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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wo gab's die denn?« Hedwig Schwabe setzte sich neben ihre Schwiegertochter.
    »Ich koche eine Kartoffelsuppe. Ein paar Möhren hab' ich noch und eine Tüte getrockneten Weißkohl. Willst du hierbleiben, Mutter?« Ursula lachte und warf mit einer schnellen Kopfbewegung ein paar blonde Haare aus der Stirn. »Ich komme mir's wieder holen, wenn du eine Sonderzuteilung hast.«
    Soll ich's ihr sagen? dachte Frau Schwabe. Sie ist ein so nettes Mädel, und es ist unverständlich von dem Jungen, daß er sie so behandelt! Man müßte es ihm einmal ganz deutlich sagen: Man muß die Ursel bewundern, daß sie nicht so ist wie viele andere junge Frauen, die ihren Mann monatelang nicht gesehen haben … und …
    »Ist etwas, Mutter?«
    Frau Schwabe schreckte aus ihren Gedanken hoch. Sie sah den Blick Ursulas forschend auf sich ruhen.
    »Hat Erich geschrieben?« fragte sie mit dem untrüglichen Gefühl einer wartenden Frau.
    Frau Schwabe ordnete einige Strähnen des weißen Haares, obwohl es wie immer glatt um den Kopf lag. Soll ich es sagen, dachte sie unschlüssig. Sie ist Erichs Frau, und warum soll sie nicht wissen, daß er am Gesicht verletzt ist? Er lebt, und das ist doch die Hauptsache. Der Junge macht sich bestimmt zuviel Sorgen um Ursula.
    »Ja …«, sagte Frau Schwabe tapfer. »Erich hat geschrieben …«
    »Nur an dich?« Ursula legte die Schüssel mit den Kartoffeln und das Küchenmesser weg. Ihre kleinen, wasserhellen Augen waren nun wirklich wie in Wasser getaucht.
    »… was schreibt er denn …«
    »Ein dummer Junge ist er!« sagte Frau Schwabe laut. »Wenn er nicht 26 Jahre alt wäre, würde ich hinfahren und ihn übers Knie legen! So ein Blödsinn, wegen ein paar Kratzern im Gesicht …« Sie holte den Brief aus der Handtasche. »Hier, lies ihn, Ursel … Es ist alles Dummheit, was er schreibt!«
    Langsam las Ursula die wenigen Zeilen Erichs. Als sie an die Sätze kam, daß Muttchen ihn allein besuchen solle, tropften ihr die Tränen auf das Papier. Frau Schwabe nickte mehrmals und räusperte sich, nahm dann die Schüssel und schälte die Kartoffeln zu Ende.
    »Du … du fährst natürlich hin, Mutter, nicht wahr?« fragte Ursula. Ihre Stimme klang kläglich, wie wenn ein bestraftes Kind versichert, es wolle wieder brav sein.
    »Natürlich fahre ich hin! Nächste Woche noch! Und du kommst mit!«
    »Aber er will es doch nicht …«
    »Ein dummer Junge ist er!« Frau Schwabe stellte die Kartoffelschüssel hart auf die Bettkante. Es war die Bekräftigung eines Entschlusses. »Du bist einfach da! Vielleicht denkt er, daß du ihn nicht mehr magst, weil er ein paar Schrammen im Gesicht hat.« Plötzlich lachte sie und legte die Hände in den Schoß, als sei eine schwere Arbeit endlich getan. »Er lebt, Ursel, unser Erich lebt … und wenn auch wir leben bleiben, sind wir alle wieder zusammen. Was wollen wir denn mehr vom Herrgott, was?«
    Ursula nickte stumm. Sie las wieder den Brief und blickte dann in die Ecke des Kellers. Auf einem Nachttischchen stand in einem hellen Holzrahmen ein Bild. Ein junger Feldwebel in Ausgehuniform. Er lachte, sein Jungengesicht war eine einzige Freude. Es war ein ebenmäßiges, glattes, ansprechendes Gesicht, fast frech in seiner Offenheit.
    »Ich fahre mit«, sagte sie und faltete den Brief zusammen. »Mir ist ganz gleich, wie er jetzt aussieht …«
    Nach dem Mittagessen schickte Frau Schwabe ein Telegramm nach Schloß Bernegg. Der Postbeamte in dem zurechtgeflickten Schalterraum zählte die Worte auf dem Formular, indem er jedes Wort mit dem Bleistift unterstrich.
    »Komme Dienstag. Gruß und Kuß, Mutter …«, las er.
    »Meine Mutter kommt!« sagte Erich Schwabe. Er saß auf seinem Bett und hielt das Telegramm in den Händen.
    Am Tisch spielten sie wieder Skat. Mit Ausnahme des Berliners, der sich anderweitig beschäftigte.
    Der Berliner hatte durch den Truppenbetreuungsoffizier einen Zeichenblock und ein Paket Farbstifte erhalten. Nun zeichnete er verlockende Frauen und verkaufte sie im Block C an die ›normal Verwundeten‹, die täglich von den Frontlazaretten nach Bernegg verlegt wurden und fast immer noch eiserne Rationen oder andere Freßdosen bei sich hatten.
    »Ick wollte nie Dekorateur werden, nur meen Oller wollte det! Hat'n richtigen Riecher jehabt … jetzt merkt man's!« sagte der Berliner. Er hatte für einige Wochen Vorbestellung auf seine Bilder, viele mit Sonderwünschen, die zusätzlich Zigaretten einbrachten.
    Fritz Adam bastelte an einem Schiffsmodell. In

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