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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Interesse für Sie ist auf unserer Seite da, Professor. Mein Land ist bereit, Ihnen …«
    »Ehe Sie weitersprechen, Major –«, Rusch setzte sich und nippte an dem Whisky, den ihm Braddock gleich bei seinem Eintritt eingegossen hatte. »Wie auch immer das Angebot lauten wird – ich bleibe in Deutschland.«
    »Was wollen Sie in Deutschland, Professor?« Major Braddock nickte mehrmals wie eine Puppe mit einem Spiralhals, deren Kopf man angestoßen hat. »Eine Antwort, von unserer Miß Doktor inspiriert.«
    »Ich bin selbst zu dem Entschluß gekommen.«
    »Was wollen Sie in Deutschland, Professor?« Major Braddock setzte sich auf die Tischkante und ließ die Beine vor Lisas Nase hin und her pendeln. Früher hatte Dr. Mainetti dies als eine Mißachtung angesehen und hatte einmal sogar Braddocks Beine mit beiden Händen festgehalten. Der Major hatte gelacht, war vom Tisch gesprungen – aber am nächsten Tag saß er wieder auf der Kante und ließ die Beine pendeln. Es gehörte eben zu Braddock wie sein Whisky. »In Old Germany geht alles drunter und drüber.«
    »Eben das ist es, was mich hier hält.«
    »Der stille Held im weißen Kittel. Ein Hollywood-Stoff. Der Krieg hat Deutschland um Jahrzehnte zurückgeworfen. Auch in der Medizin. Während ihr Deutschen vom Nordkap bis nach Tunis die Rolle der siegreichen Germanen spieltet, hat unsere Wissenschaft unser Jahrhundert überrundet. Wir haben das Penicillin entdeckt – um nur das Wichtigste zu nennen –, und auch in der Chirurgie haben wir neue Methoden entwickelt, die schneller und heilungssicherer sind – auch in der Gesichtschirurgie.«
    Professor Rusch sah auf seine langen, schmalen Hände. »Ich glaube Ihnen das alles, Major. Ich weiß, daß ich in die USA nicht als Lehrer, sondern als Lernender kommen müßte, und es wäre eine große Chance für mich. Aber da ist noch etwas. Sie sprachen eben von Old Germany. Es liegt am Boden, es ist ein Kranker, der im Koma liegt. Ob durch eigene Schuld oder nicht – ist das jetzt so wichtig? Fragen Sie als Arzt einen Kranken, ob er sein Leiden selbst verschuldet hat? Nein, Sie helfen. Sie wollen heilen. Dazu sind Sie auf der Welt. Und dieses kranke Deutschland braucht mich und Lisa Mainetti. Auch wenn wir und unsere Methoden veraltet sind, wie Sie eben sagten – irgend etwas ist doch noch an uns dran, womit wir die ärgste Not lindern können.«
    Major Braddock starrte Rusch und Dr. Mainetti fast ungläubig und sogar mit einer Spur von Entsetzen an. »Er betrachtet dieses widerliche Deutschland als einen Kranken«, sagte er entgeistert.
    »Als einen Gesichtsverletzten.«
    »Professor, Sie sind verrückt.«
    »Deutschland hat durch seinen zwölfjährigen Wahnsinn und seinen Krieg vollkommen sein Gesicht verloren. Niemand erkennt es wieder, jeder schaudert vor ihm, alle ekeln sich vor ihm, überall stößt es auf Abscheu. Wie meine Patienten dort oben auf dem Schloß. Nun, da der Kranke, der sinnlos Verstümmelte, vor uns liegt, sollen wir die Handschuhe ausziehen, die Masken abbinden und weggehen vom OP-Tisch? Sollen wir dieses verlorene Gesicht einfach vernarben lassen, damit es eine schreckliche Fratze bleibt? Nein, Major – gerade jetzt beginnt unsere Arbeit, eine Herkulesarbeit, gewiß, aber nun haben wir ein Ziel, ein deutliches Ziel: Oben im Schloß geht es um Nasen und Lippen, um Kiefer und weggerissene Weichteile. Im großen aber geht es jetzt darum, dafür zu sorgen, daß man eines Tages auch das Deutschland wiedererkennt, dem man ohne Ekel die Hand reichen kann.«
    »Worte, wie für ein Lehrbuch über Nationalstolz.« Major Braddock winkte lässig ab, als Rusch wieder etwas erwidern wollte. »Sparen Sie sich alle heldischen Metaphern, Professor. Deutschland liegt auf dem Rücken wie eine halbtote Fliege. Man braucht jetzt nur den Fuß zu heben und krrr – ist diese Fliege endgültig zertreten. Niemand hindert uns daran, es zu tun. Jederzeit, wann es uns paßt. Und Deutschland wird immer diese auf dem Rücken liegende, halbtote Fliege bleiben. Dafür gibt es den Morgenthau-Plan, den wir noch immer in der Schublade schlummern haben.« Braddock lächelte zufrieden, als er das blasse Gesicht Lisas sah und die verhärtete Miene Professor Ruschs. Endlich sind sie sprachlos, dachte er. »Was wollen Sie denn noch in Deutschland?« hakte er wieder ein.
    »Es mag dumm klingen«, sagte Rusch laut, »aber wenn ich schon in Ihren Augen nur eine Fliege bin, möchte ich auf keinen Fall zu einer Wanze werden.«
    »Sehr

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