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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wegen einer Sonderzuteilung Frischfisch anstand: »Wer hat recht gehabt, Mädchen? Es geht nicht mehr lange, es wird nie mehr gehen. Ein solches Gesicht bekommt kein Arzt mehr hin. Und wenn es wirklich so weitergeht – was wird dann? Der Erich wird Morphinist.«
    »Es ist nicht seine Schuld.« Ursula sah Petsch fast flehend an. »Und du – du laß mich in Ruh'.«
    Petsch nickte. »Ich kann warten, Mädchen.«
    Anfang Februar, eine Woche vor der errechneten Geburt des Kindes ging es nicht mehr weiter. Erich Schwabe lief wimmernd durch die Kellerwohnung. Frau Schwabe saß entsetzt neben dem Ofen und weinte, Ursula versuchte, ihn zu beruhigen, aber er schrie sie an, aufgelöst in seiner Qual, zermartert von den Schmerzen, die sein Hirn durchbohrten und es aus den Schläfen zu reißen schienen.
    »Du mußt nach Bernegg«, sagte Ursula immer wieder. »Du mußt an diese Frau Dr. Mainetti schreiben. Sie allein weiß, was das mit deiner Nase ist.«
    »Nicht jetzt«, stöhnte Erich Schwabe. Er legte kalte Kompressen auf seine Nase, er schluckte Narkotika, bis er vor sich hindämmernd auf dem Bett saß und wie verblödet in den Keller stierte. Aber kaum ließ die Wirkung etwas nach, schrie er wieder auf und rannte stöhnend herum.
    »In einer Woche kommt das Kind«, sagte Schwabe in einer der jetzt ganz seltenen Pausen zwischen den Anfällen. »Ich will dabeisein. Unser erstes Kind, Uschi. Ich will es sehen und auf den Armen tragen.«
    »Aber du hältst es so nicht aus, Erich. Du mußt …«
    »Ich verspreche dir, daß ich sofort nach Bernegg fahre, wenn das Kind angekommen ist. Jahrelang habe ich mich auf diesen Tag gefreut: Mein Kind kommt auf die Welt. Das lasse ich mir von niemandem nehmen. Von niemandem, auch nicht von diesen verdammten Schmerzen.«
    An einem Februartag war es ganz schlimm. Auch die Betäubungsmittel halfen nicht mehr. Erich Schwabe lag auf dem Bett und schlug in wahnsinnigem Schmerz mit den Absätzen der Schuhe gegen das Bettgestell. Und jeder Tritt war ein lautes Stöhnen und ein Stich im Gehirn.
    Erst spät in der Nacht schlief er endlich ein. Ursula hielt ihm die Hände fest, bis er tief und regelmäßig atmete. Dann setzte sie sich an den Tisch und schrieb einen Brief an Dr. Mainetti. Sie versteckte ihn und brachte ihn am nächsten Morgen zur Post, noch bevor Erich Schwabe aus seinem Betäubungsschlaf erwacht war.
    »… bitte, bitte helfen Sie uns …«, hatte Ursula an Lisa Mainetti geschrieben.
    »… sagen Sie nicht, daß ich Ihnen geschrieben habe. Erfinden Sie irgend etwas, damit er nach Bernegg kommt. Aber so geht es nicht weiter. Oder Erich wird eines Tages wahnsinnig.«
    Die Antwort war fast postwendend in Köln. Es war ein kurzes, amtliches Schreiben, das Erich Schwabe durchaus nicht erfreut las.
    »Im Verfolg einer routinemäßigen amtlichen Untersuchung werden Sie gebeten, sich in den nächsten Tagen auf Lazarett Schloß Bernegg einzufinden.
    Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung erlischt ein späterer Rentenanspruch …«
    »Da mußt du hin«, sagte Frau Hedwig Schwabe.
    »In fünf Tagen kann das Kind kommen.«
    »Wenn deine Rente erlischt!«
    »Ich werde hinschreiben.« Schwabe las die Unterschrift. »Professor Rusch hat selbst unterschrieben. Er ist wieder da. Ich werde …«
    »Du wirst hinfahren, Erich«, sagte Ursula energisch. »Und zwar schon morgen. Dann bist du wieder zu Hause, wenn ich …«
    »Ich warte«, sagte Erich Schwabe störrisch. Er wandte sich an Karlheinz Petsch, der still in einer Ecke saß und frischen Schinken in dünne Scheiben schnitt. Für zwei Pfund Schinken sollte er zehn Sack Zement erhalten. »Was meinst du, Karlheinz?«
    Petsch hob die Schultern. »Meine Meinung in Familiendingen ist hier nicht gefragt. Aber von Kumpel zu Kumpel sage ich dir: Fahr hin, Mensch. Gerade jetzt, wo's so in deiner Birne brennt. Weißt du denn so genau, wann das Kind kommt? Wenn's nun noch 14 Tage dauert? Die Bälger kommen nicht nach 'm Fahrplan. Aber ich würd' es mir verdammt überlegen, ob ich den ganzen Kopf nun wegwerfe, wenn ich schon 'n Gesicht verloren habe, 'n Kind ohne Vater ist nämlich wirklich auch kein Idealfall.«
    »So schlimm ist's nun auch wieder nicht.«
    »Weißt du's? Biste 'n Arzt, Erich?«
    »Es sind die Nerven, Karlheinz.«
    »Auch gut. Und was macht 'n Kind, das 'nen verrückten Vater hat? Mensch, hau dich in Bernegg in die Klappe und laß dir alles durchsehen. Ich pass' schon auf, daß hier alles weitergeht. Und wenn's mit Uschi soweit ist, hole ich

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