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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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begonnen und auch hier war das sichtbar. An den Wänden standen Gerüste. Sie waren weitestgehend verhüllt. Der Empfangsbereich war bereits fertiggestellt. Ein marmorner Tresen empfing die Besucher und die Angestellten. An der Wand hinter den Tresen stand in riesigen schwarzen Marmorbuchstaben ›Galin‹. Man konnte durchaus davon beeindruckt sein. Ich hingegen ging zielstrebig auf die Aufzüge zu.
    »Miss!«
    Eine tiefe Baritonstimme brüllte hinter mir her und wurde von heftig widerhallenden Schritten begleitet. Ich stöhnte genervt auf und blieb abrupt stehen, was dazu führte, dass mir mit einem Mal die Luft aus dem Körper entwisch, als ich hart auf dem polierten Boden aufprallte.
    »Au, Idiot!«, schrie ich den Mann an, der überrumpelt versuchte sein Gleichgewicht zu halten und mir gleichzeitig beim Aufstehen helfen wollte.
    »Es tut mir so leid«, stotterte er.
    Ich rappelte mich auf und betrachtete den Idioten, der mich umgerannt hatte.
    »Chris!«, stieß ich ungläubig aus.
    Chris war der Sohn von Daniel und hatte bei meinem letzten Besuch versucht, uns zu helfen. Er hatte sich nicht besonders gut dabei angestellt. Ihn jedoch jetzt in einer Sicherheitsuniform zu sehen, überraschte mich doch sehr.
    »Chris was ...? Du bist Sicherheitsmann?«
    Ich konnte den überraschten Unterton einfach nicht aus meiner Stimme verbannen. Er grinste unbeholfen und sein Gesicht bekam einen leichten Rotschimmer.
    »Ja ... ich ... mein Vater. Er war der Meinung, ich müsste endlich einen Beruf ausüben. Ist Keira auch da?«
    Chris hatte, wie die meisten Männer, gefallen an Keira gefunden. Es war nur blöd für ihn gelaufen, dass sie zuvor in Furn Ryan kennengelernt hatte. Seitdem war sie mit ihm zusammen, auch wenn es im Moment eher eine Fernbeziehung war. Er war, im Gegensatz zu Craig, nicht nach Amalen gekommen, nachdem der Zirkel gestürzt war.
    »Sie ist in Amalen geblieben. Tut mir leid.«
    Ich konnte mir diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
    »Oh ... verstehe.«
    »Chris, ich muss zu deinem Vater. Ist er da?«
    Wie immer huschte der gekränkte Ausdruck über Chris’ Gesicht, wenn man ihn nach seinem Vater fragte. Er stand ganz offensichtlich im Schatten seines Vaters und das gefiel ihm nicht.
    »Er ist in seinem Büro. Soll ich dich zu ihm bringen?«
    »Ich weiß noch, wo sein Büro ist, aber wenn du darauf bestehst.«
    Er zuckte unentschlossen mit den Schultern, kam mir aber dann doch hinterher, als ich zu den Aufzügen ging.
    »Doch noch entschieden«, neckte ich ihn über meine Schulter hinweg.
    »Eh ja ... ich habe jetzt Pause.«
    »Na dann.«
    Ich ging in den Aufzug, auch wenn ich Aufzüge eigentlich nicht mochte. Fast noch schlimmer als die Vorstellung, dass das Kabel riss, war die schreckliche Musik, die auch in diesem unaufhörlich vor sich hin dudelte. Es war eine viel zu fröhliche Melodie, die einen nur auf die Palme brachte und alles andere als froh machte. Mich machte sie sogar eher noch leicht aggressiv, was nicht gut war, da ich im Moment eh vor unterdrückter Wut brodelte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Fahrstuhl endlich anhielt und ich von dieser Musik nicht mehr gefoltert wurde.
    »Endlich«, grummelte ich, als die Tür langsam aufging. Ein empörtes Räuspern kam von der Sekretärin, als ich direkt auf das Büro von Daniel zuging. Ich hatte sie schon damals nicht leiden können.
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Ihre Stimme klang noch genauso rauchig und ätzend wie damals. »Oh, hallo Chris«, fügte sie noch hinzu, als sie ihn hinter mir entdeckte. Sie sagte es so abschätzend, dass es mir Leid tat, ihn eben noch geneckt zu haben. Im Gegensatz zu ihr lag hinter meinen Worten keine böse Absicht. Irgendwie schien Chris das Objekt der öffentlichen Belustigung zu sein. Jeder machte sich über ihn lustig, ohne dass er sich groß dagegen wehrte. Es war keine fiese Art, die einem das Leben zur Hölle machte, aber es war sicherlich immer wieder ein unangenehmes Gefühl. Es schien, als hätte er noch mehr von seinem Selbstbewusstsein verloren, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Überhaupt verhielt er sich anders. Ich wusste nicht genau, wie ich plötzlich darauf kam, aber etwas war anders und nicht im guten Sinne. Ich verschleierte meinen Blick für eine Sekunde mit der Seelensicht. Chris’ Seelenenergie war getrübt und schwach. Sie pulsierte langsam vor sich hin, ohne dass sie die gewöhnliche Energie aufwies. Es schien, als wäre sie krank, geschwächt und irgendwie taub. Ein

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