Das geschenkte Leben
daß ich dir Sorgen bereitete, weil ich bei deiner Rückkehr nicht hier war. Es tut mir auch für mich selbst leid – ich erwartete, dich mit offenen Armen und einem glücklichen Lächeln zu empfangen. Aber ich hatte nicht gedacht, daß du weniger als eine Woche ausbleiben würdest; ich hatte den Eindruck, daß es viel länger dauern würde.«
»Nun, ja, ich dachte tatsächlich auch, daß es sich länger hinziehen würde. Aber ich hatte schon am zweiten Tag Gelegenheit, mit dem Vorsitzenden des obersten Gerichtshofs zu sprechen, und er versicherte mir, daß er die Sache in seinem Terminkalender ganz oben notiert habe. Und das war das.«
»Hm! Wahlkampfspenden sind manchmal lohnend.«
»Joan Eunice, so darfst du niemals reden. Schon gar nicht im Zusammenhang mit dem höchsten Richter der Vereinigten Staaten! Gewiß, dies ist dein Haus. Nichtsdestoweniger könnte es mit Abhörwanzen verseucht sein.«
»Entschuldige, Jake. Es war eine gedankenlose Bemerkung. Meine Anerkennung gilt, wem sie gebührt. Dir.«
»Mac gebührt sie mehr als mir, mein liebes Kind; er ist die ganze Zeit am Ball gewesen. Was er im einzelnen getan hat, ist etwas, dem ich nicht nachgehen möchte.«
»Ich würdige Macs Bemühen, ich würdige Alecs Bemühungen – aber am meisten würdige ich meinen lieben, immer verläßlichen, absolut wundervollen Jake.« (Ist das zu dick aufgetragen, Eunice?) (Joan, es ist einer Frau unmöglich, bei einem Mann zu dick aufzutragen. Wenn du einem Mann sagst, er sei drei Meter groß, und du sagst es oft genug, dann wird er anfangen, vor jeder Tür den Kopf einzuziehen.)
Jake blickte erfreut, und so fuhr Joan fort: »Ich nehme an, dann wird alles bald geregelt sein?«
»Sag mal, hörst du nie die Nachrichten?«
»Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
»Nun, du solltest. Es ist vorbei. Du hast gewonnen, endgültig und vollständig.«
»Wirklich? Ich zweifelte nie daran, daß wir gewinnen würden, Jake, so wie du alles gehandhabt hast. Überrascht bin ich nur, daß es so schnell gegangen ist. Ja, ich sollte die Nachrichten verfolgen. Aber es war mir in diesen letzten Tagen nicht möglich. Ich hatte diese schwierige Aufgabe zu erledigen – Joe, meine ich –, und deine Abwesenheit schien die beste Gelegenheit dafür zu sein … so biß ich die Zähne zusammen und nahm sie in Angriff.«
»Joan Eunice, ich sagte dir, du solltest dich niemals bei Joe blicken lassen. Wenn seine neue Ehe jemals eine Erfolgschance hatte, dann mußt du sie einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt haben. Einer zu schweren, wahrscheinlich. Äh … wie hat er es aufgenommen? Schlecht?«
»Jake, ich blieb fünf Tage. Wäre ich auch nur einen Tag geblieben, wenn es schiefgegangen wäre? Ich erfüllte meine Mission; alles ist in Ordnung.«
Jake blickte erstaunt, dann nachdenklich. »Hmm! Das ist eine Einzimmerwohnung … und wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du die ganzen fünf Tage dort gewesen. Meine Liebe, wie hast du ›deine Mission erfüllt‹? Oder habe ich kein Recht, zu fragen?«
Sie blickte zu ihm auf und sagte ernst: »Jake, ich verdanke dir soviel, daß du immer das Recht haben wirst, mich alles zu fragen.« (Daß er ein Recht auf wahrheitsgemäße Antworten hat, sagtest du nicht, wie? Hinterlistige kleine Person.) (Eunice, ich belüge Jake nicht …) (Oh, das ist stark!) (… mehr, als zu seinem Glück notwendig ist.)
»Take, ich erfüllte meine Mission – ich stellte Joes seelisches Gleichgewicht in Sachen Eunice wieder her –, indem ich ihn mit Gigis unschätzbarer Hilfe zu einer Meditation einlud. Aber wenn du meinst, ich hätte ihm eine Gliederpuppe angeboten – den wiederbelebten Körper seiner toten Frau –, dann irrst du. Ich wußte, daß dies nicht der Weg war, es zu tun. Joe hat mich nicht berührt. Oh, er faßt mich jetzt an, so wie er seine Schwester anfassen würde. Er küßt mich sogar auf die Stirn. Aber das ist alles, Jake …«
»Eh? Was?«
»Wenn Joe diesen Körper gewollt hätte, den ich trage, dann hätte er ihn natürlich haben können. Ich wäre es ihm schuldig gewesen. Du verstehst das, nicht wahr? Oder irre ich mich?«
»Ä … ja, ich verstehe das. Aber ich denke, es ist gut, daß Joe ihn nicht will. Es könnte für ihn verhängnisvoll sein. Und für dich eine schwere Nervenbelastung.«
»Ich weiß. Wie die Dinge liegen, bin ich erleichtert und dankbar, daß Joe mir statt dessen seine Freundschaft gegeben hat.« (Richtig, Eunice?) (Richtig. Jetzt bring ihn von diesem Thema
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