Das Geschenk
hing seine Jacke noch am Haken und draußen war es saukalt. Vielleicht hatte er sich in den zweiten Stock, zu Olaf geflüchtet. Der war ein Uraltfreund von ihm, so Marke 'beste Freundin', mit dem er immer in langweilige Opern und Konzerte ging, und dem er garantiert jeden Streit von uns brühwarm erzählte. … Aber konnte ich da morgens kurz vor sechs klingeln? Am ersten Feiertag? Ich beschloss: Ja! Olaf konnte mich sowieso nicht leiden, da war das dann auch egal. Aber erst mal telefonieren. Vielleicht war er ja wirklich nur Bier holen gegangen.
„Wo ist Loch?? … Loch gutt?“, fragte Selim, der inzwischen auch kapiert hatte, dass etwas nicht stimmte. Dann sagte er noch etwas zu Murat auf türkisch. Die anderen lachten.
„W-was meint er?“, fragte ich vorsichtig.
„Er sagt, das sei ein schöner Topf. Seine Mutter hätte auch so einen! Und er sagt, das er jetzt gerne ficken möchte.“
„Beruhigt euch, Freunde. Wir sind doch Brüder, und Brüder verarscht man nicht. Ich würde sagen, setzt euch erst mal auf die Couch, ich mach' euch was zu trinken und leg' euch 'nen schönen Film rein und ich kümmere mich dann um das Loch. Ich versprech's! Ihr kommt noch zum Schuss!“
Aslan schaute mich finster an.
„Da bin ich mir ganz sicher! Gaaanz sicher!“, und kraulte sich die Eier durch die Hose.
Aber sie hörten auf mich. Wir gingen wieder ins Wohnzimmer, ich räumte das Sofa frei und die leeren Gläser vom Tisch. Sie flätzten sich breitbeinig in die Polster. Aslan knetete wieder in seinem Schritt herum, und Selim befingerte neugierig die Krippe, die daneben stand.
„Schön Püppchen... !“, sagte er, hob Josef hoch und sah ihn sich an.
Ich nahm das Telefon und drückte die Schnellwahltaste. Es klingelte ein paar Mal, und dann hörte ich:
„Hier ist die Mailbox von Lars Tiefrein. Nachrichten bitte nach dem Piep!“
„Hallo Lars“, flüsterte ich. „Verdammt wo bist du? Bitte komm' sofort nach Hause! Ich brauch' dich hier! … Bitte!“
Bestimmt war er bei Olaf. Ich musste runter und ihn suchen und meine Gäste einen Moment alleine lassen. Irgendwie musste ich sie bei Laune halten. Dafür sorgen, dass ihre Geilheit ungetrübt blieb, aber auch, dass sie nicht aggressiv werden würden.
Essen, Getränke und ein Porno dürften da gute Dienste leisten.
„ Was wollt ihr trinken?“
Ich machte den Kühlschrank auf. Zwei Flaschen zuckersüße Spätlese, eine Flasche Eierlikör und das war's. Tante Klärchen und Lars' Vater hatten wohl ganze Arbeit geleistet.
„Äh, ich könnt' 'nen Kaffee machen, oder nen Tee!“
„Nee, bloß nichts Warmes! Die Bowle sieht doch ganz gut aus. Gib' uns einfach ein paar Gläser, und dann such' nach dem Loch.“
Cem war dabei die Lebkuchen durchzuprobieren. Auch Selim war am Naschen. Marzipan kannte er scheinbar noch nicht. Ich brachte ihnen Gläser rüber und überlegte welchen Film ich ihnen rein legen könnte. Vielleicht sollte der nicht zu schwul sein, um sie nicht gleich zu verschrecken. Wir hatten da noch so einen ekligen Heteroporno, den Olaf mal meinem Mann geschenkt hatte, weil er so auf den Schwanz von Rocco Siffredi steht. Er hatte zwar die meisten Stellen mit primären weiblichen Geschlechtsorganen heraus geschnitten, aber ein paar Bilder waren immer noch dabei, die mir leichte Übelkeit verursachten. Dafür ging es in dem Film fast ausschließlich um Arschficken und Blasen. - Aber trotzdem. Vielleicht sollte man sie gleich an Männerlöcher gewöhnen.
Da fiel mir die DVD ein, die Lars mir geschenkt hatte. Ich wollte doch so gerne diesen alten Cardinotfilm mit dem Mopedkurier, der eine Ladung Dildos ausliefern muss und an jeder Ecke von ein paar geilen Typen durchgefickt wird. Der Hauptdarsteller sieht genau aus wie mein Lars. Blond, schlank, himmelblaue Augen, schöner Schwanz. - Ok, plus 15 Jahre das Ganze, aber immer noch sehr ähnlich. Er hatte alle meine Lieblingsszenen hinein geschnitten. Ich hatte ihn zwar noch nicht gesehen, aber: 'Er wird dir gefallen!' , hatte er gesagt. Das wäre doch bestimmt eine gute Einstimmung für die hormonbefrachteten Hengste, die da auf unserem Sofa saßen.
Ich legte also den Film ein, schob den Baum etwas zur Seite um den Blick frei zu machen, und sagte:
„Ich geh' jetzt mal das Loch suchen. Es kann einen Moment dauern. Haut bitte nicht ab!“
„Worauf du dich verlassen kannst!“, knurrte Aslan. „Aber wehe du verarscht
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