Das geschenkte Leben
Ruhestand zu treten. Ich bin erst …«
»Wirklich nicht? Sie vermitteln mir den Eindruck, daß Sie nach einem anderen Arbeitsplatz Ausschau hielten. Vielleicht bei Mr. Salomon. Wenn das so ist, will ich Ihnen nicht im Weg stehen, O’Neil.«
»Miss Smith, es gefällt mir hier.«
»Freut mich, das zu hören. Ich hoffe, Sie werden noch viele Jahre bleiben. O’Neil, haben Sie damals mit irgend jemandem mein Kommen und Gehen diskutiert?«
»Nur wenn Sie mir sagten, ich solle dies oder jenes ausrichten. In solchen Fällen habe ich Ihre Anweisungen immer auf Band.«
»Fein. Löschen Sie dieses Band, und ich werde warten, während Sie es tun.«
Nach einer kurzen Pause sagte er: »Gelöscht, Miss Smith.«
»Gut. Fangen wir von vorn an. O’Neil, hier ist Miss Johann Sebastian Smith. Ich möchte meinen Wagen, einen Fahrer und beide Beifahrer, in dreißig Minuten.«
»Sie werden bereit sein, Miss Smith.«
»Danke. Ich werde einkaufen. Gibt es etwas, das ich für Mrs. O’Neil mitbringen kann?«
»Sehr freundlich von Ihnen, Miss. Ich glaube nicht. Soll ich sie fragen?«
»Wenn Sie es tun, ist es nur nötig, zu sagen, daß mein Wagen in die Stadt fährt. Wenn sie eine Liste hat, können Fred oder Shorty das Nötige besorgen. Ende.«
(Boß, du hast ihm den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. War das nett?) (Es ist nicht einfach, mitten in einer nominellen Demokratie eine feudale Enklave zu erhalten, Eunice. Leute, die sich erst eine eigene Meinung bilden wollen, bevor sie meine Befehle ausführen, kann ich nicht gebrauchen. Jedenfalls nicht im Hauspersonal. Perfekten Service kannst du nur haben, wenn du die alten Mittel anwendest: Zuckerbrot und Peitsche. Wenn Johann ›Frosch‹ sagte, dann hüpften alle – besonders mein Sicherheitschef. O’Neil und alle anderen müssen wissen, daß Johann noch da ist, und daß niemand, nicht einmal Jake, zu überprüfen oder zu kritisieren hat, was ich sage. Es sei denn, er heiratet uns; in diesem Fall werde ich ganz der weibliche Typ sein und ihn alles entscheiden lassen.) (Das möchte ich erleben!) (Ich wäre dazu imstande, Eunice. Sag mir, hast du Joe gehorcht?) (Nun … ich habe es nie soweit kommen lassen, daß es hart auf hart ging. Ich glaube, du könntest sagen, daß ich ihm gehorchte. Außer daß ich schwindelte, oder manchmal meinen Mund hielt.) (Ich würde es ungefähr genauso machen. Ich glaube, das beste Arrangement wäre, genau das zu tun, was der Mann einem sagt … es aber so zu drehen, daß er mir das sagt, wofür ich mich bereits entschieden habe.) (Boß, das hört sich wie ein Rezept für eine vollkommene Ehe an. Nur darf der Mann nicht allzu klug sein. Oder er muß dich sehr lieben.)
(Ich finde, daß es mir gefällt, weiblich zu sein. Nun, was ziehen wir an?)
Joan entschied sich für ein Stirnband, einen knielangen Rock mit Pullover, einen Umhang mit Kapuze und Gesichtsschleier, und Schuhe mit niedrigen Absätzen, alles in gedeckten Farben. Sie war in weniger als dreißig Minuten fertig.
(Wie ist unser Gesicht, Eunice?) (Für eine ›Einkaufsfahrt‹ gut genug. Nicht nötig, Winnie zu rufen.) (Will ich auch nicht; sie könnte auf die Idee kommen, mich begleiten zu wollen. Laß uns gehen, Eunice – wir werden einen zweitausendjährigen Rekord brechen, ohne Hilfe vom Heiligen Geist.) (Joan, es ist nicht hübsch, so zu reden!) (Der Teufel soll mich holen! Eunice, ich dachte, du seist keine Christin? Du erzähltest mir früher immer von euren Joga-Übungen, von Karma und Om mani padme hum und so weiter, also dachte ich, du seist Buddhistin oder Hinduistin, oder so etwas.)
(Ich bin nichts von alledem, Joan. Ich kenne nur einige nützliche Übungen für geistige Disziplin. Aber es ist geschmacklos, über Dinge zu scherzen, die anderen heilig sind.) (Selbst in Gedanken? Willst du mir sagen, was ich denken soll?) (Oh, mir kannst du alles sagen Joan – Hauptsache, du sagst solche Dinge nicht laut.) (Tut mir leid, Boß. Ich liebe dich.) (Ich dich auch. Also, gehen wir. Lassen wir uns schwängern.) (Ja!)
Sie ging hinunter. O’Neil erwartete sie und salutierte. »Der Wagen steht bereit, Miss.« Er führte sie hinaus. Die drei Männer standen aufgereiht neben dem Fahrzeug und rissen die Hände an die Mützenschirme, als Joan herankam. Sie lächelte ihnen zu. »Guten Morgen, Freunde. Ich freue mich, euch so wohlauf wiederzufinden. Es war eine lange Zeit.«
Finchley antwortete für sie: »Das ist wahr, Miss Smith. Und wir freuen uns.«
»Danke.« Sie ließ
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