Das geschwaerzte Medaillon
waren nie an so viele Abzweigungen und Kreuzungen gekommen. Jetzt war es, als würde alle fünfzehn Meter eine neue auftauchen. Wie hatte sich so etwas unter Alanien ausbreiten können, ohne dass auch nur irgendjemand etwas davon mitbekommen hatte? Es war beängstigend, was dem Bewusstsein der Menschen alles entging oder was sie einfach nicht sehen wollten.
Ich wusste nicht, was die Erdwesen plötzlich dazu veranlasst hatte, stehen zu bleiben, aber sie taten es. Fast wäre ich in ein paar von ihnen hineingelaufen, so abrupt kam der Halt.
»Waas -«, setzte ich überrascht an, als ich mein Gleichgewicht unter Kontrolle bekam. Das Erdwesen, das auch schon bei unserer Gefangennahme gesprochen hatte, drehte sich schwerfällig zu uns um und öffnete seinen linienartigen Mund. Die grollenden Stimmen waren jedes Mal so unnatürlich, dass mir ein kleiner Schauer über den Rücken lief. Vielleicht war es eine instinktive Warnung.
»Der Meister sagt, ihr braucht eine Pause.«
Mehr kam nicht über seine versteinerten Lippen. Unschlüssig sah ich Keira an. Das Wesen sah nicht aus, als würde es noch mehr von sich geben. Vielleicht war jetzt meine einzige Möglichkeit, meinen Plan in die Tat umzusetzen oder zumindest ihn ins Rollen zu bringen. Ich rückte allmählich immer weiter aus dem direkten Lichtpegel der schwachen Fackel, wobei ich stets darauf achtete, dabei keinem Erdwesen näher zu kommen. Ich musste Keira nicht mal zu verstehen geben, dass sie es mir gleich tun sollte. Sie blieb ohnehin immer in meiner Nähe. Meistens trennten uns nicht mehr als fünf Zentimeter. Ihre Instinkte wiesen sie immer noch an, für den Fall der Fälle bereit zu sein und mein Leben mit dem ihren zu verteidigen.
»Was ist los?«, zischelte sie und es war unüberhörbar, wie ungeduldig sie war. Mir entging der Blick auf meine Hand nicht und auch nicht die Missbilligung, die sich beim Anblick meines Blutes in ihren Augen ausbreitete. Ich ignorierte es. Daran war ich ja gewöhnt. Ich antwortete nicht gleich, sondern fasste, so unauffällig wie es mir möglich war, an das Amulett und werkelte dort einen Moment herum. Ein leises Klicken erklang, das sich in meinen Ohren anhörte wie ein Glockenschlag, sofort fuhr mein Kopf herum, um zu sehen, ob eines der Erdwesen es auch gehört hatte. Es war eine dumme Reaktion gewesen. Eine, die ganz und gar nicht unauffällig war, aber zu meinem Glück waren meine Nerven einfach so überreizt, dass ich sogar bei dem Surren von Insektenflügeln fürchterlich zusammengezuckt wäre. Das Geräusch war wahrscheinlich überhaupt nicht wirklich zu hören gewesen. Keira starrte mich an. Sie verstand noch nicht, was ich gerade vorhatte. Als ich jedoch meine Hand senkte, in der nun der Seelentropfen lag und eine leere Verankerung im Amulett zurückließ, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. Ich hoffte inständig, dass das nur mir so stark auffiel.
»Was -?«, wollte sie ansetzen, aber ich schüttelte wieder den Kopf. Je weniger Worte wir gebrauchten umso besser. Vorsichtig rieb ich den Stein an meiner Hose sauber, wobei ich sorgsam darauf achtete, dass er nie unter meiner Handfläche hervorblitzte. Ich hinterließ eine Spur von Blut auf dem Stoff, aber das fiel neben den vielen anderen Flecken nicht weiter auf. Langsam hob ich die Hand, mit dem nun sauberen Stein, zum Amulett, so, als wollte ich es einfach nur berühren. Es kam mir quälend lange vor, wie ich dort saß und versuchte den Stein in das Amulett zu setzten. Panik stieg in mir auf, als ich dachte, dass er vielleicht nicht passen würde. Dass er zu groß oder zu klein war, doch ein leises Klicken, erlöste mich von dieser Angst. Ich betrachtete mein Werk und stellte zufrieden fest, dass der Stein wunderbar den Platz des Seelentropfens ausfüllte und täuschend echt aussah. Keira zog erneut eine Augenbraue fragend hoch. Es behagte ihr nicht, dass ich den Seelentropfen vom Amulett gelöst hatte. Verständlich, da dieser kleine Gegenstand dazu in der Lage war, eine Seele zu kontrollieren, sie von ihren Körpern zu trennen und wieder zu verbinden und vor allem konnte er Seelen für immer auslöschen. Ein mächtiger Gegenstand, der eine tödliche und katastrophale Waffe sein konnte. Ich griff nach Keiras Hand. Ich ließ sie nicht los, auch wenn sie versuchte mich abzuschütteln.
»Keira!«, zischte ich und festigte meinen Griff, ich war mir sicher, dass es ihr wehtun musste, aber das war jetzt gerade nicht zu ändern. Sie würde noch meinen Plan
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