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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wild Schreienden zurück zum Schuleingang trug. Major Braddock rannte aus dem Zimmer. Es war erstaunlich, wie echt die dunkle Zornesröte in seinem Gesicht stand.
    »Damned«, brüllte er. »Was fällt dem Kerl ein? Jim, Clark und Bob – hinauf mit ihm zum Schloß. Ich rufe Leutnant Potkins an. Alles andere wird sich finden.«
    Walter Hertz hörte sofort mit dem Schreien und Trampeln auf. Dankbar sah er Lisa Mainetti und Professor Rusch an, dessen weißer Kopf hinter dem Rücken Braddocks auftauchte. Es war etwas so Rührendes, Kreatürliches in diesem Blick Walter Hertz', daß Lisa zu ihm trat und ihm die wirren blonden Haare aus dem entstellten Gesicht strich.
    »Nun ist alles gut«, sagte sie leise und strich auch über das hängende Auge. »Solange wir da sind, wirst du ein vernünftiges Leben haben.«
    »Ich – ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Frau Doktor«, stammelte Walter Hertz. »Ich – ich lasse mich für Sie zerreißen, Frau Doktor.«
    »Ich werde darauf zurückkommen, wenn's nötig sein sollte«, lachte Dr. Mainetti. »Und nun hau ab zum Schloß und sag Baumann und Dr. Stenton, daß wir in einer Stunde nachkommen!«
    Man verlud Walter Hertz in einen Jeep und ratterte mit ihm über die verschneite Straße fort. Er winkte so lange zurück, bis der hüpfende, kleine Wagen im Nebel des von den Rädern aufgewirbelten Schnees unterging.
    Die Baufirma Schwabe & Petsch entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem lukrativen Geschäft. Für den kommenden Frühling hatte man genug Wiederaufbauten angenommen, um davon – wie Karlheinz Petsch errechnete – ein Jahr wie ein Konservenfabrikant zu leben. Jetzt im Winter bauten sie nur die Bauernhöfe am Rande Kölns aus, und das wurde zu einer langen Kette von Tauschgeschäften, die im Hühnerstall begann und beim Baustoffhersteller endete. Was dabei in den beiden Kellern der ehemaligen Horst-Wessel-Straße hängenblieb, war genug, um für das sehr bald erwartete Kind Ursulas eine vollständige Säuglingsausstattung und vieles andere zusammenzutauschen.
    Im Februar sollte das große Ereignis stattfinden, Karlheinz Petsch hatte bereits ein Zimmer in einem Krankenhaus reservieren lassen, das beste, wie er versicherte, denn er hatte versprochen, für dieses Entgegenkommen unentgeltlich in einem bombengeschädigten Labor zwei Wände hochzuziehen. Erich Schwabe lieferte für diesen Raum die Scheiben.
    »Wie eine Fürstin wird man sie behandeln«, sagte Petsch, als alles abgesprochen war, zu Frau Hedwig Schwabe. »Wir werden uns jeden Tag davon überzeugen, oder wir lassen die Mauer halbfertig stehen.«
    Es wäre also alles in bester Harmonie verlaufen, wenn nicht der als Nasengerüst eingepflanzte Knorpel für Erich Schwabe zu einem dauernden Schmerzherd geworden wäre. Vor allem nachts saß er oft stöhnend im Bett und zerrte an den Bettlaken. Dann bohrte ein wahnsinniger, stechender Schmerz von der neuen Nase bis unter die Kopfhaut und schien die Schädeldecke zu sprengen. Ein paarmal war es Schwabe, als platzten ihm die Schläfen. Wimmernd lief er herum, beide Hände gegen die Schläfen gedrückt. Im Krankenhaus zuckten die französischen Ärzte nur die Schultern. Von außen war nichts zu sehen, keine Entzündung, keine Veränderung, keine Verwachsungen oder Deformierungen. »Es werden die Nerven sein«, hieß es wenig tröstend. »Mann, bei solch einer Verletzung bleiben die Nerven nicht ungeschoren.« Und man gab ihm einige starke Narkotikapräparate mit, die er bei einem neuen Schmerzanfall einnehmen sollte.
    Aber es war nur eine zeitlich begrenzte Betäubung. In immer schnelleren Intervallen kamen die Schmerzanfälle wieder, jetzt auch am Tage, auf der Baustelle, ganz plötzlich, bei Verhandlungen mit den Zulieferern, die sich an Schwabes Anblick leidlich gewöhnt hatten. Es überfiel ihn wie ein Schüttelfrost. Er zuckte wie von einer Nadel gestochen auf und knirschte mit den Zähnen, wurde weiß im Gesicht, und seine Augen erstarrten wie von einer inneren Lähmung.
    Karlheinz Petsch beobachtete still und interessiert die Veränderung Schwabes. Er sagte nichts. Er half, wo er konnte, er flößte Schwabe die Narkotika ein, wenn er vor Schmerzen selbst dazu nicht mehr in der Lage war, er machte die vielen Wege zu den Lieferanten Schwabes geduldig mit und setzte die Scheiben ein, die ihm Schwabe zu Hause zugeschnitten hatte. Nur einmal sagte er zu Ursula, als Schwabe in der Apotheke ein neues Rezept einlöste und Frau Schwabe seit drei Stunden

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