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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Henkelkreuz, befestigt war. Winnie nahm es und betrachtete es. »Es ist schön«, sagte sie langsam, »aber es ist keine Kette für Frauen. Das ist dir doch klar, oder?«
    »Natürlich. Es ist ein Geschenk für Jake.«
    Winnie runzelte leicht die Stirn. »Joan, du wolltest doch, daß ich dir helfe, zu lernen, wie sich eine Frau benimmt?«
    »Ja, sicher.«
    »Und deshalb muß ich es dir sagen, wenn ich glaube, daß du einen Fehler machst.«
    »Du meinst, es würde Jake nicht gefallen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht weiß er nicht, was es bedeutet. Und du vielleicht auch nicht. Dieses Henkelkreuz ist ein Ankh – mein Großvater hätte es als ›heidnisches Symbol‹ bezeichnet. Es bedeutet … nun, allgemein bedeutet es ungefähr das, was auch unser Gebet bedeutet – Liebe, Güte und solche Dinge. In erster Linie bedeutet es aber Sex, es ist ein altägyptisches Symbol der Fortpflanzung. Es ist kein Zufall, daß der Henkel einer Vulva ähnelt, und der übrige Teil könnte durchaus als männliches Symbol interpretiert werden. Heutzutage wird es von Menschen meines Alters, zu denen du ja jetzt auch gehörst, als … nun ja, Ehepartner geben es einander, oder auch Menschen, die zwar nicht verheiratet sind, aber in einer vergleichbaren Beziehung leben. Und es bedeutet immer sexuelle Liebe. Wenn du damit also etwas anderes ausdrücken willst, solltest du es besser umtauschen gegen eine Halskette, die eine weniger eindeutige Bedeutung hat.«
    Joan schüttelte den Kopf. »Nein, Winnie. Ich kenne die Bedeutung des Ankh seit einem Kurs über vergleichende Religionsgeschichte, den ich vor einem Dreivierteljahrhundert absolviert habe. Und ich vermute, daß Jake diese Bedeutung ebenfalls kennt, er hat eine solide klassische Ausbildung genossen. Ich war mir nur nicht sicher, ob auch die Jüngeren noch darüber Bescheid wissen. Winnie, dieses Geschenk habe ich ganz bewußt ausgewählt. Ich habe Jake schon mehrmals gebeten, mich zu heiraten. Aber er will nicht. Aus Altersgründen.«
    »Nun … ich kann verstehen, warum er so empfindet.«
    »Das ist lächerlich. Sicher, ich bin ein Vierteljahrhundert älter als er, aber davon ist doch jetzt nichts mehr zu bemerken. Und ich bin auch gesund genug, um zu heiraten, auch wenn der Doktor meint, ich könnte jederzeit tot umfallen.«
    »Aber das glaubt Dr. Garcia doch nicht wirklich. Außerdem meinte ich nicht, du wärest zu alt, sondern …«
    »Ja, ja, ich weiß. Er ist so verdammt ›nobel‹. Aber er muß mich ja gar nicht unbedingt heiraten, Winnie. Ich bin mit allem zufrieden, was er mir zu geben bereit ist. Und das soll mein Geschenk ausdrücken.«
    Winnie nickte langsam und gab ihr das Ankh zurück. »Dann wünsche ich dir von ganzem Herzen Glück.«
    »Gute Winnie. Jetzt wollen wir aber etwas essen und dann zusammen baden.« Sie waren aus der Wanne und mit Schönheitspflege beschäftigt, als das Haustelefon läutete.
    »Miss Smith, Mr. Salomons Wagen ist eben vorgefahren.«
    »Danke, O’Neil.«
    Sie machten sich hastig fertig, und ein paar Minuten später rief Joan die grüne Suite an. »Jake, Lieber? Hier ist dein Lehrer-Guru. Wenn du an einer Meditationsübung teilnehmen willst, werden Guru und Chela zu dir kommen, wann immer es dir paßt.«
    »Das ist willkommene Nachricht; ich bin müde und nervös. Eine Meditationsübung wird mir sicherlich zu ruhigem Schlaf verhelfen, Guru.«
    »Freut mich. Hast du gegessen?«
    »Im Klub, vor Stunden. Gibst du mir noch zwanzig Minuten? Ich will gerade baden.«
    »Sollen wir in genau zwanzig Minuten dort sein? Ich möchte nicht mit Hubert zusammentreffen.«
    »Ich habe ihn eben zu Bett geschickt. Niemand hier oben, außer uns.«
    »Zwanzig Minuten, Lieber.«
    Die Uhr zeigte halb elf, als die zwei Mädchen barfuß durch den Korridor gingen. Jake öffnete ihnen. Er trug einen Bademantel und hatte ein Buch in der Hand. Ein zwischen die Seiten gesteckter Finger markierte die Stelle, wo er gelesen hatte. »Hallo, meine Lieben«, sagte er. »Ihr seht beide reizend aus. Joan, bevor ich badete, nahm ich mir die Freiheit, in deine Bibliothek zu gehen und dieses Buch zu leihen.«
    »Es ist keine Freiheit, du weißt es. Was für ein Buch ist es?«
    Er hielt es ihr hin. »Wischnudevanadas Jogalehre. Ich dachte, ich könnte mir ein paar einfache Übungen heraussuchen, während ich badete. Aber ich fürchte, ich muß mich an die Meditation halten.«
    Joan blickte verwundert. »Nie gesehen. Das war in der Bibliothek?« Sie klappte den Buchdeckel

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