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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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behandeln. Sie würden bis auf die Straße hinaus Schlange stehen.) (Hätte es in deinem ehemaligen Wohnhaus strenge Sicherheitsmaßnahmen gegeben, würdest du heute noch als Eunice Branca herumlaufen.) (Ich mag das nicht bestreiten, Boß – ich bin zu aufgeregt!)
    Im zwölften Stock residierte die »Stiftung für Humanbiologie und Eugenik, Prof. Dr. H. S. Olsen, Direktor, Bitte läuten und warten«.
    Der Wachmann ließ sie ein und beugte sich wieder über seine Bilderzeitschrift. Joan vermerkte mit Befriedigung, daß zwei einzelne Frauen und zwei Ehepaare im Wartezimmer saßen. Sie (Johann) hatte Olsen erst bei der Übersendung des letzten Quartalsschecks an den (öffentlichen) Zweck der Stiftung erinnert, lizensierten und qualifizierten Frauen das Sperma von ausgewählten, anonymen Spendern zugänglich zu machen. Olsen, der diesen Teil des Stiftungsauftrags aus mangelndem Enthusiasmus an der Sache eher vernachlässigt hatte, schien die Mahnung verstanden zu haben.
    »Warten Sie hier, Shorty«, sagte Joan. »Da ist ein Fernseher.«
    Sie verließ das Wartezimmer, vermied den Büroschalter mit der Aufschrift »Anträge« und betrat das zugehörige Büro durch die Tür. Der einzige Insasse, ein älterer Mann, blickte unwillig von seinem Schreibtisch auf.
    »Was gibt es, Madame? Wenn es ein Antrag ist, gehen Sie bitte an den Schalter, legen Ausweis und Kinderlizenz vor und füllen einen der dort ausliegenden Fragebogen aus. Anschließend können Sie ins Wartezimmer gehen. Sie werden aufgerufen.«
    »Ich möchte den Direktor sprechen. Professor Olsen.«
    »Sind Sie angemeldet?«
    »Nein, aber …«
    »Professor Olsen ist grundsätzlich nur nach vorheriger Anmeldung zu sprechen. Sagen Sie mir Ihren Namen und Ihr Anliegen, dann werde ich Sie bei seiner Sekretärin melden, mit der Sie möglicherweise sprechen und gegebenenfalls einen Termin vereinbaren können.«
    Sie beugte sich ein wenig vorwärts und sagte leise: »Ich muß ihn sehen. Sagen Sie ihm, daß mein Mann alles entdeckt hat.«
    Der Mann machte ein erschrockenes Gesicht. »Ihr Name?«
    »Seien Sie nicht albern. Sagen Sie ihm das.«
    »Äh … warten Sie hier.« Er verschwand durch eine Seitentür.
    Joan Eunice wartete. Nach bemerkenswert kurzer Zeit kehrte der Mann durch den Korridor zurück und winkte ihr, um ihm zu folgen. Sie sah eine Tür mit der Aufschrift »Direktor – Kein Zutritt, Anmeldung nebenan«, aber ihr Begleiter verstellte ihr den Weg und schob sie dann ins Sekretariat, wo sie sich einer streng blickenden Frau mittleren Alters gegenübersah. Die Frau sagte frostig: »Was für ein Unsinn ist das? Wer sind Sie? Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.« (Drei Finger direkt in ihren Solarplexus, Boß, und sie ist sehr viel höflicher.) (Schon möglich, aber wir probieren zuerst meine Methode aus.)
    Joan antwortete in noch eisigerem Ton: »Ich denke nicht daran, Miss Perkins. Warum, glauben Sie, trage ich diesen Schleier? Wollen Sie mich anmelden? Oder soll ich die Polizei und die Nachrichtenschnüffler rufen?«
    Miss Perkins blickte verdutzt, verließ ihren Schreibtisch und verschwand im Büro des Chefs. Nach einer Minute kehrte sie zurück und sagte zornig: »Sie dürfen hineingehen.«
    Olsen blieb sitzen, als Joan sein geräumiges Büro betrat. Er sagte: »Madame, Sie haben eine ungewöhnliche Form gewählt, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Nun, was ist es? Kommen Sie zur Sache.«
    »Professor, bieten Sie einer Dame keinen Stuhl an?«
    »Einer Dame gewiß. Aber Sie haben sich einige Mühe gemacht, diesen Punkt zweifelhaft erscheinen zu lassen. Sprechen Sie, gute Frau, meine Zeit ist bemessen.« Er trommelte mit den Fingern auf die Platte seines Schreibtisches. »Oder wollen Sie mich zwingen, Sie entfernen zu lassen?«
    (Joan, hast du gesehen, wie er zum Mikrofon blickt? Diese alte Fledermaus im Nebenzimmer nimmt jedes Wort auf.) (Ich dachte es mir, Eunice. Also wollen wir noch nicht reden.) Joan trat näher an den Schreibtisch, hakte ihren Schleier aus und ließ ihn auf ihre linke Schulter fallen.
    Olsens Gesichtsausdruck veränderte sich von verdrießlicher Ungeduld zu erschrockenem Erkennen. Joan Eunice beugte sich über seinen Schreibtisch, schaltete das Diktiermikrofon aus. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Gibt es noch ein Aufnahmegerät? Ist dieser Raum schalldicht? Wie ist es mit dieser Tür?«
    »Miss …«
    »Miss ist genug. Sind Sie bereit, mir einen Stuhl anzubieten? Oder soll ich gehen – und mit meinem Anwalt wiederkommen?«
    »Aber bitte

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