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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Jahr eine halbe bis eine Million Dollar für ›Öffentlichkeitsarbeit‹ ausgegeben, das heißt, daß mit diesem Geld aus rein geschäftspolitischen Gründen der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild von mir und der Tätigkeit des Konzerns vorgespiegelt wurde – etwa in dem Sinne, daß ich der größte Altruist und Menschenfreund und der Konzern nur dafür da sei, die Leute mit Wohltaten aller Art zu beglücken, ›Imagepflege‹ nennt man das! Aber das ist jetzt vorbei, und nun bin ich Freiwild für die Reporter. Ein um so interessanteres Freiwild, als ich auf wunderbare Weise jung und hübsch und weiblich geworden bin. Wenn sie mir etwas anhängen könnten, wäre das ein gefundenes Fressen für sie. Was würden sie daraus machen, wenn sie mir ein Liebesabenteuer nachweisen könnten?«
    »Oh, etwas Anrüchiges und Schlüpfriges, nehme ich an.«
    »Das brauchst du nicht anzunehmen, das ist sicher; ich habe zu viele Jahre versuchen müssen, das Rampenlicht zu vermeiden. Die alten Römer wußten, was sie taten, als sie den Löwen lebende Opfer vorwarfen. Die meisten Leute sind ziemlich anständig – aber in der Masse lieben sie Blut. Ich werde etwas unternehmen müssen, um aus diesem Rampenlicht zu kommen, aber in der Zwischenzeit bin ich verwundbar. Was würdest du tun, Winnie, wenn ich dich eines Nachts aufweckte und dich bäte, einen Mann in dein Bett zu lassen – so daß du erwischt werden könntest, nicht ich? So erwischt, meine ich, daß dein Bob vielleicht davon erfahren würde.«
    Das Mädchen holte tief Atem. »Ich würde es tun! Bob würde es verstehen.«
    »Äh, aber wenn ich dich bitten würde, Bob die Umstände nicht zu erklären?«
    »Ich würde es trotzdem tun.«
    Joan küßte sie. »Ich weiß, daß du es tun würdest. Aber ich werde dich nicht in eine solche Lage bringen, Winnie. Doch ich könnte dich eines Tages bitten, mir zuliebe Lügen zu erzählen, wenn etwas vertuscht werden muß. Würdest du?«
    »Natürlich würde ich.«
    »Es könnte schon bald sein, ich fühle mich mit jedem Tag weiblicher. Nun laß uns Weihnachten spielen – ich glaube, diese Schachtel ist für Winnie.«
    Nicht lange, und Winnie paradierte mit einem Ausdruck von Bewunderung und Scheu vor dem Spiegel. »Oh, Joan, du hättest das nicht tun sollen! Das ist ein Stagnaro-Originalmodell, direkt aus Rom; ich habe das Etikett gelesen.«
    »Zieh es aus, Winnie, und laß uns sehen, was wir sonst noch haben. He, hier ist etwas für mich.« Joan zog sich rasch an. »Was meinst du? Zu diesem sollte ich natürlich Körperbemalung tragen.«
    »Würde ich nicht tun. Dieses fahle Weiß hebt sich gut ab. Körperbemalung würde das zarte Muster erdrücken. Joan, wie kommt es, daß du soviel von Kleidern verstehst? Ich meine …«
    »Du meinst, wie es möglich ist, daß ein Tattergreis, der vor einem halben Jahrhundert zuletzt ein Kleid für eine Frau ausgesucht hat, eine glückliche Hand beim Kleiderkauf haben kann? Genie, Winnie, reines Genie.« (He! Wo bleibt die Anerkennung für mich?) (Soll ich dich enttarnen, Mata Hari? Die Männer in den weißen Mänteln warten vor der Tür.) (Vielleicht können wir es Winnie eines Tages verraten.) (Das hoffe ich, Liebes – ich liebe dich nicht nur, ich bin auch stolz auf dich.) (Küßchen.)
    Sie arbeiteten sich durch die Kollektion, bis sie zu den beiden letzten Schachteln kamen, die Joan zurückgehalten hatte. Als Winifred die mit synthetischen Smaragden besetzten Halbmondschalen und das dazu passende Dreieck sah, schnaufte sie. »Du meine Güte! Zieh es an, Joan, und ich werde deine Haftsandalen mit den hohen Absätzen suchen!«
    »Du kannst deine höchsten Absätze suchen, Winnie – die mit dem grünen Straß, die ich mal an dir gesehen habe. Zu dieser Ausstattung hatten sie keine Stelzen in deiner Größe. Ich habe sie bestellt.«
    »Dies ist für mich? Oh, nein!«
    »Dann wirf es in den Müllschlucker! Winnie, dieser Aufzug ist für Rothaarige gedacht – und die Schalen sind zu klein für mich. Und in diesem Papier ist ein knöchellanges Kleid aus halbtransparenter Seide und in passendem Grün. Dazu könntest du einen Smaragd auf der Stirn tragen, keinen anderen Schmuck, und du würdest die Königin jedes formellen Abendempfanges sein.«
    »Aber Joan, ich gehe nie zu so vornehmen Parties und Abendempfängen. Ich bin noch nie eingeladen worden. Du vergißt, daß ich eine kleine Krankenschwester bin, keine Dame der Gesellschaft.«
    »Vielleicht ist es Zeit, daß ich einen großen

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