen, und Nebnefer stimmte freudig zu. Er war noch jung, und dieses Vorhaben stellte für ihn ein kleines Abenteuer dar, doch vor allem war er stolz, dass er dem Pharao und dem Wesir einen Dienst erweisen durfte. Thotmose gab ihm einen kleinen Lederbeutel mit Edelsteinen, den Nebnefer als Lockmittel einsetzen sollte, und ließ ihn für den Erhalt unterschreiben. Dann verabschiedete er sich von ihm und wünschte gutes Gelingen. Würde Nebnefer die ersten Erfolge erzielen, sollte er sich sofort mit ihm in Verbindung setzen und vor allem nichts Unüberlegtes tun.
    Die Augen des jungen Mannes leuchteten abenteuerlustig auf, und erheitert kehrte Thotmose in seine Amtsstube zurück.

FÜNFZEHN
     
     
     
     
     
     
     
    Lippenloser, Mann-ohne-Hand, Nasenloser und Stummer waren vier Burschen der übelsten Sorte. Alle waren sie wegen eines Verbrechens mit körperlicher Verstümmelung hart bestraft worden, hatten sich zusammengetan und auf das Ausrauben von Häusern der Ewigkeit spezialisiert. Keiner kannte den richtigen Namen des anderen, eine Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass sie bei einer Gefangennahme unter den Stockhieben der Medjai ihre Kumpane verraten würden.
    Nasenloser war der brutalste von allen und der Anführer dieser kleinen Bande. Er war ein ehemaliger Soldat, der seinen Vorgesetzten niedergeschlagen hatte und deswegen sowie wegen Befehlsverweigerung und Ungehorsam zu Verstümmelung und Strafarbeit in den Steinbrüchen verurteilt worden war. Sein Körper war mit Narben übersät von den Stöcken und Peitschen der Aufseher. Er hatte jedoch die Zeit wie durch ein Wunder überlebt und bereicherte sich nun durch Raub und Mord.
    Mann-ohne-Hand war der geistige Kopf der Bande. Bis zu seiner Verstümmelung war er Dorfschreiber in der Nähe von Memphis gewesen und wegen der Fälschung von Dokumenten verurteilt worden. Er war nicht so stark und roh wie seine Kumpane; er konnte aber lesen und schreiben, und er besaß einen wachen Verstand.
    Lippenloser war wegen übler Nachrede verurteilt worden und hatte seither beim Sprechen einiger Laute Schwierigkeiten. Noch schlechter war es jedoch Stummer ergangen, dem aufgrund eines Meineids die Zunge herausgeschnitten worden war.
    Diese vier Männer hielten sich seit ein paar Wochen in den thebanischen Bergen versteckt und planten einen großen Beutezug.
    »Hn, ich win nicht feige, awer ist es nicht zu gewagt, das Graw eines Königs auszurauwen?«, fragte Lippenloser und sah Mann-ohne-Hand verunsichert an.
    Dieser winkte mit seiner ihm verbliebenen Linken ab. »Es ist auch nicht anders, als wenn man das eines Adligen plündert, nur dass in dem eines Königs bedeutend mehr Schätze gelagert sind.«
    Unbehaglich zuckte Lippenloser mit den Schultern. »Trotzden, es ist das Westliche Haus eines Pharaos und ...«
    »Was und?«, fuhr Nasenloser dazwischen. »Ein Pharao ist genauso tot wie ein Adliger, und wie Mann-ohne-Hand bereits sagte, es gibt dort bei Weitem mehr zu holen als in einem anderen Haus für die Ewigkeit.«
    »Awer das Tal wird gut wewacht«, ließ Lippenloser nicht locker. »Wie wollen wir dort unwehelligt eindringen und unsere Arweit nachen?«
    »Das lass mal meine

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