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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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zeigten uns gerade den einzigen Weg, den wir würden gehen können. Mit ihnen oder gar nicht. Ich nickte resigniert, als ich zu dieser Einsicht kam. Vielleicht würde später noch eine Chance kommen, damit Keira fliehen konnte. Ich hoffte es.
    »Okay. Wir kommen mit.«
    Ich ignorierte das entsetzte Luftholen von Keira. Ich konnte ihren Augen jetzt nicht begegnen. Ich wollte nicht sehen, was sie jetzt gerade von mir dachte. Erst hatte ich ihr verboten zu kämpfen, dann hatte ich sie wegschicken wollen und nun hatte ich uns beide einfach ausgeliefert, ohne auch nur ein Wort mit ihr darüber zu wechseln.

Jahrhundertelanges Verlangen

    Ich hatte mich weder getraut mit Keira zu reden, noch hatte ich ihr in die Augen gesehen. Wir liefen seit mindestens drei Stunden durch die Tunnel. Die Anzahl der Erdwesen, die sich direkt vor und hinter uns befanden, war unbegreiflich. Es schien, als hätte der Meister eine ganze Armee geschickt, um Keira und mich gefangen zu nehmen. Die kleinen Massaker, die hauptsächlich ich angerichtet hatte, waren ihm offensichtlich nicht entgangen. Dieses Mal hatte er sichergestellt, dass wir keine Chance hatten. Es war unmöglich jetzt zu entkommen, selbst wenn wir es wollten. Ich spürte, dass Keira mich immer wieder von der Seite ansah und versuchte so zu tun, als würde ich die Beschaffenheit der Tunnel zum ersten Mal sehen. Tatsächlich sah ich sie wirklich das erste Mal bewusst an, aber der Grund dafür war mehr als beschämend. Ein Funkeln fiel mir auf, das immer mal wieder in der dunklen Wand aufleuchtete. Es war stets winzig und kaum sichtbar, wenn man nicht darauf achtete. Neugierig ließ ich meinen Blick zum Boden wandern. Auch dort fand ich dieses Funkeln, das von kleinen schimmernden Steinen ausging. Steine, die so ähnlich aussahen wie der Seelentropfen. Aufregung flammte in mir auf und ich versuchte angestrengt, es mir nicht anmerken zu lassen. Zumindest für den einen Gedanken hatte ich vielleicht eine Lösung gefunden. Ich stolperte über meine eigenen Füße oder zumindest tat ich so und fiel plump zu Boden. Dabei schürfte ich mir die Knie auf, aber das war jetzt ziemlich unwichtig. Ich hatte bestimmt nur Sekunden, deshalb suchte ich hektisch den Boden ab und schloss gerade noch meine Hand um einen der Steine, als ich von Keira wieder auf die Beine gestellt wurde. Sie sah mich verstohlen an und zog fragend eine Augenbraue hoch. Mein kleiner Auftritt hatte sie nicht getäuscht. Ich hoffte, dass die Wesen mein schauspielerisches Talent nicht ebenso einfach durchschauen würden. Ich atmete erleichtert aus, als ich feststellte, dass nicht eines von ihnen auch nur im Geringsten auf mich achtete. Ihre schiere Anzahl schien für sie zu reichen, um Keira und mich im Zaun zu halten. Während der ganzen nächsten Stunden hielt ich den Stein umklammert. Dieser mickrige, kleine Stein war die einzige Chance der Welt zu überleben. Ich konnte nicht auf Keiras fragende Blicke antworten, die sie mir immer und immer wieder zuwarf, bis allmählich ein wütender Ausdruck mit ihnen einherging. Warum verstand sie nicht, dass ich nicht einfach frei mit ihr reden konnte. Woher sollte ich wissen, wie viel diese Wesen noch verstanden. Das zu unterschätzen, könnte dazu führen, dass absolut alles, aber auch alles, sinnlos gewesen wäre. Alles, was wir geopfert hatten, wäre dann für nichts gewesen, wenn dieser eine kleine Teil schief ging. Und überhaupt hing der Erfolg davon ab, ob ich mit meinen Vermutungen richtig lag. Wenn ich mich irrte, dann wäre die Welt mit uns verloren. Ein kleiner Stein entschied das Schicksal der Welt und ihrer Bewohner. Er entschied, ob alle versklavt wurden oder weiterhin in Freiheit und vor allem mit freiem Willen leben konnten. Es war lächerlich, wie so vieles von so wenig abhängen konnte. Ich dachte schon, wir würden nie anhalten, um zu schlafen oder einfach nur eine Pause zu machen. Wir liefen sicherlich schon einen Tag lang und meine Füße fühlten sich an, als würden sie bei jedem Schritt über glühende Kohlen gehen.

    Von meiner Hand tropfte Blut, so fest hielt ich immer noch den Stein. Sicherlich hatten sich ein oder zwei Fingernägel in meine Handfläche gebohrt. Der Stein selbst war so rund, dass ich mich daran unmöglich schneiden konnte. Das würde nicht einmal ich schaffen. Ich hatte schon vor einer Ewigkeit aufgegeben, mir die ganzen Abzweigungen zu merken, die wir nahmen. Keira und ich mussten gerade einmal am Rande des Tunnelsystems gewesen sein. Wir

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