Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
Vom Netzwerk:
leuchteten auf, als sie sie erblickten, und sie machten sich wieder an die Arbeit, um auch das letzte Hindernis niederzureißen, das sie noch von ihrem Reichtum trennte.
    Nasenloser stand es als Anführer dieser kleinen Räuberbande zu, zuerst das Haus für die Ewigkeit zu betreten. Er stieg durch das Loch, und Stummer reichte ihm seine Öllampe. Dann folgten die anderen.
    Als sie sich im Innern des Grabes befanden, sahen sie sich um. Im Schein des flackernden Lichts erschienen die Malereien an den Wänden unheimlich und beängstigend, aber die vier waren hartgesottene Burschen und ließen sich davon nicht Bange machen.
    »Wir hätten doch ein faar Fackeln nitnehnen sollen«, stellte Lippenloser fest. »Hier drinnen hätte das keiner wenerkt.«
    »Ich werde schon für Beleuchtung sorgen«, knurrte der Anführer der Bande und ging weiter den absteigenden Gang hinunter, bis ihm eine hölzerne Tür den Weg versperrte. Fragend sah er zu Mann-ohne-Hand.
    »Wir haben es fast geschafft«, beruhigte dieser Nasenloser und seine anderen beiden Kumpane. »Das hier muss der Zugang zur Hauptkammer sein. Dahinter kommen dann die Schatzkammern. Brecht also dieses letzte Hindernis auf!«
    Gehorsam taten die drei, was der Kopf der Bande gesagt hatte, und mit einem lauten Poltern fiel die Tür in die Sarkophagkammer hinein.
    »Hn«, meinte Lippenlosen hochmütig und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, »viel Nühe hat nan sich ja nicht gegewen, das Ewige Haus zu schützen.«
    »Weil dieser arrogante Pharao so von sich überzeugt war und glaubte, dass seine geliebten Untertanen sich nicht daran vergreifen werden«, blaffte der Nasenlose und betrat die Hauptkammer.
    An den Wänden standen in Nischen jede Menge Uschebtis, kleine oder größere Figuren, die für den König im Schönen Westen arbeiten sollten, wenn er dazu von Osiris aufgefordert werden sollte. Geradezu zweigte eine kleinere Kammer ab, in der sich die Schätze des Herrschers befanden.
    Enttäuschung machte sich auf den Gesichtern der Männer breit, als sie einen Blick ins Innere warfen.
    »Ist das etwa alles, was sie Ranses nit auf seine letzte Reise gegewen hawen?«, fragte Lippenloser ernüchtert und sah zu Mann-ohne-Hand.
    Dieser war genauso überrascht und zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Ratlos glitt sein Blick zum Anführer der kleinen Bande.
    Nasenloser stellte entschlossen die Öllampe in eine der Nischen, trat an den riesigen Sarkophag aus schwarzem Granit und winkte die Männer zu sich.
    »Kommt her, und helft mir, den Sarg zu öffnen.«
    Die vier Männer packten an.
    Es schien schier unmöglich zu sein, den schweren Granitdeckel zu bewegen. Unter großem Kraftaufwand gelang es schließlich, und krachend fiel er auf den Boden des Ewigen Hauses. Zum Vorschein kam der äußere Sarg, der die Gesichtszüge des Toten trug, doch die Räuber wussten, dass sich noch weitere Särge in seinem Inneren befanden. Sie hoben einen Deckel nach dem anderen ab, bis sie endlich der Mumie des toten Pharaos ansichtig wurden. Bei ihrem Anblick stockte ihnen beinahe der Atem. Die Maske, die den Kopf umhüllte, war aus purem Gold.
    »Wei Anun«, hauchte der Lippenlose und hielt sich am Rand des Sarges fest.
    Gemeinsam nahmen sie die schwere Maske vom Gesicht des Toten und legten sie neben den Sarkophag.
    »Der hat garantiert noch jede Nenge Anulette in seinen Winden«, meinte der mit dem Dämonengesicht, der inzwischen wieder Hoffnung geschöpft hatte. Er griff nach seinem Messer, um die Binden zu durchtrennen.
    Nasenloser hielt ihn zurück. »Halt, warte! Warum so umständlich? Du wolltest doch Licht? Bitte, hier hast du es.«
    Er nahm seinen Hammer und begann mit ihm, den Brustkorb der Mumie zu zertrümmern. Er schlug ihr die Gliedmaßen ab und warf sie neben sich auf den Boden. Dann goss er etwas Öl in den Brustkorb und zündete es an. Augenblicklich brannte die Mumie von Osiris Ramses VI. lichterloh.
    Lippenloser stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Sicher, auch er wollte sich an den Schätzen des Königs bereichern, aber das war für seinen Geschmack eine frevelhafte Tat.
    »Hast du irgendein Problem damit?«, blaffte Nasenloser drohend, und schnell schüttelte Lippenloser verneinend den Kopf. »Dann hier ...«.
    Der Anführer der Bande bückte sich und hob einen der abgetrennten Arme auf. Er zündete ihn an und drückte ihn dem mit dem Dämonengesicht in die Hand.
    »Nimm deine Fackel, und mache dich an die Arbeit. Auch wenn es

Weitere Kostenlose Bücher