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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Abendempfang gebe, mit Souper, Tafelmusik und allem; der Bankettsaal ist seit zehn Jahren nicht mehr benutzt worden. Du würdest schön aussehen. Aber Winnie, abgesehen von solchen Anlässen ist das Kostüm – ohne das Abendkleid – für die zwanglosesten Situationen geeignet. Würde es dir nicht Spaß machen, es für Bob zu tragen? Und würde es ihm nicht Spaß machen, dich davon zu befreien?«
    Winnie hielt den Atem an. »Die Idee! Ich kann es nicht erwarten.«
    »Bist du heute abend verabredet?«
    »Nein. Darum sagte ich, daß ich es nicht erwarten kann. Bob würde Augen machen – Stielaugen. Und ich will, daß er es mir abnimmt. Joan, ich sollte es nicht annehmen, es ist viel zu teuer. Aber ich nehme es. Lieber Himmel, ich komme mir wie eine ausgehaltene Frau vor.«
    »Du bist eine. Liebes; ich halte dich aus. Und es macht mir viel Freude.«
    Winnie hörte auf zu lächeln und blickte ihr in die Augen. »Joan, vielleicht sollte ich es nicht sagen, vielleicht wird es alles zerstören. Aber ich glaube, ich muß. Äh …« Sie brach ab und holte tief Luft. »Zwei- oder dreimal kam es mir beinahe so vor, als ob du etwas von mir wolltest.«
    »Nicht bloß dreimal, Winnie.«
    »Äh. Gut … ja. Aber warum kamst du nicht raus damit?«
    Joan seufzte. »Weil ich Angst hatte.«
    »Vor mir?«
    »Vor mir. Winnie, Liebling – es ist furchtbar schwierig, eine Frau zu sein. Ich muß jeden Augenblick daran denken – bewußt und mit Überlegung die Dinge tun, die du automatisch tust. Als ich heute bei Gimbels war, hatte ich meine Hand schon auf der Türklinke der Herrentoilette, bevor mir einfiel, wohin ich gehörte. Wenn ich nicht wie verrückt aufpassen würde, käme ich ständig in solche und ähnliche Situationen. Und nun du. Liebling, kannst du dir vorstellen, was für eine Versuchung du für mich bist? Kannst du dir vorstellen, daß der alte Johann aus Joans Augen deine Lieblichkeit ansieht? Winnie, es hat noch keinen Augenblick gegeben, wo ich nicht in Versuchung gewesen wäre, dich zu berühren, dich auf den Schoß zu nehmen, zu küssen, mit dir ins Bett zu gehen. Wäre ich ein Mann, würde ich alles mögliche versuchen, um Bob zu verdrängen.«
    »Joan.«
    »Ja?«
    »Es ist Raum für dich da.«
    Joan fand, daß sie zitterte. »Liebling! Bitte! Können wir nicht – nein, wir müssen noch warten, bitte. Du hast Bob … und ich muß noch lernen, eine Frau zu sein …« Sie begann zu weinen und fühlte Winnies Arme, die sie umfingen.
    »Hör auf, Joan, bitte. Ich wollte dich nicht durcheinanderbringen. Wir können natürlich warten. Bis du dich beruhigt hast und selbstsicher bist – und mich willst. Aber Winnie wird ihre Joanie nicht verführen. Oh, es kann schön sein, wirklich. Doch du hast recht, und ich habe Bob, und meine Nerven sind nicht so überreizt, wie deine es sein müssen. Eines Tages wirst du dich in einen Mann verlieben, und dann werde ich vielleicht keinen Reiz mehr für dich haben – und das ist in Ordnung, solange ich deine Freundin sein kann.«
    Joan tupfte die Tränen weg und schnupfte. »Danke, Winnie. Ich habe mich wieder lächerlich gemacht.«
    »Nein, hast du nicht. Willst du eine Beruhigungstablette?«
    »Nein. Ich bin jetzt in Ordnung.«
    »Möchtest du lieber, daß ich dich nicht berühre?«
    »Nein – im Gegenteil. Ich möchte, daß du mich küßt. Dann ziehst du die grünen Sachen an und läßt dich bewundern. Dann werden wir essen. Und anschließend steigen wir in die Badewanne, damit wir gut riechen. Vielleicht kann ich Jake dafür gewinnen, gemeinsam mit dir und mir Joga zu machen. Das brauche ich heute abend; om mani padme hum, das ist das richtige Beruhigungsmittel. Aber küß mich zuerst, Liebling.«
    Winnie küßte sie – zuerst zurückhaltend, dann wie ein Steppenfeuer. (Hör auf, Joan, bevor das Haus abbrennt. Und sieh zu, daß Bob sie heiratet; das bist du ihr schuldig, für das Hürdenspringen, das du ihr abverlangst.) (Wie kann ich, wenn ich nicht weiß, wer er ist?) (Du kannst es herausbringen. O’Neil weiß es. Und nachdem du weißt, wer dieser Bob ist, bringst du in Erfahrung, was er will. Er wird anbeißen. Männer! Ich liebe dich, aber manchmal weiß ich nicht, warum.)
    Nachdem Winnie das Smaragdkostüm ausprobiert hatte, öffnete Joan das letzte Päckchen. Es enthielt ihr Geschenk für Jake. »Sag mir, was du davon hältst. Winnie.«
    Es war eine teure, aber stilistisch unaufdringlich gehaltene schwere Halskette aus Gold, an der ein großes, goldenes Ankh, ein

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