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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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es mich fast schon ein wenig verunsicherte. Er nahm mir das Sandwich und die Schokolade ab und rechnete alles zusammen. Dabei benutzte er keinen Scanner oder irgendetwas anderes Technisches. Diese Tankstelle war wirklich alt.
    »Vielleicht könnten Sie mir noch sagen, wo ich bin?«
    Ich lächelte ihn schüchtern an. Er erwiderte es freundlich, wobei sich um seine Augen herum Krähenfüße bildeten.
    »Sie sind zweihundert Kilometer von Galin entfernt und Meldon ist einige Kilometer in die Richtung, aus der sie kamen.«
    Mein Gesicht musste für eine Sekunde verraten haben, dass die Erwähnung von Meldon nichts Gutes war.
    »Verzeihen Sie, ich scheine etwas Falsches gesagt zu haben.«
    Er sah mich besorgt an. Ich schüttelte ein wenig zu heftig den Kopf.
    »Nein, nein. Das haben Sie nicht. Kommen Sie aus Meldon?«
    Ich hoffte, dass ich einem der Bewohner von Meldon gegenüberstand. Ein Beweis dafür, dass sie alle überlebt hatten, was auch immer dort geschehen war.
    »Ich komme aus keinem bestimmten Dorf. Ich wohne auf dem Grundstück hinter dieser Tankstelle. Gleich fünfhundert Meter von hier. Ich habe eine kleine Hütte im Wald. Da wohne ich seit bestimmt schon fünfzig Jahren. Meldon ist nur das Dorf, das am nächsten liegt.«
    Ich nickte verständnisvoll mit dem Kopf.
    »Das hört sich nett an. Kennen sie jemanden in Meldon?«
    Ich war mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, diese Frage zu stellen. Allerdings beschäftigte mich das Schicksal der Bewohner viel zu sehr.
    »Ich kannte ein paar Leute, allerdings ist es Jahre her, dass ich sie getroffen habe. Weshalb fragen Sie?«
    Ich überlegte einen kurzen Moment, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte.
    »Es schien verlassen zu sein, als ich hindurch kam.«
    Besorgnis legte sich über das Gesicht des alten Mannes.
    »Das ist nicht möglich. Auch wenn ich lange keinen mehr gesehen habe, so weiß ich doch, dass Meldon von einigen Familien bewohnt wird.«
    »Oh, naja, vielleicht habe ich mich auch geirrt. Es war sehr spät, als ich dort war. Wie viel schulde ich Ihnen eigentlich?«
    Ich versuchte, von dem Thema abzukommen. Ich sollte ohnehin weiterfahren.
    »Oh, ja natürlich ...«, sagte er zerstreut. »Fünfundfünfzig Euro für alles.«
    Ich reichte ihm sein Geld und fühlte mich furchtbar, dass ich diesen netten Herren mit meinen Sorgen gequält hatte.
    »Vielen Dank und ich bin sicher, dass ich mich geirrt habe. Es war wirklich nett, Sie kennenzulernen.«
    Ich lächelte unbeholfen und verließ eilig die Tankstelle. Ich musste dringend meinen Großvater finden. Wirklich sehr dringend. Immerhin war ich nicht mehr so weit von Galin entfernt. Das war mal etwas Gutes. Ich würde es heute noch erreichen. Und wenn ich mich beeilte, noch vor dem Sonnenuntergang. Es tat mir leid, den netten Mann so unwissend zurückzulassen, aber was könnte ich jetzt schon tun. Ich half ihm und allen anderen am besten, wenn ich all dem auf den Grund ging und ein Ende bereitete. Es waren nun nicht mehr dreiundzwanzig Vermisste. Es waren viel mehr und ich war mir sicher, dass noch nicht bekannt war, dass ein ganzes Dorf verschwunden zu sein schien. Ich würde nicht mehr anhalten, bis ich in Galin eintraf. Das Sandwich hatte zwar meinen Hunger nur ein wenig gestillt, aber vorerst würde es reichen.
    Ich erreichte mein Ziel, noch bevor sich einer der Sonnenstrahlen orange färbte. Es war halb fünf, als ich das Ortseingangsschild von Galin passierte. Ich hielt mich nicht damit auf, ein Hotel zu suchen. Mein Ziel war das eckige Betongebäude, in dem sich alle politischen Büros befanden. Dort war natürlich auch das Büro von Daniel Reeden. Er war der Bürgermeister und einer der Anführer des Widerstands. Die Reifen des Mustangs quietschten, als ich genau vor dem Eingang des Kolosses parkte. Dort war das Parken zwar verboten, aber wirklich interessieren tat es mich in diesem Moment nicht. Ich packte meinen Rucksack vom Rücksitz, steckte meine Dolche in die Stiefel und sprang aus dem Wagen. Ich war so schnell durch die Drehtür hindurch, dass mich keiner der Wachleute am Eingang aufhalten konnte. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie mich überhaupt hatten kommen sehen, ehe ich nicht schon an ihnen vorbei war. Die Eingangshalle war ebenso riesig wie das Gebäude, und genauso hässlich. Der Zirkel hatte alles daran gelegt, dieses Gebäude und jeden, der in ihm arbeitete, zu demütigen. Jetzt, da der Zirkel nicht mehr existierte, hatte der Widerstand mit dem Wiederaufbau von Alanien

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