Das geschenkte Leben
Jake? Ned? Alec? Ihr bedient euch selbst, ja? Ich möchte die Zeit nutzen und Bruder Schmidt anstarren. Ich werde Sie wahrscheinlich nicht wiedersehen, Miss Smith. Ihre Enkelinnen werden sicherlich versuchen, den Fall vor ein höheres Gericht zu bringen. Daß Sie Ihre Identität durch unsere gemeinsamen Logenbruderschaft zu beweisen suchten, war geradezu eine Einladung, mich wegen Befangenheit aus dem Verfahren zu katapultieren. Sie werden es nicht gewußt haben, aber der neue Anwalt Ihrer Enkelinnen wird die Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Ich konnte nicht mehr tun, als Ihre Position während der Interimszeit ein wenig zu stärken.«
»Wofür ich Ihnen sehr dankbar bin, Sir. Es ist etwas Seltsames an dieser Geschlechtsumwandlung. Als ich ein gebrechlicher und hilfloser alter Mann war, fürchtete ich mich vor nichts. Nun bin ich jung und gesund und kräftig. Aber weiblich. Und zu meiner Überraschung finde ich, daß ich beschützt sein möchte.«
Alec Train, der an der Bar stand, sagte über seine Schulter: »Ich werde Sie beschützen, Bruder Schmidt! Trauen Sie Bruder MacCampbell nicht – im College war er der schlimmste Schürzenjäger, ein wahrer Wolf.«
»Beachten Sie ihn nicht, Bruder Schmidt. Er selbst zehrt nur von meinem angeborenen Gefühl für Diskretion.«
»Bruder Schmidt, ich gebe Ihnen einen guten Rat«, sagte Alec. »Halten Sie sich von ihm fern und lassen Sie sich von mir beschützen. Er war die Geißel der Studentinnenwohnheime. Habe ich erwähnt, wie glücklich ich bin, daß Mrs. Seward mir das Mandat entzogen hat? Ich wäre nie an diesen Fall geraten, hätte Mr. Parkinsons Schwiegermutter mich nicht gebeten, die Sache in die Hand zu nehmen. Und zuerst sah es wie ein rechtschaffener Fall aus, bei dem es galt, die Interessen eines Invaliden zu schützen, der zu krank war, sich selbst zu helfen.«
»Hören Sie nicht auf ihn, Bruder Schmidt«, riet der Richter. »Wenn er irgendwo einen Ambulanzwagen sieht, wittert er ein Geschäft und jagt hinterher. Dann und wann schiebe ich ihm eine legitime Rechtssache zu, bloß um den guten Namen unserer Loge zu schützen. Aber zurück zu dieser Indentitätsfrage. Bruder Schmidt, ich weiß nicht, über welche Gesetzeskenntnisse Sie verfügen …«
»Nur über das, was im Laufe eines langen und schlechten Lebens abgefärbt hat. Ich hänge von Experten wie Jake ab.«
»Ich verstehe. Nun, Ihre Enkelinnen halten es wahrscheinlich für unzulässig und empörend, daß ich Ihnen helfe, Ihre Identität festzustellen. Das ist es nicht. Gewiß, in einem Zivil- oder Strafverfahren muß ein Richter unparteiisch sein. Sagen wir, er sollte es sein. Aber eine Sache wie die Feststellung der Identität einer Person ist anders gelagert. Die Situation ähnelt der eines Bürgers, der seinen Paß verloren hat und sich mit der Bitte um Hilfe an seinen Konsul wendet. Der Konsul sitzt auch nicht zu Gericht; er versucht die Dinge in Ordnung zu bringen. Also, Jake – du bist länger als ich im Fach; Willst du meine Meinung hören?«
»Ich bin immer überglücklich, Richter MacCampbells Meinung über irgend etwas zu hören.«
»Ich glaube, ich werde die Sitzung wiedereröffnen und dir wegen Ungebühr acht Tage aufbrummen. Wenn ich mein Glas leergetrunken habe. Aber Spaß beiseite. Erwartest du irgendwelche Schwierigkeiten bei der Beweisführung, daß das Gehirn von Bruder Schmidt in den Körper von Eunice Branca verpflanzt wurde?«
»Keine. Lästig wird es sein, aber nicht schwierig.«
»Oder bei der Beweisführung, daß dieser Körper einmal der von Eunice Branca gewesen ist?«
»Die gleiche Antwort.«
»Womit willst du den Beweis führen?«
»Mit Polizeiberichten, Fotografien, Aussagen des Krankenhauspersonals und so weiter.«
»Nehmen wir an, die Verhandlungsführung bliebe bei mir. Ich würde bei jeder sich bietenden Gelegenheit nachhalten. Ich habe heute absichtlich ins Protokoll aufgenommen, daß die Entscheidung auf der Grundlage des Falles Parsons von Rhode Island zustande kam; ich glaube, er ist wichtig …«
»Das glaube ich auch.«
»Danke. Wenn wir dem Prinzip folgen, daß die Identität im Gehirn und nirgendwo sonst liegt, dann wird praktisch alles von der Einschätzung der vorgelegten indirekten Beweise abhängen. Keine schriftlichen Zeugnisse, wenn es möglich ist, den Zeugen selbst zu vernehmen. Fotografien und andere Aufzeichnungen sind natürlich nötig – aber die Originale müssen dem Gericht vorgelegt werden, keine Kopien, und die Chirurgen und
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