Das geschenkte Leben
verdoppelt werden. Aber nur Sie und ich werden jemals wissen, was heute getan wird.«
»Mmmm … Es gibt gewisse Erfordernisse, die ich berücksichtigen muß. Gewiß habe ich die Autorität, jeder erwachsenen weiblichen Person eine künstliche Befruchtung zu ermöglichen, wenn ich mich ihrer Qualifikation vergewissert habe. Gehen wir davon aus, daß dies geschehen ist. Nichtsdestoweniger verlangt der Gesetzgeber, daß Unterlagen geführt werden, daß eine Akte angelegt …«
Joan schüttelte energisch ihren Kopf. »Keine Unterlagen, keine Akte. Tun Sie es einfach, und ich werde meinen Schleier über mein Gesicht haken und gehen.«
»Aber, Miss – ich tue diese Dinge nicht selbst. Ein Gynäkologe führt die Prozedur durch, unterstützt von einer Krankenschwester. Sie würden es mit Recht seltsam finden, wenn ich ihnen sagte, daß keine Aufzeichnungen und Eintragungen gemacht werden dürfen.«
»Keine Krankenschwestern. Keine Assistenten. Sie allein, Professor. Sie sind Arzt und Spezialist für Genetik und Eugenik. Entweder können Sie dies tun … oder Sie wissen nicht genug, um dieser Institution vorzustehen. Was die Kuratoren mit Bedauern zur Kenntnis nehmen würden. Darüber hinaus werde ich mit Ihnen gehen und die Nummer an dieser Spende nachprüfen und Ihnen über die Schulter sehen, bis Sie das Zeug in mich hineinbringen. Haben wir uns verstanden?«
Olsen seufzte. »Wir können nicht mit Sicherheit sagen, daß eine Plazierung des Spermas zu einer Befruchtung führen wird.«
»Wenn nicht, werde ich in neunundzwanzig Tagen wieder hier sein. Professor, hören Sie auf, sich zu zieren. Oder wetten Sie auf das andere Pferd, und ich werde gehen.« Sie stand auf. (Nun, Eunice? Wird der Frosch hüpfen?) (Keine Ahnung, Joan. Wenn ja, dann nur aus Angst um seinen Job. Er hat so viele Frauenhintern gesehen, daß sie ihn langweilen. Ich werde nicht schlau aus ihm.)
Olsen stand plötzlich auf. »Sie werden einen Kälteanzug brauchen.«
»In Ordnung. Geben Sie mir einen.«
»Ich habe einen in Reserve in meinem Schrank. Für wichtige Besucher. Er wird Ihnen ein wenig zu groß sein, aber das hat den Vorteil, daß Ihre Figur vollständig verhüllt wird. Niemand wird Sie erkennen.«
Fünfundvierzig Minuten später sagte Professor Olsen: »Halten Sie noch einen Moment still. Ich werde einen Ocklusivpessar aus Latex anbringen, um die Spende zu schützen.«
»Warum? Ich dachte, diese Dinger seien für Empfängnisverhütung.«
»Gewöhnlich. Und er wird auch diesem Zweck dienen – womit ich sagen will, daß manche unserer Klientinnen sofort vor jeder Befruchtung aus irgendeiner anderen Quelle geschützt sein wollen. Aber in Ihrem Fall hat diese zeitweilige Barriere dafür zu sorgen, daß die Gabe tatsächlich zu einer Befruchtung gelangt und nicht stromabwärts schwimmt – folgen Sie mir? Lassen Sie den Pessar bis morgen an Ort und Stelle – oder länger, das spielt keine Rolle. Wissen Sie, wie Sie ihn zu entfernen haben?«
»Wenn ich ihn nicht herausholen kann, werde ich sie rufen.«
»Wenn Sie es wünschen. Sollte sich ein Erfolg diesmal nicht einstellen, können wir es in vier Wochen wieder versuchen.« Professor Olsen senkte die Beinstützen und half ihr vom Stuhl. Sie richtete sich auf und begann ihre Kleidung zu ordnen. Sie fühlte sich erhitzt und glücklich. (Eunice, es ist getan!)
Professor Olsen hob ihren Umhang auf und legte ihn um ihre Schultern. Sie sagte: »Professor – machen Sie sich keine Sorgen über den Ausgang dieses Pferderennens.«
Er lächelte knapp. »Ich habe mir keine Sorgen darüber gemacht. Darf ich sagen, warum?«
»Bitte.«
»Hm. Wenn Sie sich erinnern, bin ich mehrmals mit Johann Smith – Mister Johann Smith – zusammengekommen.«
»Ja, ich glaube, es waren insgesamt zehn oder elf Begegnungen, darunter ein ausführliches Gespräch unter vier Augen, als Professor Andrews Sie als seinen Nachfolger nominierte.«
»Ja, Miss Smith. Ich werde dieses Gespräch niemals vergessen. Miss, es mag juristische Gründe geben, die Frage Ihrer Identität zweifelsfrei aufzuklären. Aber für mich ist diese Frage beantwortet. Ich glaube nicht, daß es irgendeine junge Frau Ihres gegenwärtigen physiologischen Alters gibt, die Mr. Johann Smiths charakteristische Umgangsformen auch nur halbwegs überzeugend simulieren könnte.«
»Lieber Himmel!«
»Wie bitte?«
»Professor Olsen, diese Geschlechtsveränderung, die ich durchgemacht habe, ist nicht leicht zu steuern, das können Sie mir glauben.
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