Das geschenkte Leben
gewartet?«
»Konnte nicht essen. Oh, Joan, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Du ranntest weg und sagtest niemandem, wohin du wolltest. Du böses Mädchen – mir soviel Angst einzujagen.«
»Ich hatte die Leibwache bei mir; du wußtest, daß ich in Sicherheit war.«
»Aber Wächter sind keine Krankenpfleger. Ich habe die Aufgabe, über deine Gesundheit zu wachen, für Doktor Garcia.«
»Ein Puh für den lieben Doktor. Winnie, ich bin keine Patientin und kein Mündel mehr; ich bin eine freie Frau und gesund wie ein Pferd, und du kannst mich nicht jede Minute wie eine Bruthenne bemuttern. Soviel zu diesem Punkt. Und das Abendessen für uns wird heraufgebracht; sie lassen es im Wohnzimmer stehen, und wir werden essen, wenn uns danach ist.« Joan begann sich auszuziehen. »Du mußt dich auch ausziehen; wir werden Kleider anprobieren, die ich gekauft habe. Ich kann es kaum erwarten. Du kannst dir nicht denken, wie ich eingekauft habe! Ich habe der Modeindustrie eine Spritze gegeben, wirklich. Zieh diese Klamotten aus – hast du schon gebadet, du schmutziges Mädchen? Oder willst du mit mir baden? Komm her und laß dich riechen.«
»Ich nahm eine Dusche nach dem Aufstehen.«
»Du riechst gut. Ich hatte einen geschäftigen Tag, aber am Nachmittag schwamm ich in einem natürlichen Bach mit glasklarem Wasser. Du kannst dir nicht vorstellen, wie herrlich das war. Aber jetzt schwitze ich schon wieder. Wir werden zusammen in die Wanne steigen, und nachher werden wir es uns gemütlich machen. Bevor wir mit Jake Entspannungsübungen machen. Aber zuerst die Modeschau.« (Eunice, wird dieses Gummiding in der Badewanne an Ort und Stelle bleiben?) (Es bleibt, egal was du tust – oder ich hätte ein Dutzend Waisen zurückgelassen.)
»Joan, wenn du schon einkaufen warst, warum nahmst du mich nicht mit? Das war nicht nett.«
»Ich dachte, du brauchtest Schlaf, Liebes. Oder hat dein Freund Bob dich gestern abend versetzt?«
Winnie errötete bis unter die Haarwurzeln, aber sie antwortete glücklich: »O nein, er hat mich nicht versetzt! Aber ich wäre sofort aufgestanden, wenn du mich gerufen hättest. Ich gehe gern einkaufen.«
»Um wieviel Uhr bist du aufgewacht?«
Die Röte vertiefte sich noch ein wenig. »Erst gegen zwölf.«
»Siehst du? Winnie, ich habe dich nicht mitgenommen, weil ich auch für dich Sachen gekauft habe. Und wärest du dabeigewesen, hättest du um jeden Dollar, den ich für dich ausgab, ein Theater gemacht. Außerdem wollte ich ein Signal setzen. Ich bin nicht länger eine Gefangene. Ich bin frei, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebt. Genauso wie du und jeder andere. Wenn ich dich nicht mitnehme, mußt du nicht nach dem Warum fragen, und ich brauche dir nicht immer unbedingt zu sagen, wo oder was.«
Das jüngere Mädchen schlug zerknirscht die Augen nieder. »Ja, Miss Joan. Ich werde daran denken.« Also nahm Joan Eunice sie wieder in die Arme. »Nun, nun, nicht gleich mit der Unterlippe zittern. In den meisten Fällen werde ich dich mitnehmen. Und wenn ich es nicht tue, werde ich dir meistens davon erzählen. Aber es könnte auch passieren, daß ich dir eine Schwindelgeschichte erzähle. Zum Beispiel, wenn ich an einer Massenorgie teilnehmen will und meine Winnie nicht schockieren möchte.«
»Du machst dich über mich lustig.«
»Ich meine es mindestens zur Hälfte ernst. Winnie, wenn du deinen Bob empfangen willst, dann interessiert das außer mir keinen Menschen in diesem Haus, und mein Interesse ist freundlich. Aber ich? Es gibt hier mehr als vierzig Leute, die mir in den Ausschnitt starren. Sollte ich jemals einen Mann in meinem Bett haben, wird der ganze Haushalt es wissen, und die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig, daß irgendein Mitglied meines so loyalen Personals die Geschichte einem Nachrichtenschnüffler verkaufen würde. Am nächsten Tag könnten sie dann alle im Klatschprogramm hören – so formuliert, daß ich nicht vor Gericht ziehen könnte, ohne die Sache noch schlimmer zu machen. Nicht?«
»Hm … klingt schrecklich. Aber du hast recht; es könnte passieren.«
»Du weißt, wie es ist. Leute, die irgendwie einmal das öffentliche Interesse gefunden haben, bezahlen diese Prominenz damit, daß man sie nicht in Ruhe läßt. Jedes Klatschprogramm, jede Klatschspalte in den Zeitungen beweist es. Und am besten gefallen den Schnüfflern schlechte oder rufschädigende Nachrichten; gute Nachrichten sind zu fade. Als ich die Smith-Unternehmensgruppe leitete, wurde jedes
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